13.06.2000
22 ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Polen werden auf Einladung des Senats vom 18. bis 25. Juni die Stadt Bremen besuchen. Während der Zeit des Nationalsozialismus arbeiteten sie gezwungenermaßen zum Beispiel bei der Bremer Woll-Kämmerei, in der Landwirtschaft, bei Focke-Wulf oder auf der AG Weser.
Das Besuchsprogramm sieht unter anderem einen Empfang im Rathaus am 19. Juni vor, individuelle Fahrten zu den Stätten der Zwangsarbeit, eine Gedenkveranstaltung für Walerjan Wrobel und eine Kaffeetafel in der Bremischen Bürgerschaft.
Nach dem Besuch der Gäste aus der Ukraine im Oktober des vergangenen Jahres ist es die zweite Reise ehemaliger Zwangsarbeiter/innen nach Bremen, die aus dem "Bremer Hilfs-fonds" finanziert wird. Eingezahlt wurde in den Fonds für den jetzigen Besuch von den Firmen Siemer und Müller, der Lürssen-Werft, der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft und von Kraft Foods (Kraft Jacobs Suchard). Insgesamt zahlten die vier Unternehmen 17 000 Mark, diese Summe wurde vom Senat verdoppelt.
Die mit dem Fonds verbundenen Aufgaben wurden an den Verein "Walerjan Wrobel" übertragen, der über viele Kontakte zu ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen verfügt. Vorsitzender ist Dr. Hartmut Müller, Leiter des Staatsarchivs. Der Verein erinnert mit seinem Namen an einen 16-jährigen polnischen Jungen, der 1941 als Landarbeiter nach Bremen kam. Weil er Heimweh hatte, zündete er die Scheune seines Arbeitgebers an und hoffte, dann nach Hause geschickt zu werden. Statt dessen aber wurde er am 25. August 1942 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Aus früheren Unterlagen geht hervor, dass im September 1944 in zahlreichen großen und kleinen Lagern in Bremen 38 567 ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen lebten, davon 14 486 Ostarbeiter/innen. Nicht berücksichtigt sind bei diesen Zahlen die in der Landwirtschaft, beim Handwerk, in kleinen Betrieben und in Privathaushalten eingesetzten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Nach vorsichtigen Schätzungen waren während des Zweiten Weltkriegs rund 75 000 Menschen zur Arbeit in Bremen gezwungen.