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Der Senator für Kultur

Staatsarchiv gibt Bremisches Jahrbuch 2016 heraus

01.12.2016

Das Bremische Jahrbuch 2016 ist soeben erschienen. Es wird vom Staatsarchiv Bremen in Verbindung mit der Historischen Gesellschaft Bremen herausgegeben und ist die älteste, noch existierende Zeitschrift Bremens, die seit 1863 erscheint.

Der neue Band bietet in gewohnt breiter thematischer Fächerung Beiträge vom Spätmittelalter bis zur jüngsten Zeitgeschichte. Den Auftakt macht ein Beitrag von Alfred Löhr zu den Bremer Stadtschlüsseln. Er hat diese in der Kasaner Kathedrale zu Sankt Petersburg entdeckt, wohin sie nach der Befreiung Bremens durch russische Truppen 1813 als Siegestrophäe gebracht worden sind und ist ihrer Spur nachgegangen.

Unter dem Titel "Der Kampf mit dem Fluss" hat Ulrich Weidinger Bremens langen und vergeblichen Kampf gegen die Versandung der Unterweser im 17. und 18. Jahrhundert detailliert untersucht. Trotz erheblicher technischer und finanzieller Aufwendungen blieb die Schifffahrt auf der Lebensader der Stadt bis zur Weserkorrektur stets bedroht.

Horst Rössler untersucht einen bislang wenig beachteten Aspekt des Überseehandels im 19. Jahrhundert: Die personelle und wirtschaftliche Einbindung von Bremer Kaufleuten in die transatlantische Sklavenökonomie zwischen 1790 und 1865.

Rudolf Steffens hat einen ungewöhnlichen und seinerzeit spektakulären Vorfall in der politischen Kriminalgeschichte Bremens erforscht: Unter der Leitung eines Zigarrenmachers plante ein Geheimbund mit dem Namen "Todtenbund" im Mai 1852 einen Umsturz durch die bewaffnete Beseitigung des Bremer Senats. Es kam aber nicht zum "Verbrechen wider den Staat", denn das Komplott wurde aufgedeckt. Die Verschwörung, den Prozess und das Schicksal des Haupttäters Nicolaus Kolby verfolgt der spannende Beitrag.

Wer ist wer? Freizügigkeit, Migration und Personenverkehr wurden auch in Bremen schon früh durch Ausweise und Pässe obrigkeitlich überwacht. Der Geschichte der Personenkontrollen und des bremischen Passwesens geht Bettina Schleier in einem Beitrag sachkundig nach.

In den Kriegsjahren 1942-1945 erstreckte sich entlang des Weserufers vor Blumenthal auf der Bahrsplate ein weitläufiges Lager für sowjetische Kriegsgefangene und sogenannte "Ostarbeiter". Karsten Ellebrecht ist der bedrückenden Geschichte dieses Lages und seiner Gefangenen anhand von Berichten, Karten, Fotos und Zeitzeugenaussagen nachgegangen.

Bremen leidet seit den 1970er-Jahren unter den Auswirkungen einer Strukturkrise, die sich in hohen Staatsschulden, hoher Arbeitslosigkeit und dem Niedergang traditioneller Branchen und Beschäftigungsträger bemerkbar macht. Karl Marten Barfuß analysiert mit dem Werkzeug des Wirtschaftshistorikers die dramatischen Umbrüche bis zum Jahr 2000.

Eine Miszelle gilt der Bremer Dombibliothek im Spätmittelalter, zu deren Bücherbestand um 1420 Ingrid Weibezahn neue Erkenntnisse beitragen kann.

Natürlich weist auch im neuen Band des Bremischen Jahrbuchs der Rezensionsteil auf wichtige Neuerscheinungen zur bremischen Geschichte hin. Weitere Titel und aktuelle Forschungen werden angezeigt. Das Bremische Jahrbuch 2016 ist beim Staatsarchiv und über den Buchhandel erhältlich.

BREMISCHES JAHRBUCH. Band 95 (2016)
Selbstverlag des Staatsarchivs Bremen. 312 Seiten
Ladenpreis 28 Euro. ISBN 978-3-925729-78-2