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Sonstige

Einladung zur 205. Ausgabe "Bremer Tagebuch" im Haus der Wissenschaft

Der neue 28-Meter-Seenotkreuzer "Ernst Meier-Hedde" / Vortrag von Holger Freese, Projektleiter der DGzRS Bremen

18.11.2015

Die Film- und Vortragsreihe "Bremer Tagebuch" setzt ihr Winterprogramm 2015/2016 am Mittwoch, 25. November 2015, um 19 Uhr mit dem Vortrag "Der neue 28-Meter-Seenotkreuzer Ernst Meier-Hedde" fort. Eingeladen ins Haus der Wissenschaft (Sandstraße 4, 28195 Bremen) ist Holger Freese, Diplomingenieur für Schiffbau und Inspektor bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger Bremen. Als Projektleiter begleitet Freese den Neubau von Seenotrettungskreuzern von der Idee bis zum Ende der zweijährigen Gewährleistungszeit. Freese ist Experte für Rettungsschiffbau und hat schon sieben Seenotrettungskreuzer gebaut, erprobt und übergeben.

Der neue Seenotrettungskreuzer "Ernst Meier-Hedde" mit Tochterboot "Lotte" ist seit dem 22. Juni 2015 auf der nordfriesischen Insel Amrum stationiert und ersetzt dort den 30 Jahre alten Seenotkreuzer "Vormann Leiss" mit Tochterboot "Japsand". Die "Ernst Meier-Hedde" wurde als Nachfolgertyp der Berlin-Klasse konzipiert und zum 150-jährigen Bestehen der DGzRS am 30. Mai 2015 in Bremerhaven getauft und in Dienst gestellt.

Als Typschiff der neuen 28-Meter-Klasse hat der Seenotkreuzer einen geschlossenen Fahrstand, einen Mehrzweckraum mit Behandlungsliege, eine umfangreiche Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung, Einzelkabinen, eine Feuerlöschpumpe mit ferngelenktem Monitor, LED-Suchscheinwerfer, einen Schlepphaken sowie eine Heckwanne für das über acht Meter lange Tochterboot. Das Schiff wird mit vier Mann Besatzung und zwei 16-Zylinder Dieselmotoren mit je 1958 PS (1440 kW) gefahren, erreicht eine Geschwindigkeit von 24 Knoten und hat eine Reichweite von 800 Seemeilen. Das Schiff ist das erste von drei neuen Kreuzern, das für über zehn Millionen Euro - rein spendenfinanziert - für die DGzRS auf der Fassmer-Werft in Berne gebaut wurde.(www.seenotretter.de/aktuelles/werft-tagebuch/wtb-sk35).

Probefahrt SK 35 (Ernst Meier-Hedde) auf der Außenweser; Foto:© DGzRS 2015
Probefahrt SK 35 (Ernst Meier-Hedde) auf der Außenweser; Foto:© DGzRS 2015

Die "Ernst Meier-Hedde" ist 27,90 Meter lang, 6,20 Meter breit, hat einen Tiefgang von 1,90 Metern und ist mit modernster Funk- und Nachrichtentechnik ausgestattet. Der neue Kreuzer hat zwei voll ausgebaute Fahrstände für die Vorwärtsfahrt und einen "abgespeckten" für die Rückwärtsfahrt und kann auf der Stelle drehen. Wie seine Vorgänger seit 1967 ist das Rettungsschiff im bewährten Netzspantensystem aus seewasserfestem Aluminium gebaut und kann sich in Sekundenschnelle selbst wieder aufrichten, wenn es einmal kentern sollte.

Der Rumpf des Schiffes besteht aus ca. 9400 Einzelteilen, die alle mit blauen Nummern und Buchstaben gekennzeichnet sind. Manche Einzelteile sind 50 Millimeter andere bis zu sechs Meter lang. Der Rumpf wird vom Deck zum Kiel gebaut und da der Rumpf im ersten Bauabschnitt auf dem Rücken liegt, lässt sich die Beplattung einfacher auflegen und die Schweißer müssen weniger über Kopf arbeiten.

