Sie sind hier:

Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Nagel: Wir haben den langen Weg zum grünen Hafen eingeschlagen

08.09.2009

Neue bremenports-Broschüre „greenports“ dokumentiert viele Ökoprojekte von Wirtschaft und öffentlicher Hand – Bremische Häfen erarbeiten mit anderen europäischen Standorten einen Umweltindex für Seeschiffe

Klimawandel, Meeresspiegelanstieg und Artensterben sind zu einer ernsthaften Bedrohung geworden. Die wachsenden Probleme stellen den maritimen Umweltschutz vor große Herausforderungen. „Es ist Zeit für neues Denken und Handeln“, sagt Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Ralf Nagel. Für Nagel steht fest, dass erfolgreiches Wirtschaften, soziale Verantwortung und ökologische Vernunft Hand in Hand gehen müssen. „Wir haben in Bremen und Bremerhaven deshalb den langen Weg zum grünen Hafen eingeschlagen“, meinte der Senator, als er am Dienstag (8. September 2009) in der Hansestadt die neue „greenports“-Broschüre der Hafengesellschaft bremenports vorstellte.



„Ökologisches Bewusstsein gut entwickelt“
Die Veröffentlichung listet zahlreiche Beispiele für aktuelle Ökoprojekte in den beiden Weserhäfen auf – vom maritimen Umweltschutz in einzelnen Wirtschaftsunternehmen bis zu den ambitionierten Kompensationsmaßnahmen, mit denen die Hafenplaner von bremenports vor den Toren Bremerhavens den Bau neuer Kajen und Terminals ausgleichen. „Das ökologische Bewusstsein im Hafen ist inzwischen gut entwickelt und setzt Standards“, sagte Nagel. Auf dem bisher Erreichten dürfe man sich in Zeiten des Klimawandels allerdings nicht ausruhen.


Im Juli 2008 hatten der Senator für Wirtschaft und Häfen und bremenports an der Weltklimakonferenz der Häfen teilgenommen. In Rotterdam unterzeichneten 55 Häfen eine Klimaschutzerklärung. Der Ausstoß von Kohlendioxid in der Schifffahrt, im Hafenbetrieb und im Hinterlandverkehr soll reduziert, der Einsatz von regenerativen Energien gefördert werden. Die Häfen verpflichteten sich zu einer Suche nach sinnvollen und praktikablen Lösungen.



Schadstoffausstoß weiterhin zu hoch
Dringenden Handlungsbedarf sieht der Senator bei der Ökobilanz der Schifffahrt: „Der Schadstoffausstoß durch die Verbrennung von Schwerölen ist noch immer viel zu hoch, wird auf internationaler Ebene bis Ende des nächsten Jahrzehnts aber deutlich verringert.“


Wie Nagel ergänzte, haben die nordeuropäischen Häfen Le Havre, Antwerpen, Amsterdam, Rotterdam, Bremen/Bremerhaven und Hamburg vereinbart, in Ergänzung der Arbeiten bei der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO einen Umweltindex für Seeschiffe zu entwickeln. Das System soll einfach und transparent sein. Es ist geplant, den Umweltstandard eines Schiffs über die Zertifizierung durch eine unabhängige Einrichtung zu dokumentieren.
Darüber hinaus wollen die bremischen Häfen ein zertifiziertes Umweltmanagement-System einführen. Es soll u.a. als Steuerungsinstrument dazu dienen, den Ausstoß von Kohlendioxid zu senken. In diesem Zusammenhang wird an der Weser auch darüber nachgedacht, eine hafenbezogene Kohlendioxid-Bilanz zu erstellen.


Auch die Versorgung von Schiffen mit Landstrom wird in der Broschüre thematisiert. Dadurch könnte der Energieverbrauch während der Liegezeiten verringert werden und weniger Emissionen zur Folge haben. Kleinere Fähr- und Ro/Ro-Häfen haben für moderne Schiffe, die immer wieder den gleichen Liegeplatz anlaufen, entsprechende Anschlüsse hergestellt. „Bei Kajen im Tidebereich mit ständig wechselnder Belegung und ohne fest vergebene Liegeplätze ist die Landstromversorgung für Seeschiffe derzeit noch unwirtschaftlich und nicht praktikabel“, sagte Nagel. „Jedes neue Projekt muss als Einzelfall betrachtet werden. So sieht man es auch in den anderen nordeuropäischen Großhäfen.“



Professioneller Öko-Ausgleich
Während für eine deutliche Reduzierung der Emissionen aus dem Schiffsbetrieb noch große – auch technische – Anstrengungen erforderlich sind, sorgen diverse große und kleine Ökoprojekte der bremischen Häfen für eine verbesserte Umweltbilanz. Als bestes Beispiel dafür nennt Senator Nagel den professionellen Öko-Ausgleich für Hafenbauprojekte. Die Luneplate im Süden von Bremerhaven, die zur zentralen Kompensationszone für Baumaßnahmen wie Container-Terminal 4 geworden ist, gehört zu den größten Ausgleichsflächen des europäischen Hafenbaus. Dort lässt bremenports derzeit etwa 650 Hektar hochwertigen Lebensraum für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten schaffen. „Der hohe Aufwand ist gesetzlich vorgeschrieben und aus ökologischer Sicht absolut gerechtfertigt“, sagt Nagel. Herzstück der grünen Wildnis wird ein 220 Hektar großer Tidepolder mit neuen Prielen, Wattflächen und Schilfröhrichtzonen.



Wirtschaft leistet aktiven Beitrag zum Umweltschutz
Auch die Hafen- und Logistikwirtschaft im Land Bremen leistet einen aktiven Beitrag zum maritimen Umweltschutz. Firmen wie Eurogate beschäftigen Umweltbeauftragte, die darauf achten, dass gesetzliche Bestimmungen eingehalten werden und wertvolle Ressourcen geschont werden. „Der Schallschutz spielt ebenfalls eine große Rolle“, sagt Nagel. „Technische Vorkehrungen bei Van Carriern und anderen Arbeitsgeräten verringern den Lärmpegel deutlich.“


Auch die Hafengesellschaft bremenports spielt die ökologische Karte: „Unser Unternehmen hat den Umweltschutz zum Firmenziel erhoben“, berichtet Geschäftsführer Dr. Stefan Woltering. Auf dem Dach der neuen Hafenwerkstatt in Bremerhaven wurde eine 1000 Quadratmeter große Fotovoltaik-Anlage installiert, die Ökostrom ins Netz einspeist. Inzwischen ist bremenports auf dem Weg zum grünen Fuhrpark: In den kommenden Jahren sollen etwa 30 Leasing-Fahrzeuge durch umweltfreundliche Modelle ersetzt werden. Ein großer Teil dieser Wagen wird nur noch etwa 100 Gramm Kohlendioxid durch den Auspuff schicken.


Bei bremenports ist die Mülltrennung verbindlich geregelt. Mehrere Mitarbeiter wurden zu Abfallbeauftragten geschult. Hausmüll, ausgemusterte Maschinen- und Anlagenteile oder Öl- und Farbreste werden fachgerecht entsorgt. Bei der Deich- und Grünflächenpflege wird auf den Einsatz der „chemischen Keule“ verzichtet. „Und dass wir im technischen Betrieb und auf den Arbeitsschiffen nur umweltfreundliche Schmiermittel einsetzen“, versteht sich von selbst“, sagt Woltering.