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Senatskanzlei

Ost-West-Brückenbauer bei den offiziellen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit

Bundesländer entsenden Bürgerdelegationen

01.10.2010

Bei den offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit bleiben die Politiker nicht unter sich. Jedes Bundesland entsendet eine Delegation von Bürgerinnen und Bürgern, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich engagiert haben. Diese Einladung ist ein Dankeschön an die Betroffenen und wird von ihnen stets als besondere Würdigung ihres Wirkens verstanden.. Im Jubiläumsjahr der Einheit, zum 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung, sind es Männer und Frauen, die sich ehrenamtliche als „Ost-West-Brückenbauer“ engagiert haben.

Prominenteste Bürgerdelegierte ist wohl Jutta Fleck – bekannt als die Frau vom Checkpoint Charlie. Seit der Veröffentlichung des Buches und der Ausstrahlung des Spielfilms und der TV-Dokumentation ist Jutta Fleck zur Symbolfigur für den friedlichen Widerstand gegenüber der DDR-Diktatur geworden. Für ihr mutiges Engagement zur Freilassung ihrer Töchter erhielt sie unter anderem im Rahmen der Veranstaltung „Gegner des SED-Unrechts“ den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

Ein Beitrag der Hansestadt Bremen zum 20jährigen Jubiläum des Tages der Deutschen Einheit ist die Wanderausstellung „BlickWechsel“, die deutsch-deutsche Städtepartnerschaften von 1986 bis heute dokumentiert – der Fokus liegt dabei auf Partnerschaften, die vor dem Fall der Mauer geschlossen wurden. Der Beitrag der direkten Kontakte von Personen aus kommunaler Politik und Verwaltung, Vereinen und Projekten zum Einheitsprozess ist bisher wenig beleuchtet worden. Viele der Bürgerdelegierten, die aus allen Bundesländern nach Bremen zur 20. Einheitsfeier kommen, waren und sind in solchen Städtepartnerschaften engagiert und zeigen die Bandbreite dieser Beziehungen, die bereits über die innerdeutsche Grenze hinweg gepflegt wurden: So gibt es Schulpartnerschaften ebenso wie gemeinsame Übungen von freiwilligen Feuerwehren; der Wissenstransfer fand auf so unterschiedlichen Gebieten statt wie den kommunalen Verwaltungsstrukturen und der Frage der Abwasserentsorgung im Kleingartenverein.

Viele der 16 beteiligten Staatskanzleien haben gezielt nach diesen Gestalterinnen und Gestaltern der Einheit gesucht und nach Bremen delegiert, die exemplarisch am 3. Oktober für den lebendigen Austausch von Frauenprojekten, Chören, Sportlern, Künstlern, Behindertengruppen und vielem mehr stehen. Nach Bremen kommt zum Beispiel der Gründer eines deutsch-deutschen Stammtisches, der aus seiner Heimatstadt West später in die Partnerstadt Ost zog. Oder das Paar, das eine ausführliche Dokumentation über Erinnerungsstätten an die Deutsche Teilung und Wiedervereinigung in Helmstedt und Marienborn erstellte. Ein weiterer Delegierter ist der ehemalige Leiter der Stadtwerke einer rheinland-pfälzischen Großstadt, der entscheidend beim Aufbau der Stadtwerke in der thüringischen Partnerstadt mitwirkte und dort bis heute als Aufsichtsratsmitglied und ehrenamtlicher Berater tätig ist – trotz seines Ruhestands.

Die Einheit im Privaten gestalteten die Menschen, die die hessische Staatskanzlei gezielt für ihre Delegation suchte: deutsch-deutsche Ehepaare, deren Beziehung sich über die Mauer hinweg entwickelte – oder die sich zum Beispiel auf einem der vielen Bürgerfeste im Rahmen der Wiedervereinigung 1990 kennen gelernt haben. All diese Menschen, die sich für die Einheit engagiert haben oder noch engagieren, werden unzählige bewegende Geschichten im Gepäck haben und sich mit Sicherheit rege darüber austauschen, was sie erlebt haben, was bis heute erfolgreich nachwirkt, was ungewöhnlich, fremd, kurios oder überraschend war.

Über diesen Schwerpunkt hinaus kommen aber auch Bürgerinnen und Bürger aus allen Bundesländern, die sich in anderer Weise verdient gemacht haben. Vom saarländischen Jugendbetreuer des Technischen Hilfswerks (THW), der anlässlich des Oder-Hochwassers 2002 in Brandenburg im Einsatz war, bis zur Buchautorin, die für ihre Aufbereitung jüdischer Geschichte ihrer Heimatstadt mit dem Obermayer-Award die höchste jüdische Auszeichnung bekam, die ein Nicht-Jude erhalten kann. Das Engagement der Delegierten reicht vom nebenberuflichen „Bibermanager“, der zwischen Interessen des Naturschutzes und Grundeigentümern vermittelt, über „Schutzengel“ im Einsatz für Verkehrssicherheit und Zivilcourage bis zu Mitarbeitern lesbisch-schwuler Kulturzentren. Ehrenamtliche Koordinatorinnen von Suppenküchenprojekten & „Tafeln“ sind ebenso vertreten wie Pfadfinderleiter, Ämterlotsen, Anbieterinnen von Anti-Gewalt-Kursen und Menschen, die sich für Integration oder gegen sexuellen Missbrauch und Zwangsheirat engagieren.