Weltdokumentenerbe erweitert: 74 Neuaufnahmen | Deutschland an mehreren Einträgen beteiligt
11.04.2025Der Exekutivrat der Weltkulturorganisation hat gestern (10. April 2025) am späten Abend in Paris 74 Dokumente in das internationale UNESCO-Register "Memory of the World" aufgenommen darunter drei, die von Deutschland vorgeschlagen wurden. Das berichtet Konrad Elmshäuser, Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees für das Weltdokumentenerbe und Leiter des Staatsarchivs Bremen.
Zum Weltdokumentenerbe zählen nun die ersten Röntgenaufnahmen der Geschichte und die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds. Der literarische Nachlass Friedrich Nietzsches wurde zusammen mit der Schweiz nominiert. Zudem wurden auf Vorschlag Frankreichs Zeichnungen und Schriften von Kindern und Jugendlichen aus Kriegszeiten aufgenommen, die zwischen 1914 und 1950 in Europa entstanden sind. Deutschland hat sich an dieser Nominierung beteiligt.
"Das Weltdokumentenerbe ist gelebte Zusammenarbeit. Museen und Archive arbeiten über Länder und Kontinente hinweg gemeinsam daran, das Menschheitsgedächtnis zu bewahren", betont Konrad Elmshäuser, Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees für das Weltdokumentenerbe. "Die Neuaufnahmen zeugen vom technischen Fortschritt ebenso wie von Glauben und Geistesgeschichte. Sie zeigen eindrucksvoll die Spannbreite und den Reichtum dieser bedeutenden Dokumente, die uns in Deutschland anvertraut sind: Wilhelm Conrad Röntgens geniale Erfindung markiert einen Meilenstein des technischen Fortschritts, die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds steht für jahrtausendealte religiöse Praxis und Friedrich Nietzsche hat das Denken weit über seine Zeit hinaus geprägt."
"Das Weltdokumentenerbe führt uns eindrucksvoll vor Augen, wie vielfältig und zugleich verbindend das kulturelle Gedächtnis der Menschheit ist", erklärt Kerstin Pürschel, Deutschlands Botschafterin bei der UNESCO. "Die Einträge vertiefen unser gemeinsames Erinnern und eröffnen Räume für Dialog über historische Erfahrungen und kulturelle Prägungen hinweg. Die jetzt neu aufgenommenen Zeugnisse stehen stellvertretend für das grenzüberschreitende Bewahren von Wissen, Geschichte und Identität."
Das Weltdokumentenerbe vereint Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte. Das internationale UNESCO-Register "Memory of the World" zählt über 500 Einträge. Darunter befinden sich 35 Beiträge aus Deutschland.
Deutschland hat zwei nationale Nominierungen und eine internationale zur Aufnahme in das Weltdokumentenerbe vorgeschlagen:
Darüber hinaus sind Dokumente aus Deutschland Teil einer weiteren internationalen Eintragung:
Zeichnungen und Schriften von Kindern und Jugendlichen in Kriegszeiten in Europa 1914-1950
Zeichnungen und Texte von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Ländern Europas geben Einblick in die Jahre 1914 bis 1950. Sie dokumentieren Erlebnisse, Gedanken und Gefühle junger Menschen in Kriegszeiten und spiegeln persönliche Schicksale sowie gesellschaftliche Umbrüche wider. Viele dieser Werke sind die einzigen Spuren, die von ihnen hinterlassen wurden – insbesondere von jenen, die Krieg und Massenmord zum Opfer gefallen sind. Die Zeichnungen eröffnen neue Perspektiven auf das kulturelle Gedächtnis Europas und schaffen Raum für Dialog, Mitgefühl und Erinnerung. Die Dokumente wurden durch Frankreich zur Aufnahme in das internationale UNESCO-Register vorgeschlagen. Neben Deutschland haben sich Kanada, Polen, die Schweiz, Spanien, Tschechien und das Vereinigte Königreich an der Nominierung beteiligt.
Das UNESCO-Programm zum Weltdokumentenerbe wurde 1992 ins Leben gerufen. Ziel des 1997 im Rahmen des Programms gestarteten internationalen Registers ist es, dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern, zugänglich zu machen und auf deren Bedeutung hinzuweisen.
Vorschläge aus Deutschland für das internationale Register werden durch das deutsche Nominierungskomitee für das Weltdokumentenerbe www.unesco.de geprüft, bewertet und ausgewählt. Das Komitee ist bei der Deutschen UNESCO-Kommission angesiedelt. Über Aufnahmen entscheidet der Exekutivrat der Weltkulturorganisation auf Empfehlung des Internationalen Komitees für das UNESCO-Programm "Memory of the World".
Weitere Informationen zum Weltdokumentenerbe in Deutschland unter www.unesco.de
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