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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Pressemitteilung mit Foto "Satelliten fuer den Weltmarkt" im naechsten Bremer Tagebuch

15.03.2002

„Satelliten für den Weltmarkt“ von OHB
nächsten „Bremer Tagebuch“ der Landesbildstelle

Am Donnerstag (21. März 2002) um 20.00 Uhr schlägt die Landesbildstelle, Uhlandstraße 53, wieder ihr „Bremer Tagebuch“ auf. Im Mittelpunkt der 120. Ausgabe des „Bremer Tagebuchs“ stehen „Satelliten für den Weltmarkt“, die von der Orbitalen Hochtechnologie Bremen System AG - kurz OHB-System AG - in Bremen vollständig oder in Teilen entwickelt und gebaut werden. Das Unternehmen wurde 1982 durch Übernahme der Otto Hydraulik Bremen GmbH von der Familie Fuchs gegründet. Aus dem ehemaligen Fünf-Mann-Betrieb hat sich innerhalb von zwei Jahrzehnten die Fuchs-Gruppe mit zehn hundertprozentigen Tochtergesellschaften entwickelt, die mit rund 400 hoch-spezialisierten Mitarbeitern im Jahre 2001 einen Umsatz von ca. 69 Millionen Euro erwirtschaftete.

“Kommentartext“

Die Fuchs-Gruppe hat ihren Firmensitz im Technologiepark Universität Bremen und ist weltweit besonders erfolgreich im Bereich der Raumfahrt, in dem ca. 70 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt werden. In Europa ist die Gruppe Marktführerin in der Herstellung von Kleinsatelliten mit einem Gewicht von 50 bis 800 Kilogramm und verfügt über eigene Transportsysteme ins All. Aber auch in den Bereichen Umwelttechnik, Telematik und damit im Zusammenhang stehenden militärischen Aufklärungsprojekten produziert die Gruppe hochwertige, kostengünstige System-lösungen, die weltweite Nachfrage und Anerkennung finden.

In diesem Unternehmen arbeiten hauptsächlich Ingenieure für Luft-und Raumfahrttechnik, Physiker, Elektroniker und Software-Entwickler. Insgesamt liegt der Anteil der Ingenieure und Wissenschaftler bei 95 Prozent aller Beschäftigten. Einen Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften gibt es aber nicht, da fast täglich Anfragen und Bewerbungen bei der Unternehmensleitung eintreffen.


Die OHB-System AG ist maßgeblich an Messinstrumenten und Bodenanlagen des kürzlich erfolgreich gestarteten Umweltsatelliten ENVISAT beteiligt. Dieser acht Tonnen schwere und zehn Meter hohe Satellit erreichte 26 Minuten und 35 Sekunden nach dem Start in Kourou mit einer Ariane-V-Rakete zielgenau seine nördliche Polar-Umlaufbahn und umkreist jetzt die Erde alle 100 Minuten.


Mit seinen Instrumenten kann dieser Satellit aus 800 Kilometern Höhe zum Beispiel Treibhausgase und das Ozonloch messen, Meeresverunreinigungen, Algenwachstum und Überfischung feststellen oder Erdbewegungen vor Vulkanausbrüchen registrieren. Aber auch wichtige Informationen über Waldrodungen, Flächenbrände oder Wüstenbildungen können jetzt erfasst und ausgewertet werden. Mit Hilfe der bordeigenen optischen Instrumente und Radarsensoren zeichnet ENVISAT alle drei Tage eine komplette Weltkarte.


Über zehn Jahre haben mehrere Tausend Mitarbeiter aus 14 europäischen Ländern an diesem bislang teuersten Projekt der European Space Agency (ESA) gearbeitet, das mit Gesamtkosten in Höhe von 2,3 Milliarden Euro de facto nicht mehr zu versichern ist. Um so größer war die Freude aller an diesem gewaltigen Projekt Beteiligten nach dem geglückten Start am 1.März 2002. Mit ENVISAT hat Europa eine Führungsrolle in der Kontrolle weltweiter Umweltschäden übernommen.


Der Satellit wird vom Raumfahrt-Kontrollzentrum Darmstadt gesteuert und soll mindestens fünf Jahre Umweltdaten sammeln. Dabei liegt das größte Problem in der Auswertung der Daten. Die ESA möchte die Ergebnisse Wissenschaftlern über das Internet weltweit zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellen und rechnet für den Betrieb und die Auswertung der Daten jährlich mit Kosten in Höhe von 60 Millionen Euro.


Am Wissenschafts- und Technologiestandort Bremen arbeitet die OHB-System AG mit zahlreichen Forschungseinrichtungen, Fachbereichen und Instituten der Universität und der Hochschule Bremen zusammen. Zum Beispiel wurde der Zentralrechner des auf ENVISAT fliegenden Atmosphärenmessgerätes SCIAMACHY in enger Kooperation mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen entwickelt und gebaut.


Mit Studenten der Hochschule Bremen untersuchte der OHB-Systemingenieur

Dr. Indulis Kalnins zum Beispiel die Frage, inwieweit eine permanente Kommunikation mit Satelliten im All möglich ist und entwickelte dafür die Kommunikationsnutzlast BIRD RUBIN. Seine Idee war es, für dieses Projekt das vorhandene ORBCOMM Netz zu nutzen. Dieses Netz besteht aus 35 Kleinsatelliten, die so im Orbit positioniert sind, dass sie die Erdoberfläche in ca. 775 Kilometer entfernten Umlaufbahnen komplett umspannen.


