Am Freitag, 6. Dezember 2013 um 18 Uhr überreichen der Bremer Senator Joachim Lohse und Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich Böll Stiftung Berlin, in der Oberen Halle des Bremer Rathauses den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2013 an den Historiker Timothy Snyder. Die Laudatio hält der Historiker und Publizist Gerd Koenen. Der Preis ist mit 7500 Euro dotiert und wird von der Stadt Bremen und der Heinrich Böll Stiftung an Personen verliehen, die mit ihren Interventionen das "Wagnis Öffentlichkeit" angenommen haben.
Der diesjährige Preisträger Timothy Snyder ist Professor für Geschichte an der Universität Yale. In seinem Buch "Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin" hat Snyder die Bezüge zwischen dem deutschen Feldzug im Osten, der Vernichtung der europäischen Juden und der unter Stalin betriebenen politischen, ethnischen und ökonomischen Liquidierung von ost- und mitteleuropäischen Völkerschaften untersucht. Unabhängig von den Kontroversen unter Historikern und politischen Kommentatoren, die das Buch und sein Autor ausgelöst haben, berührt Snyder substantielle Fragen, die im Zentrum des europäischen Vereinigungsprojekts stehen. Seine streitbare historische Analyse trage, so die Jury, zu einer neuen öffentlichen Debatte um die politische Gestalt Europas bei. Und die Frage, wie das ungeheure Geschehen in die europäischen Gedächtniskulturen eingehe, sei Bestandteil dieser politischen Gestalt.
Am Samstag, den 7. Dezember 2013 von 10 – 13 Uhr lädt die Heinrich Böll Stiftung zum Kolloquium mit dem Preisträger ins Institut Français, Contrescarpe 19, Bremen, ein. Unter dem Titel "Europas gespaltene Erinnerungen" diskutieren Timothy Snyder, der Publizist und Historiker Gerd Koenen und Anatoli Mikhailov, Rektor der Europäischen Humanistischen Universität in Vilnius, wie die Vergangenheit der Bloodlands in die europäische Erinnerungskultur und Zukunftsgestaltung einfließen kann. Moderator ist David Bathrick, Professor em. an der Cornell Universität.
Über den Preisträger
Timothy Snyder, geboren 1969 in Ohio, ist Professor für Geschichte an der Universität Yale. Sein Forschungsschwerpunkt ist die jüngere mittel- und osteuropäische Geschichte. Snyder promovierte an der Universität Oxford und verbrachte zahlreiche Forschungsaufenthalte in Europa. Er spricht Englisch, Französisch, Deutsch, Polnisch und Ukrainisch. Von 1997 bis 2001 war er Fellow an der Universität Harvard. Gemeinsam mit Tony Judt, Hannah-Arendt-Preisträger 2007, schrieb er "Nachdenken über das 20. Jahrhundert".
Beide Veranstaltungen sind öffentlich. Der Eintritt ist kostenlos.
Kontakt:
Bildungswerk Umwelt und Kultur in der Heinrich Böll Stiftung
Peter Rüdel
Plantage 13
28215 Bremen
Tel.: (0421) 35 23 68
E-Mail: boell-bremen@arcor.de
www.boell-bremen.de
Foto: Beck Verlag