Overbeck Museum lädt zum Berühren ein
24.06.2025Das Overbeck Museum in Bremen-Vegesack freut sich über das Pionierprojekt "Please Touch This Art", mit dem ein großer Schritt für die Barrierefreiheit in Museen ermöglicht wird. Eineinhalb Jahre lang haben die Verantwortlichen in Kooperation mit der Constructor University daran gearbeitet – jetzt können die ersten zwölf Tastmodelle im dem Künstlerpaar Fritz und Hermine Overbeck gewidmeten Museum "erfühlt" werden. Und es sollen noch mehr werden.
Ein Dutzend eigens angefertigte Tastmodelle von ausgewählten Gemälden des Künstlerpaares Fritz und Hermine Overbeck laden seit Kurzem blinde, sehbehinderte und sehende Besucherinnen und Besucher dazu ein, Kunst im wahrsten Sinne des Wortes zu "be-greifen". Das Besondere daran: Hinter den Modellen steht ein Pionierprojekt, das einen großen Schritt in Richtung barrierefreie Museen ermöglicht.
Das Projekt "Please Touch This Art" wurde von den ehemaligen Studenten der Constructor University Bremen Ramin Udash, Bishesh Shrestha und Zain Samdani, sowie dem Volontär des Overbeck-Museums, Finn Völkel, initiiert. Seinen Anfang nahm das Vorhaben im Rahmen eines Studienseminares: Im Community Impact Project (CIP) der Constructor University unter Leitung von Max Schlenker und Museumsleiterin Katja Pourshirazi bekamen die Studenten die Aufgabe, ein Tastmodell zu Fritz Overbecks bekanntem Gemälde "Abend im Moor" mithilfe von 3D-Drucktechnologie zu erstellen.
Gemeinsam mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) und dem Blinden- und Sehbehindertenverein Bremen (BSVB) erarbeiteten die Studenten und der Volontär eine innovative KI-gestützte Lösung: eine Technologie, die Gemälde erkennt, interpretiert und in ein präzises, tastbares 3D-Modell überführt. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der aktiven Einbindung von blinden und sehbehinderten Testpersonen in jedem einzelnen Entwicklungsschritt.
"Entscheidende Unterstützung erhielt das Projekt durch eine Förderung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Ohne diese Hilfe wäre unser Projekt 'Please Touch This Art' nicht realisierbar gewesen", so die Initiatoren.
Tastmodelle in Museen gibt es vereinzelt schon länger. Doch sie sind aufwändig und teuer. Viele Museen können sich das nicht leisten oder können bestenfalls ein oder zwei Modelle anschaffen – zu wenig, findet Finn Völkel. "Wir Sehenden wollen doch auch nicht ins Museum gehen, um nur ein oder zwei Kunstwerke anzuschauen." Mit der neuen Technologie sollen Gemälde nun deutlich schneller und kostengünstiger als bisher in Tastmodelle umgewandelt werden können. "Dadurch kann sich ein Museum zukünftig vielleicht 20 oder sogar mehr Tastmodelle anschaffen und damit blinden und sehbehinderten Menschen einen umfassenderen Kunstgenuss ermöglichen. Außerdem können mehr Museen Tastmodelle anbieten", so der Volontär des Overbeck-Museums.
Die Resonanz ist schon jetzt positiv – übrigens nicht zuletzt auch bei sehenden Museumsbesucherinnen und -besuchern. "Viele Menschen haben im Museum den heimlichen Wunsch, die Kunst zu berühren. Wir Menschen möchten spüren und mit allen Sinnen erleben. Die Tastmodelle machen das möglich. Hier ist das Anfassen im Museum endlich erlaubt und sogar erwünscht", freut sich Museumsleiterin Pourshirazi.
Mehr Informationen:
Dr. Katja Pourshirazi, Leiterin Overbeck-Museum, Tel.: (0421) 663 665, E-Mail: info@overbeck-museum.de, Internet: overbeck-museum.de/
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