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Bundesland Bremen

Thema Schuld und Sühne im Gerhard Marcks Haus

03.03.2005

„Prometheus“ im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung

Am 8. Mai jährt sich das Ende des 2. Weltkrieges zum 60. Mal. Zu diesem denkwürdigen Jahrestag hat das Gerhard Marcks Haus in Bremen eine Ausstellung konzipiert, die das Problem von Schuld und Sühne thematisiert. Im Mittelpunkt dieser eindrucksvollen Präsentation, die vom 6. März bis zum 22. Mai zu sehen ist, steht die Figur „Der gefesselte Prometheus II“ aus dem Jahre 1948. Sie ist eine der wichtigsten Arbeiten von Gerhard Marcks, der mit der tief niedergebeugten gebrochenen Gestalt eines der ersten Werke zu diesem Thema in der deutschen Bildhauerkunst der Nachkriegszeit schuf. Sie verweist auf die Schuld, die das deutsche Volk während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft auf sich geladen hat. Um dieses zentrale Werk herum ist eine Auswahl von weiteren ausgesuchten Figuren von deutschen Bildhauern bis in die 60er Jahre zusammengetragen worden, denen das Andenken an das Geschehene, die Ehrung der Opfer oder das Mahnende in der Erinnerung in ihrem Werk ein Anliegen war. Darunter finden sich Arbeiten von Fritz Remer, Karl Hartung, Georg Kolbe, Gustav Seitz oder Fritz Koenig.


Gerhard Marcks hat sich als einer der wenigen Künstler mit der Figur des Prometheus auseinandergesetzt, die im nationalsozialistischen Deutschland ja als „Lichtbringer und Schöpfer“ eines neuen Menschen vereinnahmt wurde. Marcks hat sich bereits 1943 mit der Figur befasst. Er schuf sie ein zweites Mal, nachdem die erste durch einen Bombeneinschlag zerstört wurde. Auch diese ist nicht erhalten – allerdings die Zeichnungen dazu, die in der Ausstellung zu sehen sind. 1948 schuf der Bildhauer den gefesselten Prometheus II, der vermutlich in der ersten Fassung als ein Denkmal der Jugend errichtet werden sollte. Im Gerhard Marcks Haus thront die Figur auf einer riesigen Pyramide – in Anspielung an den Berliner Tempelberg, wo er ein Totenmal entstehen lassen wollte.


In weiteren Räumen sind Arbeiten zueinander in Beziehung gesetzt, in denen sich die formalen Motive der Marckschen Figur wieder entdecken lassen: Sitzen, Beugen, Fesseln, Verhüllen. Sie drücken Aspekte der Demütigung aus, der inneren Aufruhr, sie zeigen Trauer und Leid, aber auch Scham, geben ein Anerkenntnis von Schuld und Sühne. Manche Werke sind aus privatem Bedürfnis geschaffen, andere sind als Mahnmale für die Opfer des Nationalsozialismus, von Gewaltherrschaft und Krieg in monumentalem Format ausgeführt worden.


„Prometheus – Schuld und Sühne in der Bildhauerkunst der Nachkriegszeit im Gerhard Marcks Haus, Am Wall 208, ist ab 6. März dienstags bis sonntags von 10-18 Uhr geöffnet. (Am 1. Mai bleibt das Haus geschlossen).