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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Sanierungsgebiet "OTe" abgeschlossen

08.02.2022

"Flexibel, aktiv, kommunikativ und mobil" - so lauteten die Schlüsselworte für jene Form von Urbanität, die für aufstrebende, dynamische und junge Familien mit der Großwohnsiedlung Osterholz-Tenever verwirklicht werden sollte. Am 3. Juli 1973 wurde die "Verordnung über die Festlegung eines städtebaulichen Entwicklungsbereiches" nach dem Städtebauförderungsgesetz im Gebiet Osterholz-Tenever beschlossen. Nach fast 50 Jahren und zwei nach der ursprünglichen Errichtung durchgeführten Sanierungen hat der Bremer Senat den Status städtebaulicher Entwicklungsbereich nun offiziell aufgehoben. Der Senat hat heute (8. Februar 2022) eine entsprechende Vorlage beschlossen, die der Stadtbürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung vorgelegt wird. Die Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung hat der Vorlage bereits zugestimmt.

"Osterholz-Tenever war ein Paradebeispiel für eine ambitionierte, aber letztlich doch verfehlte Wohnungsbaupolitik", konstatiert rückblickend Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. "Obwohl nur die Hälfte der geplanten Gebäude gebaut wurden, war die Verdichtung und Monostruktur sowie die dadurch entstehende Anonymität in dem Quartier zu hoch und zu problematisch. Die jüngere Vergangenheit hat dann aber bewiesen, dass Bremen auch aus solchen Fehlern lernen und sie korrigieren kann. Dabei gilt mein Dank dem damaligen Quartiersmanager Joachim Barloschky und der Gewoba. Heute ist Osterholz-Tenever das sympathische OTe, wo die Menschen gerne leben. Die Eigentümer der Gebäude Neuwieder Straße 1 und 3 fordere ich aber unmissverständlich auf, dafür zu sorgen, dass Mängel umgehend beseitigt werden."

"Bremen hat Jahrzehnte gebraucht, um städtebauliche Fehler in Tenever zu korrigieren", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann. "Dabei kommt der Wohnungsbaugesellschaft Gewoba eine zentrale Rolle zu." Sie habe etliche Immobilien aufgekauft – und teilweise abgerissen. Fast 1.000 Wohnungen seien dadurch verschwunden – der Stadtteil insgesamt habe aber an Wert gewonnen, die Leerstände von einst gehören inzwischen der Vergangenheit an. Wo vorher Parkplätze oder Hochhäuser standen, wurden Flächen begrünt, Spiel- und Bolzplätze wurden eingerichtet. Dunkle Ecken und Angsträume sind beseitigt worden, die "zweite Ebene" aus Beton-Boulevards längst wieder abgerissen und Conciergen in den Eingangsbereichen der Hochhäuser angestellt worden. "Wohnen ist nicht einfach die Nutzung von Wohnraum", sagte Senatorin Stahmann. "Wohnen ist Heimat. Menschen müssen sich wohlfühlen können, wo sie leben. Die Rahmenbedingungen dafür sind in Tenever inzwischen geschaffen."

Das bestätigt auch Peter Stubbe, Vorstandsvorsitzender der GEWOBA: "Als Folge der Beteiligungsverfahren im Stadtumbau ist das Interesse und Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner für ihren Stadtteil bis heute weiterhin hoch: Das zeigt sich nicht nur bei den inzwischen stadtbekannten Kulturveranstaltungen, wie der 'Stadtteiloper' und den 'Singenden Balkonen', sondern auch bei den nach wie vor gut besuchten Stadtteilsitzungen, in denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner für ihre Belange einsetzen, sowie im Alltag von Bremens 'internationalem Dorf'."

Die Großwohnanlage Osterholz-Tenever wurde in den Jahren 1973 bis 1978 als Versuchs- und Vergleichsbauvorhaben des Bundes erstellt. Die Großsiedlung blickt dabei auf eine kurze, wechselvolle Geschichte in einer Zeit des rasanten Umbruchs von Stadt und Gesellschaft zurück. Bereits während der Bauphase geriet die hochgeschossige Bauweise in Politik und Bevölkerung in die Kritik: Eine der Entscheidungsgrundlagen für seine Errichtung, die Annahme eines rasanten Bevölkerungswachstums, musste korrigiert werden. Aus diesem Grunde wurden die Bauarbeiten nach der Fertigstellung von 2.653 der eigentlich geplanten 4.600 Wohnungen (dem nördlichen Teil der Großwohnsiedlung) eingestellt.

