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Der Senator für Kultur

Patrick Peljhan erhält den 46. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst

13.02.2023

Bürgermeister und Kultursenator Dr. Andreas Bovenschulte hat am Wochenende (11. Februar 2023) den 46. Förderpreis für Bildende Kunst 2022 erstmals wieder nach zwei Jahren im Rahmen einer großen Ausstellungseröffnung überreicht. Der Preisträger ist der in Pforzheim geborene und in Bremen arbeitende Künstler Patrick Peljhan.

Der Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, der bereits an später überregional bekannten gewordene Kunstschaffende wie Norbert Schwontwowski (1985), Christian Haake (2007) und Elianna Renner (2009) verliehen wurde, zählt zu den ältesten und bestdotierten Nachwuchsförderpreisen und wird seit 1977 vergeben. Peljhan erhielt die mit 6.000 Euro dotierte und vom Senator für Kultur verliehene Auszeichnung für sein Werk "Memory Blue". Hinzu kommen eine Einzelkatalogförderung von 3000 Euro sowie eine spätere Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Bremen.

Rund zweihundert Gäste konnte Bürgermeister Bovenschulte zur Preisverleihung in der Städtischen Galerie begrüßen. Foto: Senator für Kultur
Rund zweihundert Gäste konnte Bürgermeister Bovenschulte zur Preisverleihung in der Städtischen Galerie begrüßen. Foto: Senator für Kultur

Bürgermeister Bovenschulte führte in seinem Grußwort unter anderem aus: "In den Räumen, wo sich heute die Städtische Galerie befindet, haben sich früher die Gär- und die Lagerräume einer Bierbrauerei befunden. Zumindest strukturell sind die Aufgaben der Städtischen Galerie mit ihren rund 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche mit der vormaligen Nutzung dieses Gebäudes vergleichbar: Das Haus lagert, bewahrt und zeigt bemerkenswerte Bremer Artefakte. Und das Haus lässt kreative Ideen, Initiativen, Interventionen gleichsam intensiv gären. Bis zur Reife, bis zur Vollendung, bis das Werk zeitgenössischer Kunst sozusagen in die Öffentlichkeit drängt. Und in diesem Jahr ist das besonders die Arbeit von Patrick Peljhan. Dazu gratuliere ich sehr herzlich und danke insbesondere der Jury, dem Team der Städtischen Galerie sowie allen Künstlerinnen und Künstlern ausdrücklich für ihre Beiträge."

Der Preisträger beziehungsweise die Preisträgerin des Förderpreises für Bildende Kunst wird immer in einem zweistufigen Verfahren bestimmt. Aus allen eingehenden Bewerbungen wählt zunächst eine regionale Vorschlagskommission die Kandidaten und Kandidatinnen für eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen aus. Aus dieser Ausstellung heraus bestimmt eine überregionale Jury die Preisträgerin oder den Preisträger. In diesem Jahr gehörten Anne Hagen Kielgast (Kunstverein GL STRAND in Kopenhagen), Dr. Peter Krusk (Stadtgalerie Kiel), Dr. Thomas Niemeyer (Städtische Galerie Nordhorn), Angela Theisen (Westfälischer Kunstverein) und Michaela Melián (Künstlerin und Professorin an der HfbK in Hamburg) der Jury an.

Aus den insgesamt 48 Einsendungen wurden 12 Künstlerinnen und Künstler wurden nominiert: Alex Beriault, Nanja Heid, David Hepp, Anne Krönker, Rebekka Kronsteiner, Vincent Kück, Anne Moder, Ricardo Nunes, Patrick Peljhan, Laura Pientka, Ul Seo, Hannah Wolf. Aus ihren künstlerischen Positionen hat die Jury in ihrer Konsultation am 9. Februar für den 46. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst den Künstler Patrick Peljhan für seine Arbeit als Preisträger benannt.

