Bekannte und neue Gesichter der Freien Bremer Kunstszene
12.05.2025Die neuen Residenzen in den Bereichen Musik, Tanz und Theater für die Spielzeit 2025/26 im Zentrum für Kunst im Tabakquartier stehen fest. Insgesamt erhalten drei Bremer Darstellende Künstlerinnen und zwei Musik-Ensembles eine finanzielle Förderung von jeweils 40.000 Euro durch den Senator für Kultur Bremen.
Die Entscheidungen aus insgesamt 44 Bewerbungen fielen auf Pulse und Marsyas Baroque im musikalischen Bereich. Die Tanzschaffende Paulina Bedkowska mit ihrem Ensemble, die Regisseurin Katrin Bretschneider und die Performancekünstlerin Lyri Milo werden in den Genres Tanz und Theater gefördert. Die Künstlerinnen und Künstler werden während ihrer einjährigen Residenz zwei Produktionen verwirklichen. Dabei können die Künstlerinnen und Künstler auf die kulturfachliche und personelle Expertise sowie auf die technische und räumliche Infrastruktur des Zentrums für Kunst zurückgreifen. Die Residenzen wurden von zwei Fachjurys vergeben.
Dazu sagt Staatsrätin Carmen Emigholz: "An den neuen Residenzen des Zentrums für Kunst für die Spielzeit 2025/26 sehen wir, wie international und vielseitig die freie Bremer Kunstszene ist. Die Fachjurys haben mit Katrin Bretschneider und Pulse zwei schon renommierte Künstler ausgewählt. Marsyas Baroque ist eine junges aber bereits mehrfach ausgezeichnetes Quartett aus der weiten Landschaft klassischer Musikensembles in Bremen. Und frische Impulse werden sicherlich die neuesten Bremer Künstlerinnen Lyri Milo und Paulina Bedkowska während ihrer Residenz geben. Das Zentrum für Kunst beweist sich so als wesentlicher Baustein zur Förderung der freien nicht kommerziellen Szene, wo sich Professionalität und Kreativität weiterentwickeln können."
Die geförderten Projekte zeichnen sich allesamt durch Kooperationen und Interdisziplinarität aus. Außerdem werden über die Residierenden internationale und nationale Gäste nach Bremen kommen: Künstlerinnen und Künstler aus Polen und Israel werden von Paulina Bedkowska und Lyri Milo einbezogen. Renommierte Komponistinnen und Komponisten der internationalen, neuen Musikszene sind Kooperationspartnerinnen und -partner von Pulse. Die Hamburger Lichtkünstlerin Kathrin Bethge und die Bremer Illustratorin Anke Bär arbeiten mit Marsyas Baroque Ensemble für je ein neues Konzertformat zusammen.
Doch auch lokale Kooperationen sind geplant. Paulina Bedkowska realisiert eine Recherche im Deutschen Tanzfilminstitut Bremen für ihr Projekt "Tanz.Archiv.Körper", Lyri Milo erprobt bei mehreren Terminen gemeinsam mit weiteren Bremer Tänzerinnen und Tänzern für die Produktion "Simulacra Skin" eine von KI entwickelte Tanzchoreographie. Katrin Bretschneider wird die Geschichten des Tabakquartiers als Standort der ehemaligen Fabrik Brinkmann und der Menschen dahinter in dem Audiowalk "Schall und Rauch" erzählen. Außerdem haben Interessierte die Möglichkeit an Offenen Workshops mit Pulse und dem renommierten Komponisten und E-Gitarristen Fred Firth aus Großbritannien teilzunehmen.
"Die beiden Fachjurys haben sich bei der Auswahl intensiv mit den eingereichten Konzepten beschäftigt. Das hat uns zum dritten Mal bewiesen, wieviel Potential in der Freien Bremer Kunstszene steckt. Es fiel nicht leicht, fünf Residenzen aus 44 Bewerbungen auszuwählen", berichtet der Kurator des Zentrums für Kunst, Hans König, der Teil der Jury für die Bereiche Musik und Darstellende Künste war.