Erste Vorbereitungen für Nachbesserungen begannen im Sommer 1987. Das Nachbesserungsprogramm wurde vom Bau- und Sozialressort gemeinsam umgesetzt. Hauptakteure waren die Gewoba und die Bremer Investitions-Gesellschaft mbH (BIG), die gemeinsam die Osterholz-Tenever-Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG. (OTG) gründeten. Die OTG übernahm 1.306 Wohnungen von der Stadt und führte die Sanierung durch.

Im Rahmen des Programms "Stadtumbau West" konnte die Großsiedlung in Osterholz-Tenever als Pilotprojekt wieder über die Grenzen Bremens hinaus positiv auf sich aufmerksam machen. Die Anpassung des Wohnraumangebotes an die damalige Wohnungsmarktentwicklung in Tenever erforderte eine erhebliche Reduzierung des Bestandes. Zentrale Säule des Stadtumbaus war damit der Rückbau von rund 650 Wohnungen. Diese entsprachen etwa 25 Prozent des Bestandes. Mit dem Abriss von Gebäudeteilen konnten Sichtachsen geöffnet und der Freiraumbezug der Siedlung erheblich verbessert werden.

Die Modernisierungsmaßnahmen umfassten unter anderem den Abriss der asbesthaltigen Fassadenplatten, die Fassadenerneuerung, Wärmedämmung, die Erneuerung der Fenster, die Neugestaltung der Eingangsbereiche, die Sanierung der Dachheizzentralen als Brennwerttechnik und die Modernisierung der Bäder und Küchen. Der Abriss der oberen Verbindungsebene ermöglichte einen neuen Umgang mit der ehemals fast fensterlosen Sockelzone. Die Eingänge liegen nun auf Straßenniveau und wirken adressbildend: Modern gestaltete, angemessen große Vorbereiche und großzügige Eingangshallen, Licht und Farbakzente geben dem Gebiet ein neues Gesicht. Angsträume und anonyme, unkontrollierbare Zugangssituationen sind einer völlig neuen Aufenthaltsqualität gewichen.

Die Wärmedämmung einer Fläche von rund neun Fußballfeldern erspart der Umwelt jährlich 1.700 Tonnen Kohlendioxid. Die Einwohnerinnen und Einwohner Tenevers sparen im gleichen Zeitraum 6,85 Millionen Kilowattstunden. Im Vergleich zu einer nicht gedämmten Fassade wurde der Energieverbrauch um mehr als 50 Prozent reduziert.

Die Kombination aus Abriss und Freiraumgestaltung, Modernisierung und Verbesserung der sozialen Infrastruktur mit einem kooperativen Ansatz wurde zu einer richtungsweisenden Kombination.

Nachdem die GEWOBA bereits im August 2006 die Anteile der Stadt einschließlich der aus diesem Schritt resultierenden alleinigen Verantwortung übernommen hatte, wurden die verbliebenen 633 der einst erworbenen 1.306 Wohnungen mit der Auflösung der Projektgesellschaft zum Jahreswechsel 2011/2012 an die Muttergesellschaft GEWOBA übertragen. In OTe bedeutet "kein Leerstand" für die GEWOBA mehr als nur wirtschaftlicher Erfolg. Es rechtfertigt die enormen Kraftanstrengungen der vergangenen Jahre, mit denen sich Tenever nicht nur baulich stärker verändert hat als alle anderen Stadtteile in Bremen. Ein überwiegender Teil der neu zugezogenen Menschen ist berufstätig, die Integration funktioniert besser als anderswo.

Aus Städtebauförderungsmitteln sind in der Zeit von 1973 bis 2015 etwa 27,7 Millionen Euro investiert worden.

Ansprechpartner für die Medien:
Jens Tittmann, Pressesprecher bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Tel.: (0421) 361-6012, E-Mail: jens.tittmann@umwelt.bremen.de