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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Runder Tisch zur Umsetzung der Istanbul-Konvention

27.06.2023

Im Rahmen der Umsetzung des Bremer Landesaktionsplans "Istanbul-Konvention umsetzen – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen" (LAP) findet einmal jährlich ein Runder Tisch der verschiedenen Institutionen und Ressorts statt, an dem auch die Fachberatungsstellen, der Betroffenenbeirat Istanbul-Konvention, Aktivistinnen und die Gleichstellungspolitischen Sprecherinnen der Fraktionen teilnehmen. In dieser Woche trat das Gremium zum zweiten Mal im Forum K des Rotes-Kreuz-Krankenhauses in der Bremer Neustadt mit dem Themenschwerpunkt "Der besondere Schutzbedarf gewaltbetroffener Frauen* im Kontext von Wohnungslosigkeit, Sucht, Beschaffungsprostitution und psychischer Erkrankung" zusammen.

Runder Tisch zu besonderen Schutzbedarfen. Foto: Gesundheitsressort
Runder Tisch zu besonderen Schutzbedarfen. Foto: Gesundheitsressort

"Auch, wenn diese Gruppe auf den ersten Blick sehr heterogen erscheint, eint sie, dass sie statistisch gesehen mehr Gewalt in der Kindheit erlebt haben, als Frauen, die dieser Gruppe nicht angehören. Wir müssen den Schutz für alle von Gewalt betroffenen Frauen gewährleisten und wir müssen dafür sorgen, dass das Hilfesystem für alle Betroffenen niedrigschwellig und diskriminierungsfrei zugänglich ist, damit gerade die, die sich in besonders prekären Lebenssituationen befinden, Unterstützung in Anspruch nehmen können", so Frauensenatorin Claudia Bernhard.

Die Gruppe "besondere Schutzbedarfe" umfasst neben Prostituierten oder inter* Menschen genauso Frauen und Mädchen mit Behinderungen oder wohnungslose Frauen bis hin zu Frauen und Mädchen mit Sucht- oder Psychiatrieerfahrung. Diese Betroffenengruppen eint, dass sie sich – teilweise aufgrund dieser Gewalterfahrungen – nun akut (wieder oder immer noch) in einer Situation befinden, in der sie einem sehr hohen Risiko ausgesetzt sind, (erneut) Gewalt zu erfahren.

Der Landesaktionsplan Istanbul-Konvention beinhaltet Maßnahmen, die den Zugang zum Hilfesystem für Zielgruppen mit besonderen Schutzbedarfen verbessern soll, etwa den Ausbau barrierefreier Zugänge in das Hilfesystem, eine verlässliche Sprachmittlung oder eine stärkere Sensibilisierung für intersektionale Diskriminierungserfahrungen. Auch das Projekt Dafne von Comeback und der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz – das sich um die Schaffung neuer Schutzangebote für wohnungslose, psychisch kranke, suchtmittelkonsumierende sowie sich prostituierende Frauen kümmert, die Gewalt erlebt haben – und bei diesem Runden Tisch im Fokus steht, fällt darunter.

"Wohnungslose, drogenabhängige und sich prostituierende Frauen sind überproportional von Ausbeutung, sexueller Gewalt oder psychischem Missbrauch betroffen und benötigen daher dringend auf sie zugeschnittene Hilfs- und Unterstützungsangebote. Daran fehlt es im Land Bremen bisher, da beispielsweise Frauenhäuser und Obdachlosenunterkünfte drogenabhängige Frauen nicht aufnehmen. Deshalb ist ein erster wichtiger Schritt, dass im Rahmen des Projekts Dafne, ein Konzept für eine Notunterkunft für diese Frauen und Mädchen erstellt wird. Im Koalitionsvertrag verpflichtet sich die neue Regierung nun dazu, entsprechende Schutzunterkünfte und Unterstützungsangebote zu schaffen. Das ist ein ganz wichtiges politisches Bekenntnis, denn mit einem Konzept allein ist noch keiner Frau geholfen. Die Teilnahme am Runden Tisch hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass die unterschiedlichen Vertreterinnen aus dem Hilfesystem direkt miteinander ins Gespräch kommen", sagt die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm

Der Betroffenenbeirat begrüßt die Bemühungen um das Projekt Dafne und wies zudem darauf hin, dass Wohnungslosigkeit keine freie Entscheidung sei, sondern eine Form der strukturellen Gewalt und damit eine nachhaltige Verletzung der Menschenwürde darstellt. Da Dafne ein Projekt für obdachlose Frauen, die suchtkrank und/oder psychisch erkrankt sind und/oder in der Beschaffungsprostitution arbeiten, sein soll, sei es notwendig bedarfsgerechte Angebote zu schaffen, zum Beispiel Konsumräume, regelmäßige medizinische Versorgung und Trauma-therapeutisch geschultes, psychologisches Fachpersonal. Darüber hinaus hofft der Bremer Betroffenenbeirat Istanbul-Konvention, dass Dafne nicht nur für wohnungslose cis Frauen, sondern auch für betroffene trans Frauen, trans Männer und nichtbinäre Personen – unabhängig von ihrem Transitionsstatus – zugänglich gemacht werde.

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Ansprechpartner für die Medien:
Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de