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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

„Familienpatenschaften“ in Gröpelingen:

Modell- Projekt mit vielen guten Seiten


25.03.2003

Eine junge Mutter braucht Hilfe beim Umgang mit dem Neugeborenen, ein älterer Mann ist beim Spaziergang auf Begleitung angewiesen. Beiden kann im Rahmen des Modells „Familienpatenschaften“ in Bremen-Gröpelingen geholfen werden. Es ist ein weiterer neuer Baustein im Projekt „Förderung von Selbsthilfekompetenzen im Stadtteil Gröpelingen“, das vor fünf Jahren in Kooperation zwischen dem Amt für Soziale Dienste (Wirtschaftliche Hilfen Gröpelingen) und dem Gemeinschaftshaus Stuhmer Straße entstanden ist.


Die Idee der „Familienpatenschaften“ wurde aus der Beobachtung geboren, dass in Gröpelingen viele Menschen leben, deren Situation in finanzieller und persönlicher Hinsicht schwierig ist. Gleichzeitig wohnen in diesem Stadtteil aber auch Frauen und Männer, die willens sind ihre Unterstützung im Alltag einer Person oder einer Familie anzubieten und die ihre Fähigkeiten dafür einsetzen können. Diese beiden Gruppen jeweils durch individuelle Auswahl zusammen zu bringen ist Ziel der Patenschaften.


„Dieses Modell findet meine volle Unterstützung. Es hat viele gute Seiten, ist nützlich für alle Beteiligten, fördert das nachbarschaftliche Miteinander und erhöht damit auch die Lebensqualität in Gröpelingen“, betonte Sozialsenatorin Karin Röpke heute (25.3.2003) bei der Vorstellung des Projektes.


Paten beziehungsweise Patinnen können sowohl Sozialhilfeempfänger/innen werden, die dafür einen Euro pro Stunde zusätzlich zur Sozialhilfe bekommen, als auch ehrenamtliche tätige Frauen und Männer. Sie werden unter anderem über Stellenausschreibungen durch die „Nachbarschaftsbörse Gröpelingen“ angeworben.


Die Personen oder Familien, für die eine Patenschaft sinnvoll wäre, können in Zusammenarbeit mit dem Sozialzentrum des Stadtteils und zum Beispiel dortigen Kindergärten ausgesucht werden. Hilfreich könnten die Patenschaften insbesondere für junge Mütter sein, die in ihrer momentanen Situation überfordert sind, und für ältere Menschen, die ebenfalls prakti-sche Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags benötigen. Die Nachbarschaftsbörse vermittelt die Patenschaften, selbstverständlich auf freiwilliger Basis.


In allen Fällen gibt es zunächst mit den Beteiligten Gespräche, um gemeinsam Art und Umfang der Unterstützung zu ermitteln. Die Patinnen und Paten werden während ihrer Tätigkeit durch die Fachkräfte des Gemeinschaftshauses Stuhmer Straße begleitet. Regelmäßige Treffen sollen stattfinden, bei denen Erfahrungen ausgetauscht, Probleme besprochen und eventuelle Konflikte gelöst werden können.


Für die Patinnen und Paten kann die Tätigkeit auch zur beruflichen Orientierung dienen und der Einstieg in das Beschäftigungsfeld „Helfende Berufe“ sein.


„Ich hoffe sehr, dass es ein erfolgreiches Modell wird“, betonte Senatorin Röpke. Sie könne sich vorstellen, dass es schrittweise auch von anderen Stadtteilen übernommen wird. Der Staat könne mit seiner Sozialpolitik vieles leisten, aber die Nachbarschaftshilfe, das ehrenamtliche Engagement, die zwischenmenschliche Unterstützung nicht ersetzen, so die Senatorin.


Im Rahmen des Projektes zur „Förderung von Selbsthilfekompetenzen im Stadtteil Gröpelingen“ sind in den vergangenen fünf Jahren verschiedene Tätigkeitsfelder für Sozialhilfeempfänger/innen geschaffen worden.


Mit der „Nachbarschaftsbörse“ Gröpelingen ist eine Vermittlungsinstanz für Prämienarbeitsplätze (Vergütung pro Stunde Arbeit 1 Euro zusätzlich zur Sozialhilfe, maximal 20 Arbeitsstunden pro Woche) entstanden. Der Streichelzoo auf dem Gelände des Gemeinschaftshauses Stuhmer Straße ist sowohl ein Freizeitangebot für Kinder als auch ein Beschäftigungsprojekt. Auch das Nachbarschaftscafe ist wichtiger Treffpunkt für die Anwohner; gleichzeitig wird auch hier Beschäftigung angeboten. Hinzu kommen vielfältige Aktivitäten im Rahmen des Programms „Wohnen in Nachbarschaften“. Zur Zeit sind über die Nachbarschaftsbörse des Sozialzentrums Gröpelingen rund 50 Menschen an vielen Punkten im Stadtteil gemeinnützig tätig.