Bürgermeister Bovenschulte mit Patrick Peljhan (Mitte) und dem Leiter der Städtischen Galerie, Ingmar Lähnemann (re.), vor dem Werk des Preisträgers. Foto: Senator für Kultur
Bürgermeister Bovenschulte mit Patrick Peljhan (Mitte) und dem Leiter der Städtischen Galerie, Ingmar Lähnemann (re.), vor dem Werk des Preisträgers. Foto: Senator für Kultur

Patrick Peljhan, Jahrgang 1991, ist ein junger Künstler, Filme- und Radiomacher mit kroatischen und polnischen Wurzeln. Er ist Absolvent der Hochschule für Künste in Bremen. In seinen Arbeiten erzählt er Geschichten über mediale, kulturelle und technologische Phänomene der Migration. Dafür arbeitet er vorwiegend mit privatem und öffentlichem Archivmaterial und führt Interviews mit Zeitzeugen. Mit seinem jetzt prämierten Werk "Memory Blue" erkundet Patrick Peljhan anhand eigener Kindheits-Erinnerungen und privater VHS-Videos seiner Familie die Lücke zwischen Bildschirm und dem menschlichen Gedächtnis. Markante Erinnerungsfragmente sind ein Kopfsturz in früher Kindheit, das Nachwende-Deutschland, Familienbesuche in Kroatien und Polen, Herkunft und Zugehörigkeit sowie Kindheitszeichnungen Die 1990er Jahre in einem sich neu aufstellenden Europa mit Kinderaugen gesehen. Ausgangspunkt seiner Erinnerungstour ist der blaue Bildschirm, der beim Anschließen eines Videogeräts an den Fernseher als erstes zu sehen ist und letztlich zur Grundlage für eine Reihe von Zeichnungen und seinem Film wurde.

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt:

"Patrick Peljhan überzeugte die Jury mit einer klugen und poetischen Arbeit, in der das Erinnern eine zentrale Rolle spielt. Auf einem einfachen Fernseher zeigt er eine Montage verschiedener Videos mit Szenen aus dem Familienleben seiner eigenen Kindheit. Die Ausschnitte wurden ursprünglich auf VHS aufgezeichnet, was zu jener Zeit wegen der kostengünstigen Technik ein sehr weit verbreiteter Videostandard war. In einem Sprachbeitrag, der die Szenen begleitet, denkt er darüber nach, wie die magnetischen Videobänder im Laufe der Zeit ihre Fähigkeit zur Speicherung verlieren, so dass eine Digitalisierung zur dauerhaften Sicherung nötig wird. Dieser technischen Archivierung von Vergangenem stellt der Künstler eine Reihe von freien Zeichnungen gegenüber, in denen vage Erinnerungsbilder zu sehen sind.

Zunächst im Video und im Wechsel mit den Familienfilmen entstehen die Zeichnungen als stetig weiterwachsende Linien auf blauem Untergrund. Dann übertrug Peljhan die Zeichnungen von Hand mit weißem Stift auf blaues Papier und fügte die Bögen schließlich der Präsentation seines Werkes in der Ausstellung hinzu. Diese mehrfachen und aufeinander bezogenen Umformungen erzeugen gegenüber der darin enthaltenen bildlichen Erzählung eine ganz eigene Form, welche souverän die unterschiedlichen Medien in einen zeitgemäßen Kontext setzt. Erinnerungen und ihre Trägermaterialien werden in dieser Arbeit nicht nur als Weitergabe und Material von erzählten und visualisierten Geschichten begriffen, sondern gleichzeitig auf ihre haptischen Charakteristika und körperlichen Einschreibungen untersucht."

Die Ausstellung kann vom 12. Februar bis zum 9. April 2023 in der Städtischen Galerie Bremen, Buntentorsteinweg 112, besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 12 bis 18 Uhr
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.

Informationen zum Besuch der Ausstellung sowie zu weiteren Veranstaltungen sind auf der Website der Städtischen Galerie zu finden: www.staedtischegalerie-bremen.de

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Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de