Sie sind hier:

Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Hafen erwartet keine größeren Probleme: Das Jahr 2000 kann kommen

28.12.1999

Behörden haben ihr Vorgehen koordiniert und Notfallpläne vorbereitet – Hafenkapitäne werden bei Bedarf Ein- und Auslaufverbote aussprechen

Hans-Jürgen Roos, Hafenkapitän in Bremen-Stadt, und sein Bremerhavener Kollege Andreas Mai sind optimistisch. Nach monatelangen internen Vorbereitungen, Gesprächen mit Verantwortlichen in anderen Häfen im In- und Ausland sowie intensiven Diskussionen mit den Wasser- und Schifffahrtsämtern und der Wasserschutzpolizei gehen die beiden beamteten Chef-Nautiker davon aus, dass der zweitgrößte Hafen Deutschlands mit dem Jahr-2000-Problem sehr gut fertig werden wird.

Planmäßig hat die Hafenbehörde zunächst die eigenen sicherheitsrelevanten Systeme gecheckt. "Das Jahr 2000 kann kommen", sagt Kapitän Roos. "Alle Anlagen wurden überprüft, exakte Notfallpläne wurden erarbeitet und getestet – zum Beispiel das Fahren der Schleusen und Brücken mit Hilfe von Notstromaggregaten."

Zwischen dem 31. Dezember 1999, 12 Uhr, und dem 2. Januar 2000, 6 Uhr, herrscht in Bremen und Bremerhaven Hafenruhe. Dann findet an den Kajen und Terminals kein Umschlag statt. Dennoch werden in diesem Zeitraum Schiffsbewegungen erwartet – allerdings deutlich weniger als sonst.

Generell gilt: Durch das Jahr-2000-Problem werden keine Unfälle ausgelöst, die nicht auch sonst im Laufe eines Jahres vorkommen können. Die Häfen sind grundsätzlich auf solche Situationen vorbereitet und verfügen über entsprechende Notfallpläne.

Roos: "Der einzige Unterschied bei diesem Jahreswechsel besteht darin, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines Vorkommnisses um etwa 5 Prozent erhöht. Weitere Schwierigkeiten können entstehen, wenn die normalen Kommunikationswege ausfallen oder die in den Notfallplänen vorgesehenen Institutionen und Personen nicht erreichbar sind."

Doch hier wurde vorgesorgt. Mai: "Wir haben alternative und vom öffentlichen Netz unabhängige Kommunikationsverbindungen eingerichtet. Der Hafenbetriebsdienst an beiden Standorten wird darüber hinaus um weitere Mitarbeiter verstärkt."

Jeder Kapitän, der mit seinem Schiff in der kritischen Phase Kurs auf die Kajen im Lande Bremen nimmt oder die Häfen verlässt, muss der Hafenbehörde in einer Erklärung nachweisen, dass die bordeigenen Systeme vom Jahr-2000-Problem nicht betroffen sein werden. Bestehen Zweifel an der Seriosität dieser Aussagen, behalten sich die Hafenkapitäne vor, Ein- und Auslaufverbote auszusprechen, um Gefahren auszuschließen. "Jeder Hafennutzer oder sein Vertreter war und bleibt verpflichtet, die von ihm betriebenen Systeme zu prüfen", ergänzt Kapitän Mai. "Auf Verlangen muss nachgewiesen werden, dass von diesen Systemen keine Risiken für die Sicherheit im Hafen ausgehen." Auf direktem Weg und über die Internet-Informationen der Bremischen Häfen (www.bremen-ports.de) hat man die Reeder aufgefordert, ihre Schiffsführungen darauf hinzuweisen, dass Notfallpläne erarbeitet und getestet werden mussten. Roos und Mai erwarten von den Kapitänen, dass sie vor dem Einlaufen ihrer Schiffe ins Revier und vor dem Verlassen des Liegeplatzes die technische Funktionsfähigkeit des Magnetkompasses, der manuellen Handsteuerung, der Notruderanlage und des Notstromaggregates überprüfen. Außerdem wird empfohlen, Ankerstation, Maschinenraum und Rudermaschinenraum zu besetzen sowie ständig einen qualifizierten Mitarbeiter bereitzuhalten, der die Ruderanlage auf der Brücke bedient.

Das Vorgehen der Hafenbehörde in Bremen und Bremerhaven wurde mit dem Hafenkapitän in Hamburg besprochen und abgestimmt. An der Elbe wird am 31. Dezember und 1. Januar ähnlich verfahren.

Entwarnung kam inzwischen von den im Land Bremen operierenden Schleppreedereien: Die Hafenschlepper, die sich bereit halten, mögliche Havaristen auf den Haken zu nehmen, sind technisch auf das Jahr-2000-Problem vorbereitet.