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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Senatorin Adolf: Forschung dringend auf Daten über neue Krebserkrankungen angewiesen

17.11.2000

Jahresbericht 2000 des Krebsregisters im Lande Bremen vorgestellt

Im Lande Bremen sterben jedes Jahr etwa 2000 Männer und Frauen an einer Krebserkrankung. Lediglich Herz-Kreislauferkrankungen verursachen mehr Todesfälle. Obwohl die Erkenntnisse über Krebs zunehmen und Fortschritte in der Medizin erzielt werden konnten, bestehen hinsichtlich der Ursachen der meisten Krebsarten Defizite. Ebenso fehlen bundesweit genaue Aussagen über die Verbreitung der Erkrankung in der Bevölkerung, es gibt nur Schätzungen oder Hochrechnungen.

"Die Krebsforschung in Deutschland, insbesondere die Ursachenforschung, benötigt jedoch dringend flächendeckend erhobene, bevölkerungsbezogene Daten zu neu auftretenden Krebserkrankungen“. Das hat Gesundheitssenatorin Hilde Adolf heute (17. November 2000) bei der Vorstellung des "Jahresberichts 2000 des Bremer Krebsregisters" betont. Um die Forschung zu unterstützen wurden in allen Bundesländern epidemiologische Krebsregister eingerichtet.

Auf der Grundlage des Bremer Krebsregistergesetzes, das am 1. Oktober 1997 in Kraft trat, wird das Bremer Krebsregister aufgebaut. 1998 hat es seine Arbeit aufgenommen.

Es besteht aus zwei Einrichtungen, der Vertrauensstelle und der Registerstelle. Vereinfacht dargestellt erfolgt die Krebsregistrierung so: In der Vertrauensstelle - die bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen angesiedelt ist und von Dr. Ulrike Marquardt geleitet wird - werden Meldungen über Krebserkrankungen entgegengenommen. Die Meldungen erhält sie von Ärztinnen und Ärzten, die diese Krankheit bei ihren Patienten und Patientinnen diagnostiziert haben. Gemeldet werden darf grundsätzlich jedoch nur dann, wenn der Patient beziehungsweise die Patientin mit der Meldung einverstanden ist. Widerspricht der Patient oder die Patientin, darf eine Mitteilung über die Erkrankung nicht gemacht werden.

Die Inhalte der Meldung sind im Gesetz genau definiert und beinhalten personenbezogene Angaben wie Name und Anschrift und epidemiologische Angaben wie beispielsweise die Tumordiagnose und das Stadium der Erkrankung.

In der Vertrauensstelle werden die Meldungen in eine Datenbank eingegeben und getrennt: Die personenbezogenen Angaben einer Meldung wie Name und Anschrift bleiben aus datenschutzrechtlichen Gründen in der Vertrauensstelle. Die sogenannten epidemiologischen Daten werden an die Registerstelle geschickt. In der Registerstelle werden dann die statistisch-epidemiologischen Auswertungen vorgenommen. Die Registerstelle befindet sich im Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS). Sie wird von Prof. Dr. Eberhard Greiser geleitet.

Die fachliche und wissenschaftliche Beratung beider Stellen wird durch einen wissenschaftlichen Beirat gewährleistet, der unter dem Vorsitz von Dr. Ursula Auerswald, der Präsidentin der Bremer Ärztekammer, tagt. Für den Beirat konnten auch überregionale namhafte Expertinnen und Experten gewonnen werden.

Der "Jahresbericht 2000 des Bremer Krebsregisters" informiert über den aktuellen Stand des Aufbaus des Bremer Krebsregisters. Er richtet sich an Fachleute und interessierte Laien. Inhaltlich umfasst er die Entwicklung der Meldungen von 1998 bis zum Ende des 1. Halbjahres 2000 und die statistisch-epidemiologische Auswertung des Diagnosejahres 1998.

Beim Bremer Krebsregister sind von Januar 1998 bis zum 30.Juni 2000 insgesamt 7.969 Meldungen eingegangen. 5776 betrafen im Lande Bremen lebende Männer und Frauen. 2193 (28 %) der Meldungen bezogen sich auf niedersächsische Patientinnen und Patienten und wurden an das Niedersächsische Krebsregister weitergeleitet. Die Tendenz der Anzahl der

Meldungen ist deutlich steigend. Angefangen bei rund 500 Meldungen pro Quartal konnten allein im zweiten Quartal dieses Jahres knapp 2000 eingehende Meldungen in der Vertrauensstelle verzeichnet werden.

Die Beteiligung der Melder nahm deutlich zu. Im ersten Jahr des Bestehens des Krebsregisters (1998) haben sich von insgesamt 63 Fachabteilungen der Krankenhäuser im Lande Bremen 17 Fachabteilungen (27 %) und von 655 Praxen im Lande Bremen 60 Praxen beteiligt (9 %).

In den Jahren 1999/2000 steigerte sich die Teilnahme der Fachabteilungen auf 56 % und die Teilnahme der niedergelassenen Ärzte auf 15 %.

Die Entwicklung der Meldungszahlen erlaubt die Einschätzung, dass das Bremer Krebsregister der Ursachenforschung in einigen Jahren zuverlässige epidemiologische Daten über Krebserkrankungen im Land Bremen zur Verfügung stellen kann.

„Ich wünsche mir“ - so Senatorin Hilde Adolf - „dass sich noch wesentlich mehr Ärzte möglichst rasch beteiligen und damit dazu beitragen, die Forschung tatkräftig zu unterstützen."

Ziel eines jeden bevölkerungsbezogenen Krebsregisters ist es, alle Krebserkrankungen in einer Region zu erfassen. Für eine aussagekräftige, wissenschaftliche Interpretation müssen mindestens 95 % der Erkrankungen registriert werden. Eine so hohe Vollzähligkeit kann jedoch nach internationalen Erfahrungen erst nach Abschluss einer mehrjährigen Aufbauphase - in der Regel 5 Jahre - erreicht werden. Für das erste Auswertungsjahr 1998 wird geschätzt, dass im Land Bremen etwa 30 % der Neuerkrankungen erfasst werden konnten. Gemeldet wurden Erkrankungen bei 704 Frauen und 414 Männern. Bei Männern waren Hauttumore die häufigste Diagnose, gefolgt von Lungenkrebs. Bei Frauen war der Brustkrebs der bei weitem am häufigsten gemeldete Tumor, an zweiter Stelle waren es mit großem Abstand Hauttumore.

Auch wenn die geschätzten 30 Prozent Erfassung noch keine Abbildung insgesamt über das Ausmaß von Krebserkrankungen im Land Bremen ermöglichen, ist die Zahl jedoch ein Indikator dafür, dass das entwickelte Instrumentarium zur Erfüllung der vom Gesetz benannten Aufgaben geeignet ist.