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Der Senator für Kultur

"T4. Ophelias Garten" – Großes Interesse an Aufführungen im Zentrum für Kunst

26.01.2024

Anlässlich des Tages zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar finden im Bremer Zentrum für Kunst vom 26. bis 28. Januar 2024 um jeweils 19 Uhr drei Aufführungen des Dramas von Pietro Floridia "T4. Ophelias Garten" statt. Zur Premiere am heutigen Freitagabend (26. Januar 2024) begrüßte Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte das Publikum im Tabakquartier. Bei dem Stück handelt es sich um ein historisch fundiertes Drama, das der italienische Regisseur und Autor Pietro Floridia 2006 publizierte und das die Traumata der Opfer nicht einfach wiederholt, sondern in dem das undarstellbare Grauen in Anlehnung an Shakespeare als jener Bach antizipiert ist, in dem die Hamlet-Figur Ophelia immer schon ertrinken wird.

Bürgermeister Bovenschulte (li) und Landesbehindertenbeauftragter Frankenstein sprachen vor Beginn der Aufführung Grußworte. Foto: ZFK/Jana Witte
Bürgermeister Bovenschulte (li) und Landesbehindertenbeauftragter Frankenstein sprachen vor Beginn der Aufführung Grußworte. Foto: ZFK/Jana Witte

"Ich freue mich sehr darüber, dass das gerade vor einem Jahr eröffnete Zentrum für Kunst dieser wichtigen Produktion an gleich drei Abenden en suite eine Bühne bieten kann. Ich bin sehr gespannt auf die Inszenierung, die aktueller kaum sein kann. Damals wie heute sprechen die Rechten nicht nur von massenhaften Abschiebungen von Menschen, die nicht in ihr nationalistisches Menschenbild passen. Sie planen sie ganz konkret in geheimen Zirkeln," so Bürgermeister Bovenschulte in seinem Grußwort.

In Ophelias Garten wird die Geschichte von Ophelia (Neele Buchholz) erzählt, die mithilfe von Krankenschwester Gertrud (Maja Zećo) versucht, der Zentrale jener nationalsozialistischen Bürokraten und Ärzte zu entgehen, die in der Tiergartenstraße 4, Berlin, nach ideologischen Maßstäben von "ökonomischer Brauchbarkeit" über Leben und Tod entscheiden. Die Bremerin Neele Buchholz ist Tänzerin, Schauspielerin - und Inklusionspionierin. Die freie darstellende Künstlerin hat das Down-Syndrom. Auf das Gastspiel in ihrer Heimatstadt freut sich Buchholz besonders, weil sie in dem prämierten Stück ihre erste Hauptrolle spielt.

Nach gelungener Vorführung: Andreas Bovenschulte mit Hauptdarstellerin Neele Buchholz. Foto: ZFK/Jana Witte
Nach gelungener Vorführung: Andreas Bovenschulte mit Hauptdarstellerin Neele Buchholz. Foto: ZFK/Jana Witte

"Die menschenfeindliche Ideologie rechtextremer Kräfte in Deutschland macht mir als behindertem Menschen seit längerem Angst," erklärte der Landesbehindertenbeauftragte Arne Frankenstein, auf dessen Initiative das Stück in Bremen gastiert. "Ich erhoffe mir, dass von den drei Theaterabenden ein starkes Signal gegen Menschenfeindlichkeit und für Menschenrechte ausgeht." Wir müssten uns, so Frankenstein weiter, als Gesellschaft nicht nur der Gefahr der Wiederholung größten Unrechts entgegenstellen, sondern bereits der fortbestehenden Aussonderung behinderten Lebens am gesellschaftlichen Leben. Denn diese Aussonderung, die auch 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention das Leben vieler Menschen mit Behinderungen bestimme, teile die ideologische Wurzel dessen, was in vollständiger Perversion zur systematischen Ermordung behinderter Menschen im Nationalsozialismus geworden sei.

