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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

Rollenbilder spielerisch hinterfragen: Schulprojekt "Be oK" zieht Bilanz

Bei einem Fachtag in Oldenburg beleuchteten Expertinnen und Experten der Berufsorientierung die Wirkung von zwei Jahren "Be oK" - Projekt wird fortgesetzt

22.09.2022

Das Schulprojekt "Be oK – Berufsorientierung und Lebensplanung ohne Klischees" (www.be-ok.de) für Schulen in der Metropolregion Nordwest wird fortgesetzt. Im kommenden Jahr haben zehn weitere Schulen im Land Bremen die Möglichkeit, teilzunehmen. "Wir denken groß und möchten angesichts des bisherigen Erfolgs das Projekt gerne so vielen Schulen wie möglich zugutekommen lassen", erklärte die Bremer Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm jetzt am Rande eines Fachtags an der Universität Oldenburg, wo rund 40 Fachleute aus Schulen, Einrichtungen der Berufsorientierung und weiterer Institutionen zur gemeinsamen Bilanz zusammengekommen waren. Seit Start des Projekts vor zweieinhalb Jahren haben rund 2.000 Schülerinnen und Schüler aus 20 Schulen in Bremen, Bremerhaven und dem niedersächsischen Umland teilgenommen. Im Fokus des Fachtags stand neben der Auswertung auch die Frage, wie sich "Be oK" verstetigen und als fester Bestandteil schulischer Berufsorientierung etablieren lässt.

Neue Lebenskonzepte, neue Ideen: "Be oK" wirkt
Dass "Be oK", bei dem im Rahmen einer Projektwoche Jugendliche der 6. und 7. Klassen spielerisch ihre Stärken erkunden, Geschlechterklischees und ihre Wirkung diskutieren und Role Models kennenlernen, ein Erfolg und zudem ein wichtiger Baustein in der schulischen Berufsorientierung ist, darin waren sich alle Teilnehmenden einig. "Be oK ist für uns ein absoluter Glücksfall", erklärte Carl Böhm, Leiter der Wilhelm-Olbers-Schule, deren 6. Klassen im Sommer das Projekt durchlaufen hatten. Bilder wie Männer und Frauen zu sein hätten, seien vielfach schon geprägt: "Viele Kinder bringen tradierte Klischees mit. Für uns ist es eine Herausforderung, diese zu erkennen, aufzubrechen und dazu anzuleiten, dass die Schülerinnen und Schüler solche Muster hinterfragen – hier hat Be oK uns sehr geholfen." Gerade der spielerische und mehr subtile Umgang mit Rollenbildern sei hilfreich, der Erfolg messbar: "‘Be oK‘ hat gewirkt, das merken wir jetzt, Wochen später: Es gibt neue Lebenskonzepte und neue Berufsideen, an denen die Jugendlichen nun weiterarbeiten."

"Es geht für die Jugendlichen darum, den Beruf zu finden, der zu ihnen passt. Bei uns ging ein Junge für ein Praktikum in den Kindergarten, nachdem im Rahmen von 'Be oK' ein Erzieher bei uns war und von seinem Beruf erzählt hat. Wäre der Junge alleine da drauf gekommen? Ich fürchte nein", berichtete Irma Bouwer von der IGS Lilienthal, die als erste Schule im Frühjahr 2021 beim Projekt und seither noch ein weiteres Mal mitgemacht hatte. Geschlechterbilder seien im Wandel, das sei zu spüren. "Aber das muss unterstützt werden, und das können wir Lehrkräfte nicht leisten. Hier brauchen wir externe Unterstützung. Und die hat 'Be oK' sehr treffsicher geboten."

Warum sich geschlechtsspezifische Berufswahl so wenig ändert
Es gibt rund 330 Ausbildungsberufe, aber nur 170 davon kämen für Jugendliche in Frage und die Top Ten der Berufe bei Mädchen und bei Jungen ändere sich kaum, erklärte Prof. Dr. Rudolf Schröder vom Institut Ökonomische Bildung mit dem Schwerpunkt Berufsorientierung der Uni Oldenburg zu Beginn der Fachtagung. Daher sei es so wichtig, mit der Berufsorientierung früh anzusetzen, wie es "Be oK" mit seinem Fokus auf Jugendliche der 6. und 7. Klassen leiste. Warum Rollenbilder so mächtig seien, erklärte Barbara Scholand vom Institut Technik und Bildung der Uni Bremen: "Die gegenseitige Einordnung qua Geschlecht passiert jeden Tag, bei allen von uns. Das ist doing gender – es geht um soziale Verlässlichkeit und Berechenbarkeit, hier ist Geschlecht ein wichtiger Faktor. Und die Berufswahl untermauert die Geschlechtsadäquatheit: Ich zeige damit, dass ich weiß, wie ich mich benehmen muss, um als weiblich oder männlich erkannt zu werden." Deshalb sei es auch so schwierig, Geschlechterklischees zu brechen. "Be oK" gebe hier wichtige Impulse.

Das ist "Be oK":
Entwickelt und organisiert wird das Projekt "Be oK – Berufsorientierung und Lebensplanung ohne Klischees" von der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) in Zusammenarbeit mit der Kölner Kommunikationsagentur Sinus. Das Projekt wurde im Jahr 2018 im Rahmen des Ideenwettbewerbs "Bildung & Fachkräfte" der Metropolregion Nordwest ausgewählt. Neben der Metropolregion Nordwest wird das Projekt durch die Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven, die Handelskrankenkasse Bremen, die Arbeitnehmerkammer Bremen sowie den Landkreis Osterholz finanziert. Qualitative Begleitung erfährt "Be oK" durch einen überregionalen Beirat aus Wissenschaft, Bildung, Kammern, Verbänden und Wirtschaft. Die Projektwochen haben seit Frühjahr 2021 an 20 Schulen im Land Bremen und dem Landkreis Osterholz stattgefunden, rund 2.000 Jugendliche haben teilgenommen. Das Projekt wird jetzt um ein Jahr verlängert bis Ende Dezember 2023.

Mehr unter www.be-ok.de

Ansprechpartnerin für die Medien:
Susanne Gieffers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: (0421) 361-6050,
E-Mail: presse@frauen.bremen.de