29.01.2004
Anlässlich der Vorstellung der IGLU-Studie und der zusätzlichen Untersuchung von Professor Holtappels erklärte heute (29.1.2004) der Senator für Bildung und Wissenschaft, Willi Lemke:
„Es war sinnvoll und notwendig, dass wir uns am nationalen Teil der IGLU-Studie beteiligt haben. Sie stellt uns zwar ein schlechtes Zeugnis aus, aber jetzt wissen wir, wo wir stehen und wir wissen, was wir zu tun haben. Um weitere Erkenntnisse über unsere Lage zu gewinnen, haben wir Professor Holtappels mit der Zusatzstudie beauftragt, die sich speziell mit der Situation der bremischen Schulen befasst. Wir müssen beide Studien nutzen, um gezielt Verbesserungen einzuleiten.“
Die IGLU-Ergebnisse zeigen, dass die bremischen Grundschulen in nahezu allen getesteten Bereichen in ihren Leistungen gegenüber den Vergleichs-Ländern deutlich abfallen. Die Gruppe der Kinder, die auf den untersten Kompetenzstufen angesiedelt sind, ist hier viel zu hoch. Diese Kinder werden in der 5. Klasse Mühe haben, im Unterricht Erfolg zu haben. Zu den Risikogruppen gehören im Lesen 21 Prozent, in Naturwissenschaften 27,3 Prozent und in Mathematik 33,5 Prozent, bei der Rechtschreibung 48 Prozent der Kinder. Auch die Leistungsstreuung ist bei uns deutlich ausgeprägter als in anderen Ländern. Die vorliegende Studie zeigt erneut, dass in Bremen wie auch in den anderen Ländern Migrantenkinder und Kinder aus benachteiligten Familien bereits in der Grundschule schlechtere Lernchancen haben.
Die Zusatz-Untersuchung von Holtappels liefert nach Angaben von Senator Lemke wichtige Hinweise für die weitere Arbeit mit den Grundschulen. Dazu gehört vor allem der Befund, dass Schulen, in denen Lehrkräfte miteinander kooperieren und im Team arbeiten, deutlich bessere Lernergebnisse aufweisen. Betrüblich ist der Befund, dass die Kooperation innerhalb der Kollegien sowie zwischen Lehrkräften und Betreuungspersonal deutlich zu wünschen übrig lässt.
Auch die Fortbildungs- und Innovationsbereitschaft ist insgesamt keineswegs zufriedenstellend. Die Holtappelsstudie hat festgestellt, dass die ehemaligen vollen Halbtagsschulen ihre Aufgaben besser erfüllen als die Verlässlichen Grundschulen, jedoch ist der Unterschied nicht so groß wie es die zusätzlichen Ressourcen erwarten ließen.
Konsequenzen
„Ich werde so schnell wie möglich eine Expertengruppe in die Grundschulen schicken, die die bereits nach PISA eingeleiteten Maßnahmen auf ihre Umsetzung und Wirksamkeit überprüft und uns weitere Empfehlungen für die Verbesserung der Schulen gibt“, bekräftigte Senator Lemke. Dabei soll es sich um Grundschulexperten handeln, die nicht aus Bremen kommen und ausgewiesene Fachleute mit großer Erfahrung sind.
Darüber hinaus sind folgende Schwerpunkt-Maßnahmen notwendig:
Bereits in der Grundschule eingeleitete PISA-Folgemaßnahmen
Die IGLU-Studie zeigt, dass wir dringenden Handlungsbedarf haben - auch über das hinaus, was bereits umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht ist. Sie bestätigt aber auch, dass wir mit den seit 2001 eingeleiteten Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind.
Die nachfolgend aufgelisteten Maßnahmen, die seit 2001 in Konsequenz aus den PISA-Ergebnissen umgesetzt werden, konnten noch keine Auswirkungen auf die jetzt vorliegenden Untersuchungen erzielen.
Stärkung der Verknüpfung des Elementar- und Primarbereichs
Erhöhung der Lern- und Betreuungszeiten
Diagnostik
Thema: Diagnostik und pädagogische Konsequenzen
Förderung der Sprach- und Lesekompetenz
Einrichtung von Musik- und Sportprofilschulen
Förderung von Kindern mit besonderen Begabungen (Hochbegabung)