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Senatskanzlei

Ein Netzwerk knüpfen für die seelische Gesundheit

19.01.2000

Bremer Expo-Projekt will Zusammenarbeit und Dialog fördern


Seelisch gesund sein möchte jeder. Aber ist Gesundheit nur die Abwesenheit von Krankheit? "Wer seinem Leben einen Sinn geben kann, wer Selbstvertrauen entwickelt und über soziale Kompetenz verfügt, der ist seelisch gesund", so Dr. Helmut Haffner, einer der Initiatoren des Bremer Expo-Projektes "Netzwerk Zukunftsgestaltung und seelische Gesundheit". Menschen, die solchermaßen stabil sind, können das Leben in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche bewältigen und sich am gesellschaftlichen Wandel aktiv beteiligen. Diese Grundüberzeugung steht hinter dem Projekt, das sich derzeit in Bremen im Aufbau befindet. Ziel ist es, all diejenigen Gruppen miteinander in Kontakt zu bringen, die zur seelischen Gesundheit von Menschen beitragen wollen.


Zum Beispiel der Verein "Nachtschwärmer". Dahinter stehen Menschen, die eine Begegnungsstätte für psychiatrieerfahrene Frauen und Männer zu einer Zeit anbieten, in der andere Organisationen ihre Türen bereits geschlossen haben. Hier kann die Einsamkeit überwunden werden, hier können beginnende Krisen abgefangen werden. Oder der türkische Musikverein Bremen, der mithilft, Probleme der Migration zu bewältigen. Die Stimmbildung, das Erlernen von Instrumenten, die Beschäftigung mit dem Sufismus und nicht zuletzt die öffentlichen Konzerte können dazu beitragen, dass die Mitwirkenden zur inneren Ausgeglichenheit finden und Ängste sowie Minderwertigkeitsprobleme überwinden. Oder auch die Bremer Gesundheitswerkstatt beim Radio Bremen Fernsehen N3, die in zahlreichen Sendefolgen dazu anleitet, durch Übungen für Körper, Seele und Geist die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen.


Diese drei Beispiele stehen für eine Vielzahl von Initiativen, die sich auf ihre Weise mit dem Thema seelische Gesundheit befassen. Viele der Gruppen


arbeiten jedoch relativ vereinzelt, oft in Unkenntnis von ähnlichen Initiativen und ohne angemessene öffentliche Wahrnehmung. "Genau dies wollen wir durch den Aufbau eines kommunikativen Netzwerkes ändern", so Helmut Hafner. Dieser Aufbau erfolgt zur Zeit in der Regie von Prof. Dr. Annelie Keil (Gesundheitswissenschaftlerin), Prof. Dr. Peter Kruckenberg, (stellvertretender ärztlicher Direktor des Zentralkrankenhauses Bremen-Ost) und Dr. Helmut Hafner (Senatskanzlei). Das entstehende Netzwerk soll künftig u.a. den Austausch und die gegenseitige Unterstützung der Initiativen ermöglichen und zugleich interessierten Bürgern den Zugang zu ihnen erleichtern. Langfristiges Ziel ist es, eine Bürgerstiftung zu gründen, die sich für das Wohlbefinden der Bremerinnen und Bremer zuständig fühlt.


Geplant sind eine Vielzahl von Aktionen und Kampagnen, um das Netzwerk in seiner Vielfalt einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dazu gehören Hospitationen, Stadtführungen, Tagungen, Ausstellungen sowie die Darstellung im Internet. Die Bremer Volkshochschule wird beispielsweise das Thema "Zukunftsgestaltung und seelische Gesundheit" zu ihrem Schwerpunktthema machen und im Herbst 2000 ein Gesundheitsforum wie auch eine Kursleiterfortbildung hierzu veranstalten. Andere Aktivitäten gehen vom Übersee-Museum aus, das eine großangelegte Mitmachaktion "Piraten in der Stadt" vorbereitet. Auch das Krankenhaus-Museum, das Blaumeier-Atelier sowie das Haus im Park beteiligen sich. Während einer mehrtägigen Fachtagung sollen im Herbst dieses Jahres Erfahrungen und Ergebnisse der bisherigen Netzwerk-Arbeit zusammengetragen werden.