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Bundesland Bremen

Die letzten Stunden von Herculaneum im Bremer Fockemuseum

27.01.2006

Sonderausstellung würdigt die Bedeutung der einstiegen Küstenstadt am Golf von Neapel

Die Stadt liegt noch heute zu zwei Dritteln unter einer bis zu 30 Meter dicken Schicht aus verhärtetem Schlamm: Herculaneum, die einst mondäne Küstenstadt am Golf von Neapel, die im Jahre 79 nach dem Ausbruch des Vesuvs vollständig verschüttet wurde. Eine 400 Grad Celsius heiße Wolke, nicht Gesteinsbrocken oder Schlamm aus dem Vesuvausbruch hat das Leben der Menschen damals in Sekundenschnelle ausgelöscht. Dieses Ereignis ist jetzt im Rahmen der Sonderausstellung „Die letzten Stunden von Herculaneum“ im Bremer Focke-Museum vom 28. Januar bis zum 21. Mai zu sehen. Exponate wie eine originale Kinderwiege oder Abgüsse von Skeletten machen die menschliche Dimension der Katastrophe deutlich. Mit beeindruckenden Bildern, Filmen und Computeranimationen werden aktuelle Forschungsergebnisse aus Vulkanologie, Anthropologie und Archäologie vermittelt. Die Besucher der Ausstellung erfahren anhand von Bildern und Filmen, wie die Vulkanologen heute die Katastrophe des Jahres 79 minutiös rekonstruieren, als die Wolke mit 100 Kilometern pro Stunde die Hänge des Vesuvs hinunter raste.


Die von Dieter Richter (Universität Bremen), Mitarbeitern des Westfälischen Römermuseums Haltern, der Berliner Antikensammlung sowie des Focke-Museums Bremen gemeinschaftlich konzipierte Schau würdigt die Bedeutung Herculaneums, das seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zu Unrecht oft im Schatten der Ausgrabungen Pompejis stand.


Die Ausstellung präsentiert Marmorstatuen, Bronzeskulpturen, kostbare Fresken, Mosaiken, Goldschmuck, hölzerne Möbelstücke und andere einzigartige Exponate aus Herculaneum, von denen viele zum ersten Mal außerhalb Italiens zu sehen sind. Sie zeigt damit Leben und Kultur in einer antiken römischen Stadt am Fuße des Vulkans im 1. Jahrhundert nach Christus. Spannend wie einen Krimi erzählt die Sonderausstellung auch die Geschichte der Wiederentdeckung Herculaneums. Zufällig stieß man beim Anlegen eines Brunnens im Jahre 1709 auf Mauern des antiken Theaters. In den folgenden Jahren begannen systematische Ausgrabungen antiker Kunstwerke, Alltagsgegenstände und Teile architektonischer Anlagen, - schon Jahrzehnte bevor Pompeji zum Eldorado der Archäologen wurde.


Die Entdeckungen der antiken Städte am Golf von Neapel wurden zu einem touristischen Reiseziel und faszinierten Gelehrte, Adelige und Bürgerliche in ganz Europa. Die Kunstwerke inspirierten das Schaffen von bildenden Künstlern, Kunsthandwerkern und Architekten. Ein neuer Stil entstand und prägte eine ganze Epoche: der europäische Klassizismus.


Porzellane aus Meißen und andere Produkte des europäischen Kunsthandwerks, die eine intensive Rezeption der antiken Vorbilder im 18. Jahrhundert vor Augen führen, ergänzen die Präsentation der antiken Originale. Zum Thema „Rezeptionsgeschichte“ bieten überdies die Schausammlungen des Focke-Museums vielfältige Anknüpfungen in den Bereichen Mode und Kunstgewerbe.


Bereits an der überaus erfolgreichen ersten Station der Ausstellung in Haltern, die in drei Monaten 128.000 Menschen ins Westfälische Römermuseum lockte, konnten sich die Besucher von der herausragenden Qualität der Kunstwerke, ihrem verblüffend gut erhaltenen Zustand sowie von den unerwarteten und faszinierenden Ergebnissen neuerer Forschungen aus Archäologie, Anthropologie und Vulkanologie überzeugen. Erst in den letzten Jahren hat die Wissenschaft ein genaueres Bild von den Geschehnissen in den letzten Stunden von Herculaneum zeichnen können.


Die Ausstellung im Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schwachhauser Heerstraße 240, ist dienstags von 10-21 Uhr sowie mittwochs bis sonnabends von 10-18 Uhr.


Weitere Informationen zur Ausstellung: www.focke-museum.de