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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

BHV-Frühjahrstagung setzt neue Akzente



15.03.2001

Staatsrätin Winther: "Es gibt ein Leben neben der BLG"

Die Bremischen Häfen sehen sich mit einem immer härteren Wettbewerb der europäischen Seehäfen konfrontiert, der auch zu gravierenden Umbrüchen in der deutschen Seehafenverkehrswirtschaft geführt hat. Vor diesem Hintergrund diskutierten die Repräsentanten der Bremischen Häfen aus dem In- und Ausland beim jährlichen Frühjahrsmeeting der Bremischen Hafenvertretung (BHV) im World Trade Center Bremen über zeitgemäße Marketingstrategien, analysierten den europäischen Hafenwettbewerb und untersuchten neue Konzeptionen in der Ladungsakquisition für die Bremischen Häfen.


Anlässlich eines "Get-togethers", am 14. März 2001 im World Trade Center Bremen, an dem mehr als dreihundert BHV-Mitglieder und Kunden der Bremischen Häfen teilnahmen, zeigte der Geschäftsführer der Bremischen Hafenvertretung e. V. (BHV) noch einmal die aktuelle Rolle der Bremischen Hafenvertretung als Bindeglied zwischen der bremischen Seehafenverkehrswirtschaft und den Binnenlandskunden auf und appellierte an die anwesenden Gäste, die BHV finanziell zu stärken. Detken: "Es wäre nämlich angesichts der massiven und aggressiven Marketing- und Verkehrspolitik unserer Wettbewerber geradezu leichtsinnig und fahrlässig, die Bremische Hafenvertretung allmählich finanziell auszuhungern oder alle finanzielle Lasten vom Staat zu erwarten". Wer eine erfolgreiche Public-Private-Partnership wolle, und die Fragebogenaktion, die die BHV im Frühjahr 2000 bei den Mitgliedern durchgeführt hatte, habe ausnahmslos diese Art der Partnerschaft unterstrichen, müsse auch die uneingeschränkte Bereitschaft für eine angemessene finanzielle Beteiligung mitbringen, stellte Detken fest.

Der BHV-Chef zeigte sich zuversichtlich im Hinblick auf die Zusammenarbeit zwischen dem neu zu gründenden Unternehmen "Bremen Ports Management + Services" und der BHV. Gemeinsam werde man die Public-Private-Partnership zum Wohle der Bremischen Häfen und der in ihnen tätigen Unternehmen weiter voranbringen. Dieses dürfe jedoch keine Einbahnstraße sein, denn sowohl die Bremische Hafenvertretung e. V. als auch die "Bremen Ports Management + Services" seien auf das Know-how, auf die Erfahrungen und die Mitarbeit der bremischen Seehafenverkehrswirtschaft angewiesen. Die BHV gehe sogar noch einen Schritt weiter und beabsichtige kurzfristig die Einrichtung themenbezogener Arbeitskreise, in denen interessierte Mitgliedsfirmen mitarbeiten sollten, um gegenseitig Nutzen aus den vorhandenen Erfahrungen und Ressourcen des Einzelnen zu ziehen. Detken: "Melden Sie sich bei der Bremischen Hafenvertretung, damit wir diese Arbeitskreise etablieren und mit der gemeinsamen Arbeit bald beginnen können. Die Perspektiven unserer Häfen sind mittelfristig, aber auch langfristig ausgezeichnet, wenn wir sie gemeinsam erkennen und auch gemeinsam verwirklichen".


Sibylle Winther, Staatsrätin beim bremischen Senator für Wirtschaft und Häfen, verdeutlichte, dass der Seegüterumschlag, der Transport, die Logistik und Distribution endlich wieder zu den Aktivposten der bremischen Wirtschaft zählten und machte dieses anhand des aktuellen realen Wachstums der Wirtschaft im Zwei-Städte-Staat deutlich. "Unsere Häfen", so Winther, "wachsen in allen Bereichen des Umschlags und die Zugewinne im vergangenen Jahr lagen oberhalb der 20-Prozent-Marke. Unsere Häfen gewinnen auf breiter Front Marktanteile – nicht nur im Containerumschlag, sondern auch im schwierigen Umfeld des konventionellen Umschlages, der in anderen Häfen rückläufig ist, bei uns aber ausgebaut werden konnte. Und unsere Häfen legen nicht nur in Bremerhaven zu. Sie haben ihre wirtschaftliche Tätigkeit auch hier in Bremen-Stadt deutlich intensiviert." Der Seegüterumschlag sei prozentual in Bremen-Stadt noch stärker gestiegen als in Bremerhaven, und zwar um 26,4 Prozent auf knapp 15 Millionen, freute sich die Staaträtin. Diese Entwicklung sei einerseits auf unerwartete Aufwärtsbewegungen, die sich auf dem Sektor der konventionellen Stückgüter, wie Eisen und Stahl, aber auch im Massengüterbereich ergeben hätten, zurückzuführen, da die Häfen Bremen-Stadt verstünden, ihre Entwicklungspotentiale zu nutzen, wenn die konjunkturellen Rahmenbedingungen stimmten.

Andererseits gebe es auch ein Leben neben der BLG. Die Staatsrätin: „Die kleinen, mittelständisch geprägten Umschlagbetriebe in der Stadt Bremen müssen sich nicht verstecken; sie sind unverzichtbar für die gewerbliche Struktur im Hafen. Und deshalb breche ich gern eine Lanze für jene, die außerhalb der BLG Logistics Group erstklassige Arbeit leisten, damit aber nur selten öffentliche Anerkennung finden“.


S. Winther betonte, dass