06.11.2001
Begabte und leistungsstarke Auszubildende sollen künftig stärker gefördert und gefordert werden. Das ist das Ziel des Modellversuchs „Begabtenförderung in der gewerblich-technischen Berufsausbildung“, der vom Bundesministerium für Bildung und For-schung (BMBF) und vom Lande Bremen gefördert wird. Dabei soll in einem Zeitraum von drei Jahren eine möglichst optimale Förderung der begabten Aus-zu-bildenden in der Phase der Erstausbildung, in der alters-gemäß Lernbe-reitschaft und Lernfähigkeit noch besonders ausgeprägt sind, vorbereitet werden. Für den Modellversuch, der mit Bundesmitteln in Höhe von 400.000 Mark gefördert wird, ist ein Team aus Lehrkräften, Psychologen, Mitarbeitern für die wissenschaftlichen Begleitung und einer Verwaltungskraft gebildet worden. Durch die Fördermittel konnten auch zusätzliche Arbeitsverträge abgeschlossen werden.
Begabtenförderung in der Berufsausbildung bedeutet bisher in der Regel lediglich eine finan-zielle Förderung nach Abschluss der beruflichen Erstausbildung (Stipendiaten-förderung) und ist ausschließlich orientiert an der Note der Abschlussprüfung. Eine frühzeitige Begabungsfeststellung, eine gezielte Begabtenberatung sowie eine syste-ma-tische Begabtenförderung mit zusätzlichen Angeboten, besonderen Heraus-for-de-run-gen und veränderten Lern- und Qualifizierungs-wegen gibt es in der schulischen und betrieblichen Berufsausbildung nicht. Auch mangelt es an einer spezifische Bestimmung von „Begabung“ in der Berufsbildung. Hier setzt der Modellversuch an.
Er richtet sich verstärkt auf die Gruppe der begabten und be-son-ders leistungswilligen Auszu-bildenden, welche bisher pädagogisch nicht ange-mes-sen in den Blick genommen und nur unzureichend gefördert und gefordert wur-den. Die unterrichtlichen Differenzierungs- und Fördermaßnahmen in der dualen Berufsausbildung, welche sich in erster Linie auf benachteiligte und leistungsschwache Auszubildende zielen, bleiben dabei bestehen.
Das Zentrum des Modellversuchs ist im Technischen Bildungszentrum Mitte (TBZ Mitte), Abteilung Metall- und Maschinentechnik, eingerichtet worden. Um eine zielgerichtete Förderung begabter Auszubildender gewährleisten zu können, sollen nicht nur die Lehrkräfte hierfür besonders qualifiziert werden. Erforderlich ist auch, dass Koope-rationen mit nachfolgenden Institutionen (Fach-schule, Hochschule) intensiviert und die Begabtenförderung inhaltlich gemeinsam ge-staltet wird. Die Hochschule Bremen, Abteilung Maschinenbau, und die Fachschule für Technik (Technikerschule) konnten dabei als Kooperationspartner gewonnen werden. Die Hochschule Bremen wird auch die wissenschaftliche Begleitung überneh-men. Die Ausbildungsfirmen, in denen die betreffenden Auszu-bil-denden ihre Berufsausbildung absolvieren, werden in den Modellversuch einbezogen.
Kooperiert wird auch mit den Abteilungen „Curriculumentwicklung und Innovationsförderung“ und „Psychologische Dienste“ des Landesinstituts für Schule in Bremen, da die Bearbeitung der psychologisch-diagnostischen Aspekte bei der Auswahl der Auszubildenden und bei der Planung der besonderen Fördermaßnahmen von besonderer Bedeutung ist. Die beste Vorhersage besonderer beruflicher Leistungsfähigkeit ergibt sich durch die Ergänzung der Prognose nach Noten durch Fragebögen und Tests für Schlüsselqualifikationen im Bereich sozialer Kompetenzen, Problemlösungskompetenzen und der Motivation. Hierzu ist besonderer psychologischer Sachverstand nötig.
Der Modellversuch wird nicht nur für die Berufsbildung in Bremen von Bedeutung sein. Die Förderung des Modellversuchs zeigt, dass das Thema überregional von Bedeutung ist und auch die anderen Bundesländer großes Interesse an den Ergebnissen haben. Auch die Berufs-bil-dungs-forschung wird sich des Themas annehmen, sobald sich die Diskussion aus-breitet. Ein überregionaler Transfer der Ergebnisse des Modellversuchs soll durch Fachtagungen und Workshops organisiert werden.
Dr. Dieter Hasselhof
Technisches Bildungszentrum Mitte
An der Weserbahn 4
Tel.: 361 16770 oder 16774