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Senatskanzlei

Motivation zum Studium technischer Fächer soll früh gefördert werden

13.03.2001

Hochschulübergreifendes Projekt ist bisher bundesweit einmalig



Fakt ist: An den Hochschulen fehlt in den naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern der Nachwuchs. Wahr ist auch, dass die Riege der Studierenden auf diesem Feld unübersehbar männerdominiert ist. Studentinnen wählen in der Mehrheit andere Studienfächer. Für das Fach Informatik beispielsweise haben sich bundesweit knapp 15 Prozent Frauen entschieden - bei Einführung des Faches 1978 waren es immerhin 24,2 Prozent. Das Land Bremen will nun mithilfe eines bisher einmaligen Verbundprojektes gegensteuern. Die Hochschulen in Bremen und Bremerhaven sowie die Universität haben sich dazu auf ein gemeinsames, übergreifendes Konzept geeinigt. Neu daran ist, dass die geplanten Aktivitäten sowohl Schule, Studium als auch spätere Berufstätigkeit umfassen. "Ein solches Projekt ist hoch überfällig", findet Willi Lemke, Bremens Senator für Bildung und Wissenschaft. Sein Ressort fördert das Vorhaben mit rund 2 Millionen Mark.


Der Weg zu einem "harten" Studienfach ist nicht selten mit Vorurteilen verstellt. Prof. Dr. Ing. Brigitte Haase von der Hochschule Bremerhaven kennt die Argumente von jungen Mädchen. Harte Fächer wie etwa Verfahrenstechnik gelten als schwer, lebensfremd und langweilig. Dieses Fach studiert an der Hochschule in Bremerhaven überhaupt keine Frau. Anders bei "Lebensmitteltechnologie", für das sich Frauen schon eher entscheiden - obwohl es keineswegs leichter ist. Gezielt informieren und bereits die Schülerinnen der Sekundarstufen I motivieren - das ist der Part der Hochschule Bremerhaven, der dort federführend entwickelt wird: Die Hochschule will ihre Labore der Chemie, Biologie und Verfahrenstechnik für Arbeitsgemeinschaften öffnen, will die Schülerinnen mit Vor- und Nachbereitung in Lehrveranstaltungen mitnehmen oder Ringvorlesungen zu naturwissenschaftlich - technischen Themen anbieten. Hinzu kommt die Vermittlung von Praktika in Laboren und technischen Betrieben sowie eine profunde Studienberatung. Vergleichbares soll auch in Bremen jungen Schülerinnen in Hinblick auf die Studienfächer Elektrotechnik, Informatik, Produktionstechnik oder Bauingenieurswesen angeboten werden.




Ist Frau tatsächlich motiviert, ein technisches Studium aufzunehmen, soll sie spezielle Einführungskurse besuchen können. Überdies will man an der Universität Bremen die Studienelemente analysieren und dahingehend überdenken, ob speziell männliches Interesse der Leitfaden war. Eine Art Studienreform also, die Frauen den Zugang erleichtern soll. Auch ist an ein systematisches Beratungsangebot für Frauen gedacht. Schließlich soll der Bogen gespannt werden bis in die anschließende berufliche Tätigkeit. So plant die Hochschule Bremen federführend ein Karriereentwicklungsprogramm, damit für die Studentinnen in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern der Übergang in das Berufsleben erleichtert wird. Hier möchte man u.a. in den Betrieben sogenannte "Mentorinnen" gewinnen, die zugleich Vorbilder sind und die Kontakte zwischen Hochschule und Unternehmen gewährleisten können. An der Hochschule Bremen gibt es übrigens einen speziellen Internationalen Frauenstudiengang Informatik.


Das Verbundprojekt bildet das mit Abstand größte und umfangreichste Vorhaben im Rahmen des Bremer Hochschul- und Wissenschaftsprogrammes. Dieses Sonderprogramm ist mit insgesamt 10,8 Millionen Mark ausgestattet. In diesem gemeinsam von Bund und Ländern aufgelegten Förderprogramm für die Jahre 2001 - 2003 ist die Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre ein wichtiger Schwerpunkt.