BIRD RUBIN wurde u. a. am 15. Juli 2000 mit einer Cosmos-Rakete vom Weltraumbahnhof Plesetsk, 800 Kilometer nordöstlich von Moskau, erfolgreich ins All geschossen und hat unterschiedliche Datenmengen an verschiedene Bodenstationen gesendet. Von dort wurden die Daten dann via Internet an entsprechende Email-Adressen weiterverschickt.


Bisher konnte mit einem Satelliten nur kommuniziert werden, wenn sich der Satellit in Funkweite einer Bodenstation befand. In den Zwischenzeiten blieb den Satellitenbetreibern nichts anderes übrig als abzuwarten. Durch die Nutzung des ORBCOMM Netzes können ständig Daten verschickt werden, d.h. ein Satellit, der mit der Software BIRD RUBIN ausgestattet wird, ist im Orbit nahezu lückenlos kontrollierbar.


Besonders stolz ist das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB-System auf den Vertrag über die Entwicklung und den Bau des SAR-Lupe-Systems für die Bundeswehr mit einem Kapitalumfang von rund 300 Millionen Euro. Seit 1998 arbeitet OHB System an Studien zur SAR-Lupe. Die SAR-Lupe ist ein hochauf-lösendes, satellitengestütztes Aufklärungssystem, das wetterunabhängig und zu jeder Tages- und Nachtzeit aktuelle Bilder von allen Gebieten der Erde machen kann. Mit diesem System wird Deutschland zu einem Land mit Satellitenaufklärung und die Bundeswehr unabhängig von Aufklärungsbildern Dritter.


Die OHB System AG ist für das SAR-Lupe System industrieller Hauptauftragnehmer und kooperiert hier wiederum mit zahlreichen Raumfahrtunternehmen und Zulieferern, u.a. mit Alcatel Space (Toulouse),TESAT (Backnang), Carlo Gavazzi Space (Mailand), Saab Ericsson (Göteborg), EADS Dornier (Friedrichshafen), RST (Salem) usw. Der erste von insgesamt fünf Satelliten soll Anfang 2005 mit einer russischen Trägerrakete in seine Umlaufbahn geschossen werden. Im Jahre 2006 soll das Aufklärungssystem fertiggestellt sein und dann für mindestens zehn Jahre Aufklärungsbilder an die Bundeswehr liefern.


Als hochspezialisiertes mittelständisches Unternehmen ist die OHB System AG am Bau der Internationalen Raumstation ISS, die ausschließlich der Grundlagenforschung dient, beteiligt. OHB stellt z. B. die gesamte Verkabelung des europäischen Forschungsmoduls Columbus her und produziert Teile der Innenausstattung.


EPM bedeutet European Physiology Modules und ist ein medizinisches Labor, in dem die Astronauten physiologisch untersucht werden, um medizinische Erkenntnisse über den Stoffwechsel oder Osteoporose zu gewinnen. Im Biolab sollen biologische Experimente Aufschluss darüber geben, wie sich z.B. Zellkulturen ohne Einwirkung der Schwerkraft entwickeln. Die Systemsoftware zur Steuerung und Überwachung der Module an Bord oder vom Boden wird ebenfalls von OHB erstellt.


Zusammen mit den Firmen ASTRIUM und ZARM entwickelt OHB Dienstleistungen für zukünftige Nutzer der ISS und gründete dafür im Jahre 1998 das Unternehmen Bremen Engineering Operation Science - kurz BEOS genannt. BEOS bietet Dienstleistungen sowie Betriebs- und Testeinrichtungen, die für die erfolgreiche Umsetzung von Ideen im Weltraum notwendig sind, aus einer Hand an.


In Zusammenarbeit mit der OHB -System AG - dem Kernbereich der Fuchs-Gruppe- und der Wittheit zu Bremen veranstaltet das „Bremer Tagebuch“ erstmals einen Film- und Vortragsabend über „Satelliten für den Weltmarkt“. Eingeladen wurde Professor Manfred Fuchs, der seit 1985 Geschäftsführender Gesellschafter der Firmengruppe ist. Fuchs war mit 21 Jahren Diplom-Ingenieur für Flugzeugbau und begann seine Karriere im Jahre 1959 bei der Hamburger Flugzeugbau GmbH im Bereich Aerodynamik/Flugmechanik.


Als im Jahre 1961 der Entwicklungsring Nord (Erno) in Bremen gegründet wurde, kam er als Mitarbeiter der Hamburger Flugzeugbau nach Bremen. Er wechselte kurze Zeit später in den Geschäftsbereich Raumfahrt und arbeitete sich bis zum Vertriebsdirektor empor. In dieser Funktion war er für den Vertrieb zuständig. Im Jahre 1985 verließ Manfred Fuchs den Konzern und wurde Unternehmer.


Seit 1994 ist Manfred Fuchs Honorarprofessor an der Hochschule Bremen und

liest dort über Raumfahrtsysteme. Professor Fuchs ist Inhaber mehrerer Patente auf dem Gebiet der Raumfahrt, ehrenamtlich in verschiedenen Gesellschaften, Vereinen und Ausschüssen tätig und wurde im Jahre 1995 zum Bremer Unternehmer des Jahres gewählt. Die Landesbildstelle freut sich sehr darüber, dass Professor Fuchs diese Einladung angenommen hat und auch gern bereit ist, ggf. Fragen zur Raumfahrt- und Satellitentechnik zu beantworten.






Programmfolge:

Satelliten für den Weltmarkt

Ein Vortrag mit Folien von Prof. Manfred Fuchs


Filmbeispiele der Fuchs-Gruppe in Grossbildprojektion


Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Das Programm dauert ca. 90 Min.

Der Eintritt ist frei. Platzreservierungen sind unter Telefon 361-3503 erforderlich.