Senatorin Stahmann: Vielen konnten wir eigene Wohnungen vermitteln
12.09.2014Rund 120 Bremer Flüchtlinge, die während der Ferien vorübergehend in den Schullandheimen Hepstedt und Gerdshütte sowie in der Jugendherberge Sandhatten untergebracht waren, sind in diesen Tagen nach Bremen zurückgekehrt. Außerdem hat es im Lauf der zurückliegenden Woche erhebliche Entlastung für die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Habenhausen gegeben. "Ein Großteil der Rückkehrer aus den Ferien-Einrichtungen ist bereits wieder in Bremen", sagte Anja Stahmann, "die letzten werden am Samstag (13. September 2014) zurückkehren. Und vielen Familien konnten wir eine Wohnung anbieten." Allein die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba hat rund ein Dutzend Wohnungen an Familien vermietet, "das entlastet uns sehr".
Der Aufenthalt im Bremer Umland war angesichts erheblicher Überbelegung in der Erstaufnahmeeinrichtung zu Beginn der Ferien eingeleitet worden. "Wir brauchten dringend Entlastung für die Erstaufnahmeeinrichtung und für die Flüchtlinge", sagte Anja Stahmann. Zu Beginn der Ferien hatten annähernd 300 Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung übernachtet, ausgelegt ist sie ohne Notbetten für rund 240. "Nach anfänglicher Skepsis – auch unter den Flüchtlingen – ist die Maßnahme in den Schullandheimen und der Jugendherberge sehr positiv aufgenommen worden", so die Senatorin weiter. Freizeitpädagoginnen und -pädagogen sowie teils mehrsprachige Betreuerinnen und Betreuer mit Jugendleiter-Ausbildung haben Angebote für Kinder und Jugendliche organisiert, Erwachsene bekamen unter anderem Sprachkurse. "Den Familien konnten wir genügend Platz und Entspannung bieten, den Kindern und Jugendlichen Raum zum Spielen und Toben – das alles hätten wir in der bedrückenden Enge der Erstaufnahmeeinrichtung nicht annähernd umsetzen können."
Die Flüchtlinge wurden auch als Gäste in den Gemeinden der Schullandheime und der Jugendherberge positiv aufgenommen und teils großzügig mit Spenden bedacht. Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen der Sozialressorts haben die Betreuung der Flüchtlinge vor Ort in 24-Stunden-Diensten unterstützt. "Das war ein ganz toller Einsatz jenseits aller dienstlichen Verpflichtungen", betonte die Senatorin und bedankte sich ausdrücklich bei allen, die sich beteiligt haben und bei allen, die ihre Unterstützung angeboten hatten, aber nicht mehr zum Zuge kamen. "Die Erfahrungen auf allen Seiten waren so positiv, dass wir das Angebot in Ferienzeiten unbedingt wieder nutzen wollen."
Die Rückkehr der Flüchtlinge aus Niedersachsen hat Bremen allerdings vor große Herausforderungen gestellt. Hintergrund ist der Umstand, dass Berlin und Bayern ihre Erstaufnahmeeinrichtungen vorübergehend geschlossen hatten und Nordrhein-Westfalen bis heute (Freitag, 12. September) einen Aufnahmestopp für Flüchtlinge verhängt hat. So standen zeitweise 40 bis 50 Prozent aller Erstaufnahmeplätze in Deutschland nicht zur Verfügung. Aus diesem Grund hat sich die Zahl der Flüchtlinge in den übrigen Ländern kurzfristig nochmals deutlich erhöht. Allein in den ersten zehn Tagen des September kamen 99 Flüchtlinge nach Bremen. Ab Samstag sind die drei Länder wieder aufnahmebereit. Sie müssen nun vorübergehend mehr Flüchtlinge unterbringen, bis sie ihre Quoten nach dem Königsteiner Schlüssel (ein Verteilerschlüssel für die Länder) wieder erfüllt haben. Danach nimmt Bremen 0,93 Prozent aller Flüchtlinge auf, die in der Bundesrepublik einen Asylantrag stellen. Für den Rest des Monats erwartet die Bremer Sozialbehörde einen Zugang von weiteren 100 bis 150 Flüchtlingen. "Damit werden wir vermutlich das Niveau von Juli und August mit jeweils rund 200 Zugängen überschreiten", sagte Senatorin Stahmann.
Insgesamt rund 180 neue Plätze, verstreut über ganz Bremen, hat die Sozialbehörde in den zurückliegenden 14 Tagen eingerichtet, um die Flüchtlinge nach den Ferien aufzunehmen und die Erstaufnahmeeinrichtung vorübergehend zu entlasten. Dazu gehören neben dem Angebot der Gewoba mit rund 30 Plätzen weitere Wohnungen auf dem Gelände der Stiftung Friedehorst für etwa 50 Menschen sowie über 50 vorübergehende Plätze in Hotels, für die der Stadt Sonderkonditionen eingeräumt wurden. Die Jacobs-Universität hat 20 junge Männer aus Syrien im Studentenwohnheim aufgenommen, die ersten wurden bereits von arabisch-sprechenden Studentinnen und Studenten herzlich in Empfang genommen. In einer neuen Jugendhilfeeinrichtung mit 20 Plätzen ist auch der größte Teil der unbegleiteten Jugendlichen aus Gerdshütte versorgt, für die übrigen wurden freie Plätze in Einrichtungen gefunden. Die Notbetten in den Fluren der Erstaufnahmestelle in Habenhausen konnten zunächst wieder abgebaut werden.