Sie sind hier:
  • Senatorin Stahmann: Institutionellen Rassismus gibt es in Bremen und bundesweit

Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Senatorin Stahmann: Institutionellen Rassismus gibt es in Bremen und bundesweit

Fachtag Institutioneller Rassismus mit 470 Teilnehmenden vor Ort und online

14.03.2023

Einen hochkarätig besetzten Fachtag zum Thema "Institutioneller Rassismus – Wirkungsweisen und Gegenstrategien in öffentlichen Verwaltungen" online und in Präsenz mit bundesweit über 470 Teilnehmenden aus der öffentlichen Verwaltung, Bundes- und Landesministerien sowie NGOs hat Sozialsenatorin Anja Stahmann heute (Dienstag, 14. März 2023) eröffnet. Als Rednerinnen waren unter anderem die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, in Bremen, die Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung, Saraya Gomis, sowie Miriam Camara, Geschäftsführerin der "Akoma Coaching & Consulting", eine Agentur mit den Querschnittsthemen Diversitätsorientierung, Diskriminierungskritik und Machtanalyse.

"Wir sprechen nicht darüber, ob es institutionellen Rassismus gibt", sagte Senatorin Stahmann. "In aller Deutlichkeit: Institutionellen Rassismus – als eine über individuelles Fehlverhalten hinausgehende Struktur der Ausgrenzung und Benachteiligung – gibt es im Land Bremen und bundesweit. Sie findet sich wieder auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, im Bildungs-, Ausbildungs-, Sozial-, Gesundheits- und Justizsystem." Das große Interesse am Fachtag zeige überdies, "wie aktuell und brennend wichtig das Thema ist".

Jüngste Beispiele habe gerade erst eine Studie des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung geliefert: "Danach haben Kinder aus Haushalten, in denen kein Deutsch gesprochen wird, deutlich geringere Chancen auf einen Kitaplatz. Ärmere, weniger gebildete oder weniger Deutsch sprechende Eltern werden trotz des Rechtsanspruchs bei der Vergabe von Kita-Plätzen benachteiligt. Das zeigt: Es bedarf einer kritischen Reflexion behördlicher Routinen und Entscheidungen sowie Rassismus-kritische Schulungen."

Der Fachtag solle Schlaglichter werfen auf die Fragen, wie und woran institutioneller Rassismus in Verwaltungen erkennbar werde, was Verwaltungen tun könnten, um diese Form von Rassismus zu reduzieren "und wie wir ein Rassismus-kritisches Bewusstsein in den Institutionen stärken können", so die Senatorin. "Gerade als Vertreterinnen und Vertreter öffentlicher Verwaltung müssen wir uns intensiv mit Anzeichen und Wirkungen von institutionellem Rassismus auseinandersetzen", sagte die Senatorin weiter und berief sich dabei auf das Diskriminierungsverbot im Grundgesetz: "Durch unsere Rolle und unser Wirken tragen wir als Repräsentantinnen und Repräsentanten des Staates eine besondere Verantwortung."

Der Fachtag sei "ein Start und gleichzeitig ein Angebot, gemeinsam in die Diskussion zu gehen, um institutionellem Rassismus zu begegnen". Er solle "Mut machen, dieses schwierige Thema öffentlich anzugehen", solle Vernetzungen fördern, und Ideen sowie Umsetzungsschritte anregen.

Veranstalter des Fachtags ist das Demokratiezentrum im Land Bremen. Das Demokratiezentrum wird durch das Bundesprogramm "Demokratie Leben!" und die Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport gefördert. Das Bundesprogramm ist die zentrale Säule der Strategie der Bundesregierung zur Extremismusprävention und Demokratieförderung.

Zum Begriff "Institutioneller Rassismus"
"Institutioneller Rassismus meint diskriminierende Handlungen in und von Organisationen, und zwar weitgehend unabhängig von den konkreten Einstellungen der handelnden Personen. Vielmehr geht es um organisationale Praktiken, die derart ausgestaltet sind, dass sie in ihrer Wirkung bestimmte Personen regelmäßig beziehungsweise überproportional benachteiligen – und in dem hier betrachteten Kontext geht es um rassistische Diskriminierung, das heißt, sie geschieht vor dem Hintergrund der ethnischen, nationalen und kulturellen Herkunft von Betroffenen. Es handelt sich also um regelhaftet und in der Wirkung für bestimmte Gruppen dauerhaft benachteiligendes Handeln in und von Organisationen und der in ihnen tätigen Professionen. Diese Handlungen lassen sich zum einen auf organisationale Regeln, Verfahren und Routinen zurückführen sowie zum anderen auf Grauzonen in der korrekten Auftragserfüllung und darüberhinausgehende Handlungs-und Ermessensspielräume der jeweiligen Berufsgruppen."
(Prof. Dr. Aladin El Mafalaani, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Universität Osnabrück)

Weitere Informationen samt Videos von der Veranstaltung unter www.demokratiezentrum.bremen.de

Ansprechpartner für die Medien:
Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, Tel.: (0421) 361-64152, E-Mail: bernd.schneider@soziales.bremen.de