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Sonstige

"Ältere nicht aus dem Arbeitsmarkt drängen"

24.03.2000

Staatsrat Dr. Arnold Knigge: Mehr als die Hälfte
der Langzeit-Arbeitslosen sind älter als 45 Jahre

Die Eingliederungschancen für die Jugend in das Erwerbsleben müssen gesichert werden, ohne die Älteren aus dem Arbeitsmarkt herauszudrängen. Das hat Dr. Arnold Knigge, Staatsrat im Ressort für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, in einem Vortrag beim Sozialen Forum Bremen-Nord der Evangelischen Kirche am Donnerstagabend (23. März 2000) gefordert.


Bundesweit besteht nach Angaben von Knigge innerhalb der Gruppe der Langzeit-Arbeitslosen der überwiegende Teil aus älteren Männern und Frauen. In der Stadt Bremen sei die Lage älterer Arbeitsloser sogar noch dramatischer als im Bundesgebiet-West insgesamt.


Nach den letzten Zahlen von Februar 2000, so der Staatsrat, betrug der Anteil der Arbeitslosen im Alter von 45 Jahren und älter an den Arbeitslosen insgesamt knapp 40 % in der Stadt Bremen, in Bremen-Nord sogar 41,5 %. Knigge: "Bei den Langzeit-Arbeitslosen sind sogar mehr als die Hälfte 45 Jahre und älter."


Schon allein wegen ihrer überproportionalen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit seien die älteren Arbeitslosen eine ganz wichtige Zielgruppe der Arbeitsmarktpolitik, sagte Knigge.


Eine der Ursachen für bestehende Defizite in der Arbeitsmarktpolitik für ältere Arbeitslose sehe er darin, dass die Orientierung auf den ersten Arbeitsmarkt vielen älteren Arbeitslosen nicht mehr gerecht werde. "Was wir brauchen sind Alternativen auch jenseits der strikten Orientierung am ersten Arbeitsmarkt auf freiwilliger Basis und in sozialverträglicher Form", sagte der Staatsrat.


Er begrüßte es, dass das arbeitsmarktpolitische Instrument der Strukturanpassungs-Maßnahmen mit dem Änderungsgesetz zum SGB III (früheres Arbeitsförderungsgesetz) im vergangenen Jahr gerade für ältere Arbeitslose weiterentwickelt worden sei.


Seither könnten Arbeitslose über 55 Jahren in Arbeitsamtsbezirken mit besonders hoher Arbeitslosigkeit bis zu 5 Jahren gefördert werden, ohne dass am Ende die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt stehen müsse.


Auch seien die Einsatzfelder deutlich erweitert worden, so dass neben den sozialen Maßnahmen und den Maßnahmen zur Verbesserung der Umwelt und der Jugend-hilfe jetzt auch Maßnahmen im Sportbereich, im Bereich der Kultur und Denkmalpflege, bei der Verbesserung des Wohnumfeldes und der städtebaulichen Erneuerung gefördert werden könnten Knigge: "Diese Gesetzesänderung deutet für die gegenwärtigen Probleme älterer Arbeitsloser in die richtige Richtung."


Die notwendige Weiterentwicklung der Arbeitsmarktpolitik müsse neben den Brücken in den ersten Arbeitsmarkt weitere Brücken in den gemeinnützigen Bereich und auch in den Ruhestand bauen.


Gleichzeitig plädierte Knigge für neue Instrumente und Programme, mit denen der Verbleib in Arbeitsverhältnissen bis zum Erreichen der Altersrente gefördert wird. Auf dieser Grundlage, so der Staatsrat, werde zur Zeit in enger Abstimmung mit den beiden Arbeitsämtern in Bremen und Bremerhaven ein "Landesprogramm zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer" entwickelt. Mit ihm solle die Beschäftigungsfähigkeit und damit die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben.


Aufgrund der demografischen Entwicklung werden die Betriebe nach Einschätzung des Staatsrates langfristig mit insgesamt älteren Belegschaften rechnen und planen müssen. "Wir brauchen einen längeren Verbleib älterer Arbeitnehmer im Beschäftigungssystem", betonte er. Notwendig sei eine gezielte Strategie, um die Beschäftigung Älterer durch Anreize zu verbessern, statt Frühausgliederungen zu fördern. Diese Strategie im Einzelnen zu entwickeln, so Knigge, werde die Aufgabe der nächsten Jahre sein.