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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Übergangswohnheim Gröpelinger Heerstraße nimmt im März den Betrieb auf

27.02.2018

Das Übergangswohnheim für Geflüchtete an der Gröpelinger Heerstraße mit maximal 250 Plätzen wird Anfang März seinen Betrieb aufnehmen und in den kommenden Wochen nach und nach belegt. Das teilte Sozialsenatorin Anja Stahmann heute (Dienstag, 27. Februar 2018) bei einem Besuch zur Übergabe der neuen Einrichtung an den Träger AWO mit. Das Gebäude wird die einzige Wohneinrichtung für Geflüchtete in Gröpelingen sein, nachdem die Gemeinschaftsunterkunft am Schiffbauerweg mit bis zu 145 Plätzen aufgegeben wird. "Wir können hier 250 Menschen den eigenen Lebensbereich zurückgeben, damit sie mit ihren Familien zur Ruhe kommen", sagte Senatorin Stahmann. "Angesichts des engen Wohnungsmarktes müssen wir uns darauf einrichten, dass große Familien und Singles noch längere Zeit in Übergangswohnheimen leben. Da ist Privatsphäre besonders wichtig."

Das Übergangswohnheim an der Gröpelinger Heerstraße mit einer Gebäudebreite von fast 45 Metern ragt über drei Geschosse und ein Staffelgeschoss auf. Die Planungen zum Bau gehen zurück auf das Jahr 2016, als die Stadt mehr als 3.600 Plätze allein in Notunterkünften wie Hallen und Zelten betrieben hat (Stichtag: 31. Mai 2016). In dem zweiflügeligen Bau sind 80 kleine Zwei- bis Sechs-Personen-Appartements mit jeweils 21 bis 52 Quadratmetern eingerichtet; alle verfügen über kleine Bäder, Duschen und Küchen. Die Einrichtung am Schiffbauerweg, die mit dem Bezug der Gröpelinger Heerstraße aufgegeben wird, sei dagegen noch mit Gemeinschaftsküchen und -sanitärräumen ausgestattet, sagte die Senatorin. "Das war vertretbar in einer Zeit, in der wir schnell Unterkünfte schaffen mussten. Es soll in Zukunft aber eher Ausnahme als Regel sein in den städtischen Unterkünften."

Das Übergangswohnheim ist ausgelegt auf die Unterbringung von Familien und Alleinstehenden. Es soll zunächst mit dem üblichen Personalschlüssel von 2,5 mehrsprachigen Betreuungskräften je 100 Geflüchtete betrieben werden. "Mit zunehmender Eigenverantwortung der Familien zieht sich der Träger nach und nach zurück und wird nur noch bei Bedarf tätig", erläuterte Senatorin Stahmann. Der Personalschlüssel werde sich damit allmählich halbieren auf insgesamt drei volle Stellen und eine Teilzeitkraft für die gesamte Einrichtung. Das Betreuungskonzept soll dem Beirat und interessierten Bürgerinnen und Bürgern noch einmal in einer Beiratssitzung vorgestellt werden.

Für die Einbindung der Geflüchteten in das soziale Netz solle auf die Strukturen vor Ort zurückgegriffen werden, die sich am Schiffbauerweg seit 2013 etabliert hätten, sagte Senatorin Stahmann weiter. Dazu gehörten unter anderem Ausflüge mit Kindern aus dem Stadtteil, gemeinsame Ferienaktivitäten, Kontakte zu Sport- und Kulturvereinen, integrative Angebote der Stadtbibliothek West sowie die Frauen- und Mädchenarbeit verschiedener Einrichtungen. "Der Bremer Westen hat hier in der Vergangenheit eine hervorragende Integrationsleistung vollbracht, und ich wäre dankbar, wenn dieses Engagement auch unter den neuen Bedingungen erhalten bleibt", so Senatorin Stahmann.

"Auch wenn sich die Ankunftszahlen auf einem niedrigeren Niveau bewegen als 2015 und 2016, werden wir im Jahr 2018 zusätzliche Plätze brauchen", sagte die Senatorin. Weltweit seien "immer noch über 60 Millionen Menschen auf der Flucht". Für das Jahr 2018 rechne sie mit rund 3.000 Flüchtlingen und Asylsuchenden in Bremen, die Hälfte davon im Familiennachzug. Unter günstigen Voraussetzungen könnten pro Jahr weiterhin rund 1.500 Geflüchtete eine eigene Wohnung finden, alle übrigen bräuchten einen Platz in einer Gemeinschaftsunterkunft.

Zahlen zum Hintergrund:
Das neue Übergangswohnheim in Gröpelingen eingerechnet, betreiben die Freien Träger im Auftrag der Stadt Bremen derzeit 36 Unterkünfte sowie drei Einrichtungen der Erstaufnahme des Landes mit rund 3.800 Bewohnerinnen und Bewohnern.

In Spitzenzeiten, im ersten Quartal 2016, verfügte das Bremische Unterbringungssystem über weit mehr als 8.000 Plätze, davon etwa die Hälfe in temporären Notunterkünften.

Aufgelöst hat die Sozialbehörde seit Anfang 2016 fast 6.000 Plätze, zumeist in Turn-, Messe- und Lagerhallen, die teils nur für wenige Wochen zur Verfügung standen. Im Jahr 2018 werden nach derzeitiger Planung rund 580 Plätze abgebaut – im Schiffbauerweg, auf dem Gelände des Klinikums Mitte, Neuwieder Straße, Bardowickstraße und am Bahnhof Vegesack. Bereits aufgegeben sind Container-Standorte in der Marie-Mindermann-Straße und am Ellener Hof, die Container werden von der Bildungsbehörde für temporäre Schulbauten weitergenutzt. Die frühere Schule an der Bardowickstraße in der Vahr, die mit zusätzlichen Wohncontainern ausgebaut worden war, steht derzeit in der Diskussion als Standort für die Kindertagesbetreuung. Dem Abbau von 580 Plätzen in 2018 stehen 250 weitere Plätze in Huchting gegenüber, die im Frühling bezogen werden können. Nach derzeitiger Planung wird die Einrichtung in Huchting das letzte Wohnheim sein, das Bremen eröffnet.

Im Jahr 2017 sind dem Land Bremen 1.565 Menschen über das bundesweite Erstaufnahmesystem zugewiesen worden; darüber hinaus hat das Land 1.026 Familienangehörige und 47 unbegleitete Minderjährige aufgenommen. Zusammen sind das rund 2.650 Menschen. Rund 1.500 konnten im vergangenen Jahr selbst angemieteten Wohnraum beziehen.