Rumpf des SK 35 ist beplankt; Foto: © DGzRS 2014
Rumpf des SK 35 ist beplankt; Foto: © DGzRS 2014

Das Tochterboot "Lotte" wurde nach dem Vornamen der Frau des ehemaligen Vorsitzers der DGzRS Ernst Meier-Hedde benannt und ist 8,20 Meter lang, 2,90 Meter breit und hat einen Tiefgang von 0,80 Metern. Das Boot erreicht mit einem 231 PS (170 kW) starken Dieselmotor eine Geschwindigkeit von 19 Knoten (ca. 35 km/h) und kann auch bei schwerem Seegang während der Fahrt vom Seenotkreuzer automatisch zu Wasser gelassen und wieder aufgenommen werden.

Der neue 28-Meter-Seenotkreuzer ist länger, schwerer und schneller als seine sechs Vorgänger der Berlin-Klasse (Berlin, Hermann Helms, Alfried Krupp, Vormann Steffens, Arkona und Bremen). Deshalb haben die Ingenieure zuerst eine Miniatur–Ausgabe des Kreuzers mit der internen Bezeichnung SK 35 gebaut und diese in der Hamburger Schiffbau-Versuchsanstalt vor der Kiellegung gründlich erprobt. Insgesamt wurde am Entwurf des neuen Rumpfes etwa ein halbes Jahr gearbeitet.

Auf der Fassmer-Werft wurde auch ein 1:1 Modell des neuen Fahrstandes aus Sperrholz gebaut und alle Schalter, Drehregler, Hebel usw. wurden aus Papier oder Holz nach Original-Maßen der Instrumente angefertigt. Dann wurden Vorleute (so werden die Kapitäne der Seenotkreuzer genannt) eingeladen, um herauszufinden, welche Anordnung der Instrumente optimal ist.

Deckshaus –Montage auf SK 35; Foto:© DGzRS 2014
Deckshaus –Montage auf SK 35; Foto:© DGzRS 2014

Rumpf und Deckshaus sind in Bardenfleth – einer Außenstelle der Fassmer-Werft - entstanden. Immer wenn der Fahrstand auf den Rumpf gesetzt wird, ist "Hochzeit". Danach verlässt der Rohbau Bardenfleth und wird auf der Weser etwa 900 Meter flussabwärts geschleppt, um am Stammsitz in Berne–Motzen vollendet zu werden.

Bei der Indienststellung hat die ehemalige Besatzung der "Vormann Leiss" mit Vormann Sven Witzke den neuen Kreuzer übernommen. Die Stammbesatzung besteht aus neun Seenotrettern, wobei immer vier Seenotretter zwei Wochen rund um die Uhr an Bord leben und arbeiten. Dadurch ist der Seenotkreuzer jederzeit einsatzbereit. Nach zwei Wochen wechselt die Crew. Der neunte Mann ist Ersatzmann für den Fall, dass ein Kollege ausfällt.

Schwimmfähiger Neubau SK 35 auf Hebewerk in Bardenfleth; Foto:© DGzRS 2014
Schwimmfähiger Neubau SK 35 auf Hebewerk in Bardenfleth; Foto:© DGzRS 2014

Die DGzRS unterhält an Nord- und Ostsee zurzeit 54 Stationen mit 6O Seenotkreuzern und Seenotrettungsbooten und die Seenotleitung Bremen der DGzRS ( MRCC) koordiniert zentral alle Such- und Rettungsmaßnahmen, wobei jährlich über 2000 Rettungseinsätze auf Nord- und Ostsee anfallen, die wie auch alle Rettungseinheiten durch Spenden finanziert werden.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Bremen, der Wittheit zu Bremen und der Bremer Kieserling Stiftung veranstaltet das "Bremer Tagebuch" einen informativen Film- und Vortragsabend.

Programmfolge:
Begrüßung und Einführung - Heiko Gertzen, Bremen
Der neue 28-Meter-Seenotkreuzer "Ernst Meier- Hedde"
Vortrag mit Filmbeiträgen von Holger Freese, DGzRS Bremen

Interessierte Bürgerinnen und Bürger, insbesondere junge Leute aus Bremer Schulen, Hochschulen und Universitäten, die sich für die Rettung Schiffbrüchiger in Nord- und Ostsee interessieren, sind herzlich eingeladen.
Das Programm dauert ca. 80 Minuten.
Der Eintritt ist frei.
Spenden für die DGzRS sind willkommen.

Weitere Informationen erteilt Heiko Gertzen, ehrenamtlicher Projektleiter "Bremer Tagebuch" unter der Mobil-Telefonnummer:0162-9542270.