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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Senator Ralf Nagel: Auf der Luneplate leistet Bremen einen nachhaltigen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz

02.06.2008

Südlich von Bremerhaven haben die Arbeiten für das größte Kompensationsprojekt im deutschen Hafenbau begonnen / Großräumiger Ersatz für Eingriffe durch Container-Terminal 4 und andere Projekte

Auf der Luneplate zwischen Bremerhaven und der niedersächsischen Gemeinde Dedesdorf haben die Bauarbeiten für das größte Kompensationsprojekt im deutschen Hafenbau begonnen. Hier entsteht ‚binnendeichs’ die insgesamt etwa 600 Hektar große zentrale ökologische Ausgleichsfläche, mit der die Eingriffe kompensiert werden, die mit der jüngsten Hafenentwicklung in Bremerhaven – Schwerpunkt Container-Terminal 4 (CT 4) – verbunden waren. „Mit einem ganzen Bündel ambitionierter Maßnahmen leisten wir auf der Luneplate einen nachhaltigen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz“, sagte Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Ralf Nagel am Montag (2. Juli 2008).


„Wer – wie Bremen mit dem CT 4 – einen Hafen erweitern lässt, muss ökonomische und ökologische Interessen in Einklang bringen“, ergänzte der Senator. „Wird die Planung den hohen europäischen Anforderungen an die Kompensation und den Ausgleich von Eingriffen in Natur und Umwelt nicht gerecht, riskiert sie ihr juristisches Scheitern und gefährdet so die Expansion des Hafens und damit die Entwicklung des maritimen Standorts. Das qualifizierte Umwelt-Management von bremenports und die damit verbundene konsequente Abarbeitung der naturschutzfachlichen Probleme haben wesentlich zur schnellen Realisierung von CT 4 beigetragen.“


Tidepolder und Sturmflutsperrwerk
Besonders spektakulär ist die bevorstehende Schaffung eines weitläufigen Tidepolders mit einem verzweigten System neu angelegter, von Schilfröhricht umgebener Priele. Dabei lässt bremenports im Süden der Luneplate eine rund 220 Hektar große Öko-Fläche entstehen, die dauerhaft dem Einfluss von Ebbe und Flut ausgesetzt wird, um mit Wattflächen, Brackwasserröhrichten und salzbeeinflussten Schilfröhrichten neue Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. So soll sich die auf Flussmündungen beschränkte Meerstrandsimse an den Röhrichtsäumen ansiedeln. Laugenblume, Roggengerste und Nadelsimse werden die Uferzonen auf den vom Brackwasser beeinflussten Marschflächen erobern. In den ausgedehnten Röhrichten können Blaukehlchen, Schilfrohrsänger und Rohrweihen brüten. Das Brackwasser der Weser wird sich in den Prielen verteilen und dann wieder ablaufen.


Neben dem neuen Polder sieht die Planung ein etwa 240 Hektar großes Grünland-Graben-Gebiet vor – ein Rückzugsgebiet für zahlreiche geschützte Vogelarten, die Flächen auf der Luneplate schon heute zum Brüten (zum Beispiel Kiebitz, Rotschenkel, Uferschnepfe, Wachtel, Wachtelkönig, Löffel- und Knäkente ) bzw. zum Rasten (zum Beispiel Nonnen- und Blässgänse, Großer Brachvogel, Alpenstrandläufer und Goldregenpfeifer) nutzen.


Wenn die Arbeiten beendet werden, voraussichtlich bis 2010, wird die Luneplate im Zeichen schwerer Baugeräte stehen. Bagger werden die neuen Priele ausheben, zwei Tidetümpel anlegen und Gräben verbreitern. „Bei den Erdarbeiten für den Tidepolder mit seinen Prielen werden etwa 550.000 Kubikmeter bewegt“, sagte bremenports-Geschäftsführer Jürgen Holtermann. „Das dabei anfallende Erdreich wird zum Bau von Wällen genutzt, die ein Eindringen des Weserwassers in das Hinterland des Polders verhindern.“


Zwei 13 Meter breite Kammern
Damit das Weserwasser ab 2010 in den von der Tide beeinflussten Bereich gelangen kann, muss im Hauptdeich im Bereich des heutigen Erdmannssiels ein 35 Meter breites Sturmflutsperrwerk mit zwei jeweils 13 Meter breiten Kammern gebaut werden. Es soll später dauerhaft geöffnet bleiben. Nur bei hochauflaufenden Tiden und im Sturmflutfall werden die Hubtore des Sperrwerks geschlossen.


Um Vernässungen in der direkten Umgebung des neuen Polders auszuschließen, wird der von der Tide beeinflusste Bereich mit 3,50 m hohen Wällen begrenzt. An der Wasserseite ist eine mindestens 20 Meter breite Geländeaufhöhung vorgesehen, die wertvollen salzbeeinflussten Arten Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Zwischen dem Landesschutzdeich und der Polderverwallung wird ausgehobener Boden abgelagert, um die Deichsicherheit zu verbessern.


Am Schnittpunkt von Sielkanal und Wall ist im Hinterland des Polders der Bau eines Tideschöpfwerks vorgesehen. Es dient der Entwässerung eines 28,8 Quadratkilometer großen Gebiets in der Dedesdorfer Marsch. Bei Bedarf schaffen die Pumpen 5.200 Liter pro Sekunde.


Für das in der Nähe entstehende Graben-Grünland-Biotop ist später eine extensive Bewirtschaftung mit einer geringen Nutzviehzahl und dem Verzicht auf Düngung geplant. Der größte Teil dieses Areal soll während der Vegetationsperiode als Standweide genutzt werden, in Teilbereichen ist eine Ganzjahresbeweidung vorgesehen. Durch die Erweiterung von Gräben werden ökologisch hochwertige Flachwasserzonen geschaffen.