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Politische Gewalt damals und heute

Hannibal / Einladung zum Politischen Salon des Vereins "Erinnern für die Zukunft e.V."

27.09.2022

Eine Pressemitteilung des Vereins "Erinnern für die Zukunft"

Anlässlich des Politischen Salons des Vereins "Erinnern für die Zukunft e.V." findet am Donnerstag, den 6. Oktober 2022, im Kukoon eine Veranstaltung zu Politischer Gewalt damals und heute statt. Die Podiumsdiskussion erinnert an die Mordtaten an Reichsaußenminister Walther Rathenau oder Reichsfinanzminister Matthias Erzberger vor 100 Jahren und versucht, die historische mit der gegenwärtigen Situation zu vergleichen. Diskutiert werden ideologische Vorannahmen der radikalen Rechten, Problemstellungen in den staatlichen Sicherheitsorganen und Möglichkeiten einer wehrhaften Demokratie. Die Moderation übernimmt Matthias Loeber (Verein "Erinnern für die Zukunft e.V.", Bremen).

Es diskutieren:

  • Benjamin Dürr, Politologe, Jurist und Publizist. In seiner 2021 erschienenen Erzberger-Biografie beleuchtet er die systematischen Hetzkampagnen der radikalen Rechten gegen den Friedenspolitiker Erzberger, die den Boden für dessen Ermordung bereiteten.
  • Kersten Augustin, Journalist. Für die taz recherchierte er zu rechtsradikalen Verstrickungen in staatlichen Sicherheitsorganen, etwa bei der Bundestagspolizei oder im bis heute nicht aufgeklärten Todesfall Oury Jalloh.
  • Antje Gander, Leiterin des Referats Rechts- und Linksextremismus im Landesamt für Verfassungsschutz Bremen.
  • Kai-Lena Wargalla, Seit 2016 Bürgerschaftsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen, dort unter anderem Fraktionssprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus.

Am 24. Juni 1922 wurde Reichsaußenminister Walther Rathenau von Aktivisten der rechtsradikalen Organisation Consul erschossen. Im Vorjahr war der frühere Reichsfinanzminister Matthias Erzberger einem Anschlag der Gruppe zum Opfer gefallen. Philipp Scheidemann, bekannt als Ausrufer der Deutschen Republik während der Novemberrevolution, hatte einen Mordversuch knapp überlebt. Sie alle waren der radikalen Rechten als Repräsentanten des demokratischen Staates, der aus Kriegsniederlage und Revolution hervorgegangen war, verhasst. Teils jahrelange Hetzkampagnen hatten den ideologischen Boden für die politischen Morde bereitet.

Am 2. Juni 2019 wurde der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke auf der Veranda seines Wohnhauses aus nächster Nähe erschossen. Der Rechtsextremist Stefan Ernst hatte die Tat begangen, nachdem Lübcke aufgrund seines Einsatzes für Geflüchtete seit 2015 beispiellosen Rufmordkampagnen aus der parlamentarischen und außerparlamentarischen radikalen Rechten ausgesetzt gewesen war.

Mediale Schmähkampagnen, fußend auf verzerrten oder falschen Darstellungen, hatten den Mordtaten ideologisch vorgearbeitet. Die staatlichen Sicherheitsorgane hatten damals wie heute Schwierigkeiten, weitreichende rechtsradikale Netzwerke im Hintergrund zu erkennen, sei es aus eigener Verstrickung oder wegen des in der Gegenwart hochproblematischen V-Leute-Systems. Wie die Hintermänner der "OC"-Morde der 1920er Jahre nie zur Rechenschaft gezogen werden konnten, scheiterten Verfassungsschutz, Polizei und Justiz in der jüngeren Vergangenheit an der Entdeckung und Bekämpfung rechtsradikaler Gruppierungen wie des NSU. Im Falle des 2017 aufgedeckten Hannibal-Netzwerks waren Kräfte von Bundeswehr und Polizei unmittelbar an dessen Aufbau beteiligt.

Eine Veranstaltung des Vereins "Erinnern für die Zukunft e.V." in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und der Heinrich Böll-Stiftung Bremen. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 6. Oktober um 19.00 Uhr im Kulturzentrum Kukoon (Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen) statt. Der Eintritt ist frei.

Der Politische Salon von "Erinnern für die Zukunft e.V.":
"Erinnern für die Zukunft" bedeutet auch, dass es nicht beim Erinnern bleiben darf. Immer wieder muss gefragt werden, was die Vergangenheit mit der Gegenwart zu tun hat und warum die Vergangenheit Bedeutung für die Gegenwart hat. Der "Politische Salon" lädt Menschen ein, die genau das tun. Unsere Gäste schlagen Brücken zwischen gestern und heute und gehen der Frage nach, warum die Zukunft Erinnerung braucht.

Weitere Informationen:
Tobias Peters, Verein "Erinnern für die Zukunft e.V.", c/o Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Tel.: 0421-361 2098, E-Mail: tobias.peters@lzpb.bremen.de