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Sonstige

Familienfreundlicher Neu- und Umbau der Prof.-Hess-Kinderklinik beginnt im nächsten Monat

11.04.2001

Die elterliche Zuwendung gehört zum Behandlungskonzept

"Wir wollen mit dem Neu- und Umbau der Prof.-Hess-Kinderklinik den Ansatz eines familienfreundlichen Zentrums für Kinderheilkunde und Jugendmedizin an unserem Krankenhaus konsequent weiterverfolgen." Mit diesen Worten stellte am Dienstag, 10. April, Walter Bremermann, Verwaltungsdirektor im Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Strasse, die Pläne für den ersten von insgesamt drei geplanten Bauab-schnitten der Presse vor. Danach entsteht entlang der Friedrich-Karl-Straße bis März 2003 ein Neubau, in dem chronisch kranke Kinder ein neuzeitliches Behandlungsangebot vorfinden werden. Zudem wird der Altbau saniert. Die jetzt räumlich getrennten Notfallaufnahmen der Kinderchirurgie und der Inneren Kindermedizin werden zusammengelegt und alle diagnostisch relevanten Untersuchungsmethoden an diesem Ort konzentriert. "Damit", so Bremermann, "erreichen wir nicht nur eine weitere qualitative Verbesserung in der Behandlung der Kinder und Jugendlichen. Gleichzeitig verwirklichen wir einen ressourcensparenden Einsatz von Personal und Technik im Sinne einer organisatorischen Optimierung."


Das Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, zu dem die Prof.-Hess-Kinderklinik, die Kinderchirurgische Klinik, die Klinik für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin sowie als ambulante Einrichtung das Sozialpädiatrische Zentrum (Kinderzentrum) gehören, bildet nach Angaben von Prof. Dr. Wolfgang Arnold, Ärztlicher Direktor des Zentralkrankenhauses, mit 9500 stationären PatientInnen das Oberzentrum der pädiatrischen Versorgung im Lande Bremen. Der Neubau werde Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Epilepsie, Leukämie und Tumorerkrankungen, Mukoviszidose, Neurodermitis, Rheuma und


Diabetes zur Verfügung stehen. Entsprechend den Erkenntnissen der modernen Kinderheilkunde und Jugendmedizin sollen hier ausreichend Räume zur psychosozialen und motorischen Betreuung der PatientInnen geschaffen werden. "Wir wissen, wie wichtig für die Kinder und Jugendlichen während der stationären Behandlung, die manchmal sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen fordert, der familiäre Rückhalt ist. Diesen Beziehungsaspekt wollen wir durch geeignete Räumlichkeiten fördern", unterstrich Arnold. So sollen in dem Neubau zwei Kinder bzw. Jugendliche mit oder ohne Eltern bzw. Bezugspersonen in einem geräumigen Zimmer mit Dusche und WC leben. Kleine Pantrys werden es den Eltern ermöglichen, für ihre Kinder das gewohnte Essen selbst zuzubereiten. Auf den neuen Stationen finden sich ebenso Gemeinschaftsräume, die zum gemeinsamen Essen einladen, zum Spielen oder auch um sich zu unterhalten. Zudem wird es für die Eltern eigene Aufenthaltsräume geben.


Der Neubau soll eine lichte Glasfront bekommen. So können Kinder mit schweren chronischen und länger dauernden Erkrankungen leichter am Leben "draußen" teilhaben. Der Blick fällt dabei auf den Spielplatz. Besteht der Wunsch nach Ruhe, können einfach die Vorhänge zugezogen werden.


Von den beiden Stationen, die im Neubau Platz finden, wird eine für krebskranke Kinder gebaut. Diese so genannte onkologische Station erhält eine Ambulanz und eine tagesklinische Einheit. Die durch ihre Krebserkrankung teilweise isolierten und in ihrem Aktionsradius stark eingeschränkten Kinder sollen durch eine neuartige Raumkonzeption am gemeinschaftlichen Leben je nach individuellen Wünschen teilhaben können. Die meisten Patientenzimmer sind deshalb so angeordnet, dass vom Bett des Kindes aus der sogenannte Marktplatz eingesehen werden kann. Hier wird es sowohl offene Spielbereiche als auch einen gemeinschaftlichen Essplatz geben. Ebenso werden dort eine Elternküche und Elternbereiche angesiedelt sein. Die gesamte Station wird im übrigen vom Elternverein Leukämie- und Tumorkranker Kinder finanziert. Der Verein hat insgesamt fünf Millionen DM für den Neubau dieser Station zur Verfügung gestellt.


Die Kosten für den ersten Bauabschnitt betragen laut Bremermann über 18 Millionen DM. Davon werden 12,6 Millionen DM vom Senator für Gesundheit finanziert. Für die verbleibende Deckungslücke von knapp zwei Millionen DM werden Spender und Sponsoren gesucht. Bremermann: "Wir sind auf das soziale Engagement von Einzelpersonen, Firmen und Stiftungen angewiesen. Unsere Idee eines wirklich familienfreundlichen Kinderkrankenhauses kann durch die öffentliche Hand allein nicht finanziert werden. Deshalb sind wir dankbar, dass sich nicht nur der Elternverein Leukämie- und Tumorkranker Kinder mit dieser Riesensumme an dem Neubau beteiligt, sondern sich auch Stiftungen finanziell engagieren." So habe die Waldemar-Koch-Stiftung bereits 500.000 DM für den Neubau zur Verfügung gestellt. Und auch die vor wenigen Wochen neu gegründete Bremer Stiftung für Kinder hat ihre Bereitschaft erklärt, Gelder in nennenswerter Höhe zur Verfügung zu stellen. Der Verwaltungsdirektor zeigte sich optimistisch, das ehrgeizige Projekt mit der Aktion "Wir bauen gemeinsam" realisieren zu können.