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Der Senator für Kultur

Ausgrabung an der Waller Heerstraße weisen frühe Besiedlung des Stadtteils Walle nach

09.10.2020

Die Landesarchäologie teilt mit:

Die Landesarchäologie Bremen kann dank ihrer Ausgrabung an der Waller Heerstraße die frühe Besiedlung des Stadtteils Walle nachweisen. Alle dort bisher gemachten Funde zeigen, dass Menschen dort bereits im neunten Jahrhundert nach Christi gesiedelt haben – und damit wesentlich früher, als die älteste schriftliche Erwähnung es aufzeigt, denn diese datiert den Ort Walle in die Mitte des 12. Jahrhunderts.

Die archäologische Untersuchung ist die erste Ausgrabung, die der Landesarchäologie Bremen die frühe Besiedlung in Walle nachweist und sie wird vermutlich auch für lange Zeit die letzte Chance sein, einen Einblick in die ältere Geschichte Walles zu bekommen. Walle hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts von einem kleinen Dorf zu einem dicht bebauten Stadtteil entwickelt, dessen archäologische Geschichte bislang noch vollkommen unbekannt war.

Die Ausgrabungsstelle liegt mitten auf der Dünenkette, die sich von Achim im Süden bis Grambke im Norden erstreckt. Mehrere wichtige archäologische Fundstellen des Bundeslandes liegen auf dem Dünenzug: im Osten Mahndorf mit dem frühgeschichtlichen Friedhof und einer großflächigen Siedlung aus den ersten Jahrhunderten n. Chr., im Norden Grambke mit der großen Siedlung mit über 70 Grubenhäuser. Der vom Wind aufgewehte Dünenzug war also seit seiner Entstehung nach der letzten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren schon in anderen Bereichen als Siedlungsplatz beliebt.

Als vor drei Jahren die Bebauung des 20. Jh. (Käsefabrik Vogelsang) abgerissen wurde, hat die Landesarchäologie vermutet, dass hier auf der Düne in Walle noch eventuell Reste einer frühgeschichtlichen Siedlung zu entdecken sein könnten. Sie hat deshalb eine archäologische Prospektion (Voruntersuchung) beauftragt, die nach dem Auffinden erster großer Verfärbungen im hellen Sandboden zu einer archäologischen Ausgrabung erweitertet wurde. Die dunklen Verfärbungen sind im Sandboden der Düne gut erkennbar.

Bei der Ausgrabung wurden bisher Verfärbungen eines sogenannten Langhauses mit mächtigen Pfosten, zweier Grubenhäuser, einer großen Feuerstelle und zahlreiche andere Gruben freigelegt. Fragmente von Weggewichten zeigen an, dass in den Grubenhäusern vermutlich Textilien hergestellt wurden.
Alle Verfärbungen werden sorgsam dokumentiert, denn in einigen Tagen wird die Fläche für eine Tiefgarage tiefer ausgehoben und damit sind alle archäologischen Spuren endgültig zerstört.

Ansprechpartner für die Medien:
Heiner Stahn, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: heiner.stahn@kultur.bremen.de