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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Sozialsenatorin Anja Stahmann besucht „Mama lernt Deutsch“-Kurs an der Grundschule Nordstraße in Walle

16.03.2012

Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen hat am Freitag (16.3.2012) den Sprachkurs „Mama lernt Deutsch“ in der Grundschule Nordstraße in ihrem Heimatstadtteil Walle besucht. Dabei hat sie sich von der großen Lernbereitschaft der Mütter überzeugt. „Die Kurse nehmen den Müttern die Scheu, in Kontakt mit Schule und Kita zu treten“, sagte Anja Stahmann. „So können sie viel bewusster und aktiver den schulischen Weg ihrer Kinder ver-stehen, begleiten und fördern.“ Für viele Frauen seien die Kurse zudem ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit außerhalb der eigenen Familie. Projektleiterin Bärbel Schmidt vom Paritä-tischen Bildungswerk betonte: „Die Frauen teilen hier außerdem die Erfahrung der Migration mit anderen Frauen und gewinnen dadurch an Stärke und Selbstvertrauen.“

„Mama lernt Deutsch“ wendet sich an Mütter von Grundschul- und Kindergartenkindern. Das Projekt bietet ihnen zweimal pro Woche Deutschkurse dort an, wo auch ihre Kinder lernen. In der Stadt Bremen werden seit Jahren konstant zwölf Kurse an elf Standorten angeboten. Ein Kurs besteht aus zwei Modulen zu je 100 Stunden im Jahr. Im Schnitt werden pro Kurs 20 bis 25 Teilnehmerinnen im Jahr erreicht. In Bremerhaven kommen weitere neun Kurse an sieben Standorten hinzu. Inzwischen laufen die Kurse in Bremen im 13. Jahr, das Projekt ist hier im Jahr 2000 angelaufen. Die ersten „Mama lernt Deutsch“-Kurse gab es in Frankfurt, inzwischen werden sie bundesweit angeboten sowie in Österreich und Spanien.

Sozialsenatorin Anja Stahmann (dritte von links) im Kreise der Kursteilnehmerinnen
Sozialsenatorin Anja Stahmann (dritte von links) im Kreise der Kursteilnehmerinnen

Die Mütter kommen mit sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in den Kurs in der Grundschule an der Nordstraße. „Die meisten haben fünf Jahre Schule hinter sich“, sagt Kurs-leiterin Bettina Horn-Udeze. Manche seien nie zur Schule gegangen, andere hätten in ihrer Heimat einen Ausbildungsberuf erlernt oder den Zugang zum Hochschulstudium erworben. Ei-nige leben erst wenige Monate in Deutschland, andere seit anderthalb Jahrzehnten oder länger. Von den 18 Frauen im aktuellen Kurs stammen einige aus der Türkei, andere aus Sri Lanka, Peru, Pakistan und aus dem Kosovo. Viele sprechen mehrere Sprachen – aber Deutsch müssen sie noch lernen.

Zum Beispiel Aysel. Sie ist alleinerziehend und will die Landessprache lernen, „weil ich eine Ausbildung machen möchte. Dazu brauche ich Deutschkenntnisse auf B-1-Niveau“, sagt sie. Azime hat den hohen Anspruch, „perfekt Deutsch zu sprechen. Ich möchte allein mit einem Arzt reden können. Und ich möchte mit der Lehrerin und mit der Kindergärtnerin über meine Kinder sprechen können.“ Candy aus Peru hat Abitur und möchte studieren.

In der Grundschule Nordstraße, wo ein Großteil der Kinder aus zugewanderten Familien stammt, hat der Kursus „Mama lernt Deutsch“ einen festen Platz – im doppelten Sinne: Die Mütter haben nicht nur einen festen Raum, sie arbeiten auch zusammen mit der Grundschul-Theatergruppe. „Für die Kinder ist etwas ganz Besonderes, dass ihre Mütter auch in unserer Schule lernen“, sagt Schulleiter Peter Lehmann. Und sie bringen ihre kulturellen Kompetenzen auch ins Schulleben ein, etwa ins Grundschultheater, wo Kinderreime, Kinderliedern und Kin-derspiele aus aller Welt einfließen.

„Mama lernt Deutsch“ ist angesiedelt beim Paritätischen Bildungswerk und wurde entwickelt in Kooperation mit dem Büro der Ausländerbeauftragten und der Senatorin für Bildung in Bremen. Gefördert wird das Projekt durch die Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen sowie den Magistrat der Stadt Bremerhaven. In der Stadt Bremen werden für diese Kurse rund 92.000 Euro im Jahr aufgewandt. Das Angebot soll Mütter stärken und in die Lage versetzen, den Bildungsweg ihrer Kinder zu begleiten und zu unterstützen. Die Deutschkurse sind für die Teilnehmerinnen kostenlos und werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als vor-geschaltetes Verbundprojekt der Integrationskurse anerkannt.

„Die Kurse werden regelmäßig, zweimal pro Jahr evaluiert“, sagte Projektleiterin Bärbel Schmidt. „Die Teilnehmerinnen geben an, sich selbstständiger in der neuen Umgebung bewe-gen zu können. Und oft ist der Mama-Kurs der erste Kontakt außerhalb der Familie.“ Außerdem machten im „Mama-Kurs“ viele „zum ersten Mal die Erfahrung, nicht allein zu sein mit ihren Erlebnissen von Migration und Ankommen in der ,neuen Welt’“.