Sie sind hier:

Senatskanzlei

Der Blaue Reiter: Glanzpunkte der frühen Moderne

24.03.2000

Umfangreiche Ausstellung in der Bremer Kunsthalle wird heute eröffnet



In Farbenfluten schwelgen, Entwicklungslinien entdecken, dem Geist eines künstlerischen Umbruchs nachspüren: Die neue große Ausstellung "Der Blaue Reiter" in der Bremer Kunsthalle, die heute abend (24. März) eröffnet wird, wird ihre Wirkung nicht verfehlen. Es sind herausragende Meisterwerke so bekannter Künstler wie Wassily Kandinsky, Franz Marc, August Macke, Gabriele Münter, Alexej Jawlensky, Paul Klee, Marianne von Werefkin und Alfred Kubin, Glanzpunkte der frühen Moderne, die hier bis zum 12. Juni auf den Besucher warten. Die in drei Abteilungen gegliederte Präsentation umfasst insgesamt 170 Exponate, davon 75 Gemälde sowie 40 Aquarelle und Postkarten.


Der Blaue Reiter gilt heute als Meilenstein der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, mit dem die moderne Malerei in Deutschland eingeleitet wurde. Es war keine regelrechte Künstlergruppe wie die Brücke, keine Malervereinigung, sondern vielmehr eine Gemeinschaft höchst eigenwilliger Individuen. Kämpferisch und selbstbewusst suchten die Künstler in den Jahren 1908-1914 nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Sie selbst waren davon überzeugt, mit ihrer Kunst nicht nur eine neue Richtung, sondern ein neues Zeitalter einzuleiten. "Wir werden nicht müde werden", so schrieb einst Franz Marc, "... die neuen Ideen auszusprechen und die neuen Bilder zu zeigen, bis der Tag kommt, wo wir unseren Ideen auf der Landstraße begegnen".


Die Aktivitäten der Künstlergemeinschaft schlugen sich seinerzeit in zwei Ausstellungen - einer 1911 zusammengestellten Gemäldeausstellung in München und einer zweiten 1912 mit Schwarz-Weiß-Zeichnungen - sowie der Herausgabe des Almanachs "Der Blaue Reiter" nieder. An diesen drei historischen Aktivitäten orientiert sich auch die Bremer Ausstellung, freilich ohne sie zu rekonstruieren. Sie bilden vielmehr den Rahmen dafür, die beteiligten Künstler in ihrer jeweils spezifischen Rolle des Blauen Reiters zu charakterisieren: So werden Kandinsky und Marc als die beiden



Protagonisten vorgestellt, von denen jeder auf seine Weise eine Spiritualisierung und Vergeistigung der Kunst anstrebte. August Macke hingegen war kritischer Mitarbeiter, der vorübergehend unter den Einfluss von Marc und Kandinsky geriet, dann aber bald auf Distanz ging und sich seiner eigenen Ästhetik besann. Paul Klee entdeckt man als eigenwilligen Sonderfall, der zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich Zeichner war und zwischen impressionistischer Wirklichkeitserfassung und experimentellen Darstellungsformen schwankte.


Ein eigener Raum ist dem Almanach gewidmet. Dieses Buch war das publizistische Sprachrohr, das gedankliche Zentrum der Blauen Reiter. Neben programmatischen Texten wurden dort Kunstwerke verschiedener Zeiten und Kulturen abgebildet. Es sind allesamt Arbeiten, in denen die Maler verwandte Ziele entdeckten - mehr als 140 Kunstwerke, zeitgenössische Bilder aus Frankreich, Deutschland und Österreich, Werke der ägyptischen und ostasiatischen Kunst, der Volks- und Laienkunst sowie ethnographische Objekte. In der Gegenüberstellung sollte der "innere Klang" des einen Kunstwerkes dem "Gegenklang" des anderen antworten. In Bremen wird dieses Prinzip in besonderer Eindringlichkeit nachvollzogen, denn hier sind die meisten dieser im Almanach dargestellten Kunstwerke im Original zu sehen.


Die Ausstellung "Der Blaue Reiter" in der Kunsthalle Bremen ist dienstags von 10-21 Uhr, mittwochs bis sonntags von 10-18 Uhr geöffnet. Montags ist die Kunsthalle geschlossen.