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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Perspektive Ausbildung – Chancen für Jugendliche mit Hauptschulabschluss

04.05.2007

Bis zu eine Million Euro stehen in diesem und den folgenden drei Jahren insgesamt für die Schaffung zusätzlicher dualer Ausbildungsplätze zur Verfügung, die Jugendlichen mit Hauptschulabschluss zugute kommen. Die Mittel stammen aus dem Regionalen Sonderprogramm zur Unterstützung der Wirtschaftsstruktur und zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Lande Bremen in Begleitung der Umstrukturierungen im Stahlsektor („ReSoSta – Programm“). Das haben Arbeitsenatorin Ingelore Rosenkötter und Bildungssenator Willi Lemke heute (4.5.2007) bekannt gegeben.

„Ergänzend zu den vorhandenen Ausbildungs-Initiativen wollen wir damit dazu beitragen, jugendliche Hauptschüler in den Stand zu versetzen, dauerhaft in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integriert werden zu können“, betonte Senatorin Rosenkötter.

Bildungssenator Willi Lemke: „Schule darf sich nicht damit begnügen, Schülerinnen und Schüler nur zu einem Abschluss zu führen. Wichtig ist, dass eine Anschlussorientierung schon während der Schulzeit stattfindet. Deshalb ist es dringend geboten, dass alle Beteiligten – Schule, Agentur für Arbeit, Betriebe – zukünftiger enger als bisher miteinander kooperieren.“

Hintergrund für diese große Anstrengung ist nach Angaben der beiden Senatoren die Tatsache, dass die Ausbildungschancen von Hauptschulabsolventinnen und -absolventen, insbesondere von Jugendlichen mit Migrations-Hintergrund, bundesweit sehr gering sind. Auch in Bremen erhalten nur etwa 15 Prozent dieser Jugendlichen trotz vieler Bemühungen einen Ausbildungsplatz. Die Quote der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildungen liegt noch darunter.

Diesen Jugendlichen werde es auch mittel- und langfristig nicht ohne Hilfe gelingen, über einen betrieblichen Ausbildungsplatz den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen, auch weil die Zahl der Schulabgänger bis 2012 steigt. Senatorin Rosenkötter: „Hier müssen das Land Bremen und die Wirtschaft Unterstützung bei der Eingliederung leisten.“ Sie appellierte nachdrücklich an die Unternehmen im Lande Bremen, insbesondere auch diesen Jugendlichen eine Chance zu geben. Gefordert seien aber auch die Schulen selbst.

Die guten Erfahrungen und Strukturen bereits vorhandener Projekte in Bremen und Bremerhaven sollen in das Vorhaben einbezogen werden.

Mit dem Projekt - Träger ist das Bildungszentrum der Wirtschaft (BWU) in Kooperation mit dem Internationalen Bund (BI) – sollen mindestens 40 duale Ausbildungsplätze jährlich (davon mindestens 20 in der Anlaufphase des Projektes) geschaffen werden. Die Laufzeit des Projektes beginnt am 10. Mai 2007 zunächst mit der Schaffung der organisatorischen und personellen Rahmenbedingungen. Ab 1. August 2007 sollen Ausbildungsbetriebe für eine Beteiligung gewonnen werden.

Das Projekt organisiert die Beratung der Schülerinnen und Schüler, die sich auf einen Hauptschulabschluss beziehungsweise auf den Erwerb der Berufsbildungsreife vorbereiten, bereits während der Praxisphasen in den Jahrgangsstufen 9 und 10, um die Jugendlichen rechtzeitig an die Bedarfe der Ausbildungsbetriebe heranzuführen. Gleichzeitig kann der Ausbildungsbetrieb den Jugendlichen frühzeitig kennen lernen.

Das Projekt basiert auf einem 3-Pfleiler-Konzept: Lehrer, Berufsberater der Agentur für Arbeit und Personalfachleute aus Betrieben wirken bei der Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler, die freiwillig an der Maßnahme teilnehmen, eng zusammen.

In der Schule werden gemeinsam mit der Lehrkraft die eigenen Interessen und Stärken erarbeitet und erste Bewerbungsunterlagen erstellt, um Antworten auf folgende Fragen zu stellen: Was kann ich gut? Was liegt mir besonders? Wie bewerbe ich mich richtig?

Als nächstes geht es zu den Experten für die Fragen der Berufswahl der Agentur für Arbeit. Aufbauend auf den Stärken und Interessen wird nun gemeinsam herausgefunden: „Kann ich die beruflichen Erwartungen erfüllen? Wo kann ich einsteigen? Gibt es Ausbildungsplätze, auf die ich mich bewerben kann?“

Danach geht es in ein Unternehmen um mit einem Personalprofi über die Berufswahl zu sprechen. Die Bewerbungsmappe wird durchgesehen und Fragen werden beantwortet, wie: Kann ich meine Berufswahl überzeugend begründen? Passt der Beruf zu meinen Stärken und Interessen? Was kann in einem echten Bewerbungsgespräch auf mich zukommen? Ist mein Outfit passend?

Die Koordinierungsstelle übernimmt die Funktion eines Netzwerkknotens, an dem alle Fäden zusammenlaufen: Sie begleitet den einzelnen Schüler in allen Phasen des Bewerbungsprozesses; sie stellt den Beteiligten Know-how und Materialen zur Verfügung; sie berät und unterstützt Eltern, Schüler und Lehrer; sie akquiriert aktiv Unternehmen, für die Teilnahme an dem Netzwerk und versucht neue Ausbildungsplätze für Hauptschüler zu schaffen und zu vermitteln. Sie unterstützt auch die teilnehmenden Betriebe beim Ausbildungs-Management.

Die letzten Monate des Schulbesuchs werden gezielt genutzt, die Jugendlichen auf den direkten Übergang von der Schule in die Ausbildung vorzubereiten. Die Schule arbeitet nicht mehr ausschließlich abschluss-, sondern anschlussorientiert.

Die Jugendlichen werden auch während der Ausbildung unterstützt, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.

Das Projekt startet auf Initiative des Senators für Bildung und Wissenschaft noch vor den Sommerferien mit den folgenden sechs Hauptschulen in Bremen und Bremerhaven: ISS In den Sandwehen, ISS an der Helgolander Straße, SZ Lehmhorster Straße, ISS Carl-Goerdeler Straße, SZ Flämische Straße, Schulzentrum Koblenzer Straße und Georg-Büchner-Schule II in Bremerhaven.

Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Vorhabens ist die Bereitschaft von Unternehmen im Land Bremen, sich ehrenamtlich für Hauptschülerinnen und Hauptschüler zu engagieren, indem sie die interessierten Schüler begleiten sowie Betriebspraktikums- und Ausbildungsplätze für Hauptschüler zur Verfügung stellen.

Deshalb ist verabredet, dass die für die Ausbildung relevanten gesellschaftlichen Kräfte aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft - insbesondere sind dies die Mitglieder des Bündnisses für Arbeit und Ausbildung und des regionalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs – einen Verein „Bremer Ausbildungsstiftung“ gründen. Die Ausbildungsstiftung soll auf ehrenamtlicher Basis betrieben werden. Langfristiges Ziel ist die Einwerbung von Stiftungsgeldern, mit denen eine dauerhafte Förderung benachteiligter Jugendlicher möglich wird.