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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Rückenwind für Straßenbahn

20.03.2001

Ein weiterer Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs mit einer deutlich stärkeren regionalen Verknüpfung ist der entscheidende Baustein zur Bewältigung der städtischen Verkehrsprobleme. In dieser Auffassung sehen sich die Mitglieder der Deputation für Bau nach einer einwöchigen Informationsfahrt bestätigt. Unter anderem hatte sich die Baudeputation über den Ausbau der Straßenbahn und Stadtbahnsysteme in Karlsruhe, Straßburg und Freiburg informiert.

Trotz unterschiedlicher Ausgangslagen sind in allen drei Städten die grundsätzlichen Erfahrungen gleich:

  • Durch den Ausbau der Schienennetze haben sich die Fahrgastzahlen und der Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr deutlich erhöht.
  • Die Prognosen für die Fahrgastzuwächse werden in allen Fällen in der Realität weit übertroffen.
  • Die Wirtschaftlichkeit der Verkehrsunternehmen hat sich verbessert.
  • Die Erreichbarkeit und damit die Wirtschaftskraft der Oberzentren wurde gestärkt.
  • Die Aufenthaltsqualität der Innenstädte hat sich deutlich verbessert.
  • Die Ausbauplanungen sind in ein integriertes Konzept der Stadt- und Verkehrsplanung eingebettet.
  • Die Erfolge des ÖPNV sind ein Gemeinschaftswerke der Oberzentren und der Region. Dies nützt jeweils beiden Seiten, da die Verkehrsströme unabhängig von Gemeinde- oder Landesgrenzen verlaufen.

    Die Mitglieder der Deputation sind sich einig, dass diese grundsätzlichen Erkenntnisse auch für die Stadt und die Region Bremen gelten und sofern unter Beachtung der Rahmenbedingung übertragbar sind.


Aus Sicht der Deputation gilt es daher, die Bemühungen zum Ausbau des ÖPNV in Bremen und in der Region weiter zu verstärken. Insbesondere in dem Einstieg in das System der Regionalstadtbahn mit der Verwirklichung einer Direktverbindung von der City nach Nordenham sehen die Deputierten einen zukunftsträchtigen Weg des regionalen Öffentlichen Personannahverkehrs. In diesem Zusammenhang wird der Senat gebeten, im intensiven Dialog mit dem Land Niedersachsen, aber vor allem auch mit den Nachbargemeinden zügig die Weichen für eine solche Verbindung zu stellen. Auch die Perspektive eine Stadtbahnstrecke nach Rotenburg zu entwickeln wird von der Deputation als wichtiger Schritt zur Stärkung eines regionalen Personennahverkehrs begrüßt. Darüber hinaus sind nach Auffassung der Deputation weitere regionale Ausbauprojekte wie die Anbindung von Lilienthal, Stuhr und Weyhe an das Bremer Straßenbahnnetz voranzubringen.

Einige Informationen zum ÖPNV in den besuchten Städten.

Karlsruhe (Stadt 280.000 Einwohner, Region 3,1 Mio. Einwohner):

In Karlsruhe ist in den vergangenen 20 Jahren ein einheitliches Straßen- und Stadtbahnnetz entstanden. In dieses Netz sind Straßenbahnstrecken private Nebenbahnen in der Region und Hauptstrecken der DB AG einbezogen worden. Die Stadtbahnen fahren umsteigefrei zwischen dem Oberzentrum und der Region. Die Fahrgastzahlen sind von 70 Mio. auf 130 Mio. pro Jahr angestiegen. Der jährliche Verlust des Verkehrsunternehmens hat sich verringert.

Straßburg (Einheitlicher Planungsraum von 27 Gemeinden mit 400000 Einwohnern)

Die Stadt Straßburg hat in den 50iger Jahren die Straßenbahn eingestellt. Die seitdem eingesetzten Omnibusse konnten den Verkehr nicht mehr bewältigen, da sie im Verkehrsstau stecken geblieben sind.

Anfang der90iger Jahre hat Straßburg wieder ein Straßenbahnnetz geschaffen, welches durch die Innenstadt geführt und ständig ausgebaut wird. Die Fahrgastzahlen haben sich gegenüber dem Busverkehr mehr als verfünffacht. Zur Zeit wird eine Verbindung der Straßenbahn mit dem Netz der französischen Stadtbahn SNCF geplant, um mit der Straßenbahn über die Eisenbahnstrecken in die Region fahren zu können.

Freiburg (Stadt: 200.000 Einwohner, Region: 600.000 Einwohner)

Freiburg entschied sich Ende der 70iger Jahre für Weiterbetrieb und Ausbau des Straßenbahnsystems. Seitdem ist das Netz ständig erweitert worden. Auch in den kommenden Jahren werden Neubaugebiete an das Straßenbahnnetz angegliedert. Die Fahrgastzahlen haben sich von 37 auf 65 Mio. erhöht. Der Kostendeckungsgrad liegt bei 73,1 Prozent. Die Straßenbahn fährt in der Innenstadt mitten durch die Fußgängerzone. Freiburg war eine der ersten deutschen Städte, die die Umweltkarte eingeführt hat, die heute mit einem Einheitstarif für die ganze Region bis in den Schwarzwald gültig ist.

In Auswertung der Deputationsreise sieht sich die Deputation in der Auffassung bestätigt, dass der Verbesserung der Verkehrsbeziehungen zwischen Bremen und dem Umland eine entscheidende Rolle beim Zusammenwachsen der Region zukommt. Dabei sind Nahverkehrsverbindungen nie Einbahnstraßen Richtung Oberzentrum, sondern bringen allen Beteiligten deutliche Vorteile, insbesondere den Menschen in der Region.