Wie hoch die Akzeptanz des vor einem Jahr an den Start gegangenen Zentrums für Kunst ist, lässt sich unter anderem am Publikumszuspruch ablesen; so sind die Karten für die drei Aufführungen von "T4. Ophelias Garten" bereits vergriffen. Das Zentrum für Kunst im Tabakquartier wird darüber hinaus von Künstlerinnen und Künstlern, Besucherinnen und Besuchern gleichermaßen gut angenommen. Das Stipendien- und Residenzen-Programm, das auf den interdisziplinären Austausch zwischen professionellen Kunstschaffenden setzt, ist verheißungsvoll gestartet und gibt weiter berechtigten Anlass für schönsten ästhetische Hoffnungen. Davon konnte sich Bovenschulte vor der Aufführung bei zwei Atelierbesuchen überzeugen.

Zentrum für Kunst überzeugt - Atelierbesuche von Bovenschulte

Intensiver Austausch beim Ateliergespräch mit Künstler Sönke Busch (2.v.r.) und Architekt Lars Lammers (li) vom ZKÖR. Foto: ZFK/Jana Witte
Intensiver Austausch beim Ateliergespräch mit Künstler Sönke Busch (2.v.r.) und Architekt Lars Lammers (li) vom ZKÖR. Foto: ZFK/Jana Witte

Das ZKÖR (Zentrum für Kunst am (sic!) öffentlichen Raum) vereint seit 2022 Akteurinnen und Akteure mit Bremen-Bezug und beruflichem Hintergrund in künstlerischen, stadtverändernden Berufen. Im Atelier des ZKÖR informierten Sönke Busch (Direktor des ZKÖR, Autor und freischaffender Künstler) und Lars Lammers (Architekt, Geschäftsführer von LPR-Architekten und Vizepräsident der Architektenkammer Bremen) den Kultursenator über den Stand der Kunst im öffentlichen Raum Bremens, die Bedeutung von Bildender Kunst und die aktuell geplanten Projekte. Gerade der Wandkunst soll besondere Beachtung gegeben werden. So soll ein Wandatlas entstehen und ein internationales Wand-Kunst-Festival im Zwei-Jahres-Turnus stattfinden. In Planung ist bereits ein Projektbüro für Wandkunst im öffentlichen Raum der Städte Bremen und Bremerhaven.

Der Bürgermeister beim Atelierbesuch des Kollektivs  Support your local Girl Gang - TEAM*SPIRIT; v.l.n.r.: Pia van Nuland, Sabine Wewer und Claudia Christoffel. Foto: ZFK/Jana Witte
Der Bürgermeister beim Atelierbesuch des Kollektivs " Support your local Girl Gang - TEAM*SPIRIT"; v.l.n.r.: Pia van Nuland, Sabine Wewer und Claudia Christoffel. Foto: ZFK/Jana Witte

Das Kollektiv "Support Your Local Girl Gang_Team*Spirit" möchte die Sichtbarkeit von Künstlerinnen erhöhen. Die fünf Bremer Künstlerinnen arbeiten auch international und haben immer wieder Preise und Stipendien erhalten und gelten dabei sicherlich als jene Art Künstlerinnen, die Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz bei der Konzeption des Zentrums für Kunst im Sinn hatte: im In- und Ausland erfolgreiche Frauen, die eine Residenz in Bremen an die Stadt bindet. Pia van Nuland, Sabine Wewer und Claudia Christoffel waren beim zweiten Atelierbesuch des Tages zugegen und berichteten dem Bürgermeister über ihre Arbeit im Zentrum für Kunst, über Chancen und Herausforderungen im Kollektiv und über konkrete Vorhaben im Rahmen der dreijährigen Residenz. Alle fünf Künstlerinnen (die weiteren Mitglieder sind Veronika Dobers und Branka Colic) schätzen die Residenz als Möglichkeit, neue Arbeitsformen zu erproben und gemeinsam neue Formate zu entwickeln - ohne dabei finanziell unter Druck zu geraten.

Ansprechpartner für die Medien:

  • Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de
  • Kai J. Steuck, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Landesbehindertenbeauftragten, Tel.: (0421) 361-18181, E-Mail: office@lbb.bremen.de