Paulina Bedkowska
Paulina Bedkowska stammt aus Polen und hat Tanz in London und Lodz studiert. Mit der Teilnahme an einem zweijährigen Performance-Programm in Torres-Vedras, hat sie ihre eigene Ausdruckskunst geschärft. Seit 2022 lebt sie in Bremen, war bisher unter anderem beim Theater Bremen in der Kompanie Unusual Symptoms tätig. Das Publikum wird von ihr während der Spielzeit 2025/26 im Zentrum für Kunst die Projekte "Grenzüberschreitung" und "Tanz.Archiv.Körper" erleben. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus ihrem Heimatland und die Kooperation mit dem Deutschen Tanzfilminstitut Bremen für eine Inszenierung überzeugte die Fachjury.
Katrin Bretschneider
Katrin Bretschneider und Company sind in Bremen bereits durch aufwendige Stadtrauminszenierungen wie "Kein Schiff wird kommen" (Überseestadt 2023) oder "Shaking Hands With Ghosts" (AG Weser 2021) eine bekannte Größe. In Form von künstlerisch verdichteten Audiowalks beschäftigen sie sich mit Bremer Orten im radikalen Wandel. Ihr Residenzprojekt 2025/26 "Schall und Rauch" knüpft daran an und widmet sich der ehemaligen Zigarettenfabrik Martin Brinkmann, dem heutigen Tabakquartier. Das Projekt besteht aus einer Live-Inszenierung und einer langfristig verfügbaren Version für Smartphones. Das zweite Projekt der Bewerbung "The Zone" ist eine interaktive Audioperformance, bei der das Publikum über Kopfhörer Handlungseinladungen erhält und damit selbst zu Akteurinnen und Akteuren werden.
Ensembles Marsyas Baroque
Mit historischen Instrumenten interpretieren die vier Musikerinnen María Carrasco Gil, Sara Johnson Huidobro, Paula Pinn und Konstanze Waidosch des Ensembles Marsyas Baroque Musik vom 16. bis 18. Jahrhundert mit dem Ziel, die Kompositionen in einen heutigen Kontext zu setzen und ihre Relevanz für heute erfahrbar zu machen. Die Fachjury überzeugten sie mit den Konzepten "Sor Juanas Traum" und "Marsyas & Apollo". Ersteres ist ein Musiktheaterstück, das auf einem Gedicht der feministischen mexikanischen Intellektuellen Sor Juana Inés de la Cruz (1648–1695) basiert und in einer Verbindung aus Lichtkunst, Theater und Musik auf der Bühne inszeniert wird. "Marsyas & Apollo" verfolgt das Ziel, aufzuzeigen, wie Kunst und Kunstschaffende damals wie heute zugleich als verletzlich und kraftvoll wahrgenommen werden.
Lyri Milo
Lyri Milo ist eine interdisziplinäre Künstlerin aus Israel, die in Bremen lebt. Ihre künstlerische Erfahrung umfasst zeitbasierte Kunst für Bühne und Bildschirm, die von Musiktheater und Tanz bis hin zu Film und Animation reicht. Die Jury war besonders beeindruckt von ihren interdisziplinären Fähigkeiten und der geplanten Zusammenarbeit mit Bremer Künstlerinnen und Künstlern in partizipativen und dialogischen Prozessen. Durch die Residenz mit den Projekten "Simulacra Skin" und "Modes & Tonalities" freut sie sich darauf, dauerhafte Beziehungen innerhalb der freien Kunstszene Bremens aufzubauen und ihre Erkundungen mit der Bremer Öffentlichkeit zu teilen.
Pulse
Pulse ist ein Bremer Streichensemble, das seit 2020 progressive experimentelle Musik in ganzheitlichen Konzerterlebnissen präsentiert. Für das Residenzprojekt am Zentrum für Kunst konnten Johannes Haase, Malin Grass, Susanne Zapf (Geigen), Yuko Hara (Bratsche), Jakob Nierenz (Cello) und Pablo Garretón (Klangregie, Elektronik) den weltweit bekannten Komponisten und E-Gitarristen Fred Frith gewinnen, der gemeinsam mit Pulse ein zweiteiliges Projekt im Zentrum für Kunst realisieren wird, bestehend aus einem Konzert und mehreren Offenen Workshops und Soundwalks. Auch die aktuelle Reihe "Hyper" von Pulse, in der virtuelle Zwischenwelten, TV, DJing, Choreografie und Hyperpop von internationalen Komponistinnen und Komponisten thematisch verarbeitet werden, erfährt ihr Finale am Zentrum für Kunst.
Die ersten Premieren der neuen Residierenden am Zentrum für Kunst sind für das letzte Quartal 2025 geplant.
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