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Der Senator für Kultur

I-Chieh Tsai erhält den 45. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst 2021

31.03.2022

I-Chieh Tsai hat den 45. Förderpreis für Bildende Kunst erhalten. Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz übergab am heutigen Donnerstag (31. März 2022) der taiwanischen Künstlerin die Auszeichnung, die als eine der ältesten und bestdotierten Nachwuchsförderpreise zählt seit 1977 vergeben wird. I-Chieh Tsai erhielt die mit 6.000 Euro dotierte und vom Senator für Kultur verliehene Auszeichnung für ihr Werk "Iris". Hinzu kommen eine Einzelkatalogförderung von 3000 Euro sowie eine spätere Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Bremen.

Kulturstaatsrätin überreicht der taiwanesischen Preisträgerin I-Chieh Tsai die diesjährige Auszeichnung. Foto: Bernadette Haffke
Kulturstaatsrätin überreicht der taiwanesischen Preisträgerin I-Chieh Tsai die diesjährige Auszeichnung. Foto: Bernadette Haffke

Staatsrätin Emigholz würdigte das Werk der Künstlerin "als bereichernde Arbeit, die auf kluge wie verstörende Weise Gewaltzusammenhänge nicht nur in der taiwanesischen Gesellschaft beleuchtet."

I-Chieh Tsai stammt aus Taiwan und hat Diplom- und Meisterstudium im Bereich Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen bei Prof. Julika Rodelius studiert. Ihre Arbeit ist eine Videoinstallation, die sich mit Inszenierungen und Zeichensystemen käuflicher Sexualität befasst. Das Werk thematisiert auf sehr berührende Weise die aus Heuchelei und Illusionen gewobenen Auswüchse eines turbokapitalistischen Kontakthofes, in dem Frauen und Männer gleichermaßen Verlierer sind.

[H2 Hintergrund]

Die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger werden in einem zweistufigen Verfahren bestimmt. Aus den Bewerbungen wählt eine regionale Vorschlagskommission die Teilnehmer und Teilnehmerinnen für eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen aus. Aus dieser Ausstellung heraus bestimmt eine überregionale Jury die Preisträgerin oder den Preisträger. In diesem Jahr gehörten Dr. Stefan Gronert (Sprengel Museum Hannover), Dr. Nadia Ismail (Kunsthalle Gießen), Thomas Rentmeister (Künstler und Professor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig), Kristina Scepanski (Westfälischer Kunstverein) und Christina Végh (Kunsthalle Bielefeld) der Jury an.

I-Chieh Tsai setzt sich bei ihrem Werk Iris mit der Arbeit sogenannter voice companions in Taiwan auseinander. Foto: Franziska von den Driesch
I-Chieh Tsai setzt sich bei ihrem Werk "Iris" mit der Arbeit sogenannter "voice companions" in Taiwan auseinander. Foto: Franziska von den Driesch

Folgende Künstlerinnen und Künstler wurden nominiert: Alex Beriault, Alice Gericke, Vincent Haynes, Myong-Hee Ki, Shirin Mohammad, Norman Neumann, Max Santo, Nevena Savić, Stephan Thierbach, I-Chieh Tsai, Francisco Valenca Vaz, Franziska von den Driesch und Linhan Yu. Aus diesen Beiträgen hat die Hauptjury für den 45. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst 2021 dann am 21. März 2022 die Künstlerin I-Chieh Tsai für ihre Arbeit als Preisträgerin benannt.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:

"I-Chieh Tsai erhält den 45. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst 2021 für ihre Videoinstallation, in der sie sich mit der Arbeit sogenannter "voice companions" in Taiwan auseinandersetzt. Hinter dieser harmlosen Bezeichnung verbirgt sich das Geschäft mit erotischen Telefonaten zwischen meist männlichen Kunden und jungen Frauen, die von diesen nach Fotos aus einer Datenbank ausgewählt werden. Die Männer bestimmen die Gesprächsthemen, die von der Auseinandersetzung mit ihren persönlichen Sorgen bis hin zu Aufforderung zu sexuellen Handlungen und realen Treffen reichen. I-Chieh Tsai verwendet in ihrer Arbeit Zitate aus tatsächlichen Gesprächen mit diesen Männern, die sie während einer neunmonatigen Periode dokumentierte, in der sie selbst als "voice companion" arbeitete. (…) Jenseits einer Zurschaustellung der männlichen Bedürfnisbefriedigung gelingt es Tsai die bloße Einrichtung eines solchen Service zu entlarven als Ausformung eines kapitalistischen "dating market", in dem sowohl die Frau als auch der Mann die Verlierer*innen sind. (…) Die Jury des diesjährigen Bremer Förderpreises war einstimmig überzeugt von diesem beeindruckenden Projekt und sieht der weiteren Entwicklung der Künstlerin mit großer Freude entgegen."

Ausdrücklich dankte Staatsrätin Emigholz der Jury sowie allen Künstlerinnen und Künstlern für Ihre Beiträge.

Die Ausstellung kann noch bis zum 17. April 2022 in der Städtischen Galerie Bremen, Buntentorsteinweg 112, besichtigt werden.

Achtung Redaktionen:
Die Pressestelle des Senats bietet Ihnen die Fotos zu dieser Mitteilung zur honorarfreien Veröffentlichung an.
Übergabe der Auszeichnung, Foto: Bernadette Haffke (jpg, 306.4 KB)
Werk "Iris", Foto: Franziska von den Driesch (jpg, 2 MB)

Ansprechpartner für die Medien:
Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de

Anja Wohlgemuth, Tel.: (0421) 361-63816, (0421) 361-5826, E-Mail: anja.wohlgemuth@kultur.bremen.de