Sie sind hier:
  • Pressemitteilungen
  • Archiv
  • "Institutioneller Rassismus findet in Behörden statt und wird auch durch deren Strukturen getragen und gleichzeitig von einzelnen Personen ausgeübt"

Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

"Institutioneller Rassismus findet in Behörden statt und wird auch durch deren Strukturen getragen und gleichzeitig von einzelnen Personen ausgeübt"

Fachtag Ministerielle Antidiskriminierungsarbeit mit rund 500 Teilnehmenden

20.02.2024

Ungleichbehandlung bei der Bearbeitung von Anträgen, ein Witz im Kollegenkreis, Bevormundung durch sprachliche Barrieren: Rassismus und Diskriminierung in öffentlichen Verwaltungen kann in verschiedenen Formen auftreten. Wie gute Antidiskriminierungsarbeit auf ministerieller Ebene aussieht und welche Instrumente der Organisationsentwicklung dafür nötig sind, diskutierten heute (20. Februar 2024) rund 500 Teilnehmende aus der öffentlichen Verwaltung, Bundes- und Landesministerien sowie NGOs in Präsenz im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft und online.

"Unsere Gesellschaft hat hohe rechtliche Ansprüche formuliert auf Nichtdiskriminierung und Freiheit von Rassismus im staatlichen Handeln. Beschlossen sind diese Ansprüche in den Parlamenten. Umzusetzen sind sie in der öffentlichen Verwaltung. Öffentliche Verwaltungen – Ämter und Ministerien – müssen sich diesem Anspruch ganz bewusst und selbstkritisch stellen", sagte Kirsten Kreuzer, Staatsrätin bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, bei der Eröffnung des Fachtags. Eine Videobotschaft wurde auch von Reem Alabali-Radovan, der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus, übermittelt. In ihrer Botschaft betonte sie eindringlich die immense Bedeutung dieser Herausforderung und unterstrich die Dringlichkeit, sich ihr mit vereinten Kräften und einem klaren Engagement entgegenzustellen.

Inhaltlich schließt der vom Demokratiezentrum im Land Bremen organisierte Fachtag an die Veranstaltung vom März 2023 ("Institutioneller Rassismus – Wirkungsweisen und Gegenstrategien in öffentlichen Verwaltungen") an. Ziel sei es, sagte Kreuzer, nach und nach Mechanismen aufzudecken, um sie bewusst zu machen und dann langfristig zu überwinden. "Uns allen ist bewusst, dass wir hier nur einen kleinen, aber wichtigen Beitrag in einer ganzen Reihe von notwendigen Veranstaltungen leisten können, die sich in den kommenden Jahren mit diesem Themenkomplex befassen werden."

"Institutioneller Rassismus findet in Behörden statt und wird auch durch deren Strukturen getragen und gleichzeitig von einzelnen Personen ausgeübt. Unklare Meldestrukturen, Verantwortungsdiffusion und behördliche Positioniertheit versperren die institutionelle Auseinandersetzung mit Rassismus": Das waren einige der Botschaften von Josephin Wandt und Emma Aouragh vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenarbeit, die ein Teilprojekt der breit angelegten InRa-Studie „Institutionen & Rassismus“ betreuen und in ihrem Vortrag erste Zwischenbefunde aus den Daten der Interviews berichteten. Den Wissenschaftlerinnen zufolge lassen sich rassistische Strukturen und Prozesse und daraus resultierende Ungleichbehandlung sowohl auf kollegialer Ebene nachweisen – zum Beispiel durch diskriminierende Sprache oder tradierte Stereotype – als auch im Umgang mit Antragstellenden. Rassismus in Behörden werde auch oft nicht als solcher erkannt und benannt, stattdessen werde er in seiner Komplexität reduziert. Verpflichtende Schulungsangebote, unabhängige Beschwerdestellen und bei Einstellungen mehr auf Diversität zu achten gehören laut Wandt und Aouragh zu den Gegenmaßnahmen.

Einblicke in ihre Arbeit als rassismuskritische Organisationsentwicklerinnen in öffentlichen Verwaltungen gaben Sharon Orias (BQN – Zentrum für Diversitätskompetenz) und Safa Semsary. Eine Fachdiskussion über die Frage, wie ministerielle Antidiskriminierungsarbeit in Bremen konkret aussehen kann, mit unter anderem Nadezhda Milanova (Migrations- und Integrationsbeauftragte des Landes Bremen), Gülcan Yoksulabakan-Üstüay (Referentin für Diversity Management im Aus- und Fortbildungszentrum in Bremen) und Aretta Mbaruk (Arbeit und Leben e. V., Koordinierung des Bremer Netzwerks gegen Diskriminierung) bildete den Abschluss des Fachtags.

Weitere Informationen zur Veranstaltung: www.demokratiezentrum-bremen.de. Auf der Homepage sollen im Nachgang des Fachtags auch ein Video veröffentlicht werden.

Ansprechpartnerin für die Medien:
Nina Willborn, Pressesprecherin bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Tel.: (0421) 361- 20323, E-Mail: nina.willborn@soziales.bremen.de