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Sonstige

Die Verbraucherzentrale des Landes Bremen teilt mit:
Hohe Kosten drücken die Rendite

10.05.2000

Fondsgebundene Lebensversicherung ist selten empfehlenswert / Steuerfreiheit dient häufig nur als Köder

Steuerliche Vorteile wie bei der herkömmlichen Lebensversicherung, gleichzeitig aber mehr Transparenz und höhere Renditen durch die Anlage der Sparanteile in Aktienfonds – mit diesen Argumenten wird für Fondsgebundene Lebensversicherungen geworben. Was manche Vermittler als „die beste steuerfreie Geldanlage“ anpreisen, ist oftmals jedoch ein Produkt, durch das Anleger insgeheim mit hohen Kosten belastet und mitunter sogar regelrecht abgezockt werden, warnt Arno Gottschalk von der Verbraucher-Zentrale Bremen.

Fondspolicen besitzen zwar das Privileg, dass Kapitalerträge nicht besteuert werden, wenn die Laufzeit mindestens 12 Jahre beträgt und wenigstens fünf Jahre lang Beiträge gezahlt worden sind. Für viele Anleger ist diese Steuerfreiheit aber praktisch ohne Bedeutung, da gerade bei Aktienfonds nur ein sehr kleiner Teil der Kapitalerträge auf Dividenden entfällt und damit der Einkommensteuer unterliegt. Der steuerpflichtige Betrag macht zumeist weniger als zwei Prozent des Kurswertes eines Fondsanteiles aus; bei international anlegenden Fonds liegt er häufig sogar unter einem Prozent. Bei reinen Aktienanlagen muss das Vermögen folglich schon bis zu mehreren hunderttausend Mark betragen, bevor die Steuerfreibeträge ausgeschöpft sind. Von solchen Beträgen sind insbesondere jüngere Aktiensparer weit entfernt.

Selbst wenn die Freibeträge schon durch andere Geldanlagen ausgelastet werden, steht der Steuervorteil häufig nur auf dem Papier. Denn um in den Genuss der Steuerprivilegien zu gelangen, müssen schließlich auch die Prämien für den Versicherungsschutz geleistet werden. Wenn dieser Schutz benötigt wird, handelt es sich zwar nicht um zusätzliche Kosten. In der Praxis werden die Fondspolicen aber häufig auch Aktiensparern angedient, bei denen eine zusätzliche Vorsorge für Hinterbliebene gar nicht erforderlich ist. In solchen Fällen werden womöglich zwar Steuern erspart; diese Ersparnisse reichen aber insbesondere bei teuren Gesellschaften nicht einmal aus, um damit die überflüssigen Versicherungskosten auszugleichen. Häufig werden aber überhaupt keine Steuern gespart, so daß die Ausgaben für die Versicherung reine Verschwendung sind.

Die eigentliche Schattenseite bei der Kombination aus Lebensversicherung und Investmentsparen besteht jedoch darin, dass in der Regel auch die Vergütungspraxis der traditionellen Kapitallebensversicherung übernommen wird. Bei dieser fallen – was den wenigsten Versicherten bewusst ist – am Anfang zumeist 3,5 bis 5 Prozent der Vertragssumme als Abschlusskosten an, der größte Teil davon für die Provision des Vermittlers. Übertragen auf die Fondspolice bedeutet das, dass die Anleger in der ersten Jahren vornehmlich die Abschlusskosten abstottern und allenfalls geringe Teile ihrer monatlichen Raten tatsächlich in den Kauf von Fondsanteilen fließen. Wer in den vergangenen Jahren eine Fondsgebundene Lebensversicherung abgeschlossen hat, muss deshalb vielfach feststellen, dass er vom jüngsten Aktienboom kaum profitiert hat und der Wert seiner Aktienfonds – trotz deren hoher Wertsteigerungen – womöglich nicht einmal die Höhe der eingezahlten Beträge erreicht.

Böse Überraschungen drohen insbesondere dann, wenn die Verträge bei Gesellschaften abgeschlossen wurden, die ihre Zuträger mit Spitzenprovisionen belohnen, und wenn obendrein – ermuntert durch den vorgeblichen Berater – auch noch viel zu hohe Beitragssummen gezeichnet wurden. Der Verbraucher-Zentrale liegen Fälle vor, in denen Anleger in solchen Konstellationen - im Vergleich zur direkten Anlage in Aktienfonds – Verluste von mehreren tausend, teils sogar zigtausend Mark entstanden sind.

Die Verbraucher-Zentrale rät deshalb eindringlich, bei solchen schwer durchschaubaren Produkten nicht blindlings auf die Versprechungen von Vermittlern zu vertrauen, sondern sich selbst gründlich zu informieren. Das Mindeste sollte ein Blick in einschlägigen Testberichte sein, die im Info-Centrum der Verbraucher-Zentrale, Altenweg 4, eingesehen werden können.

Fragen zu diesem Thema beantwortet die Verbraucher-Zentrale am Freitag von 10 bis 11 Uhr und dienstags von 10 bis 13 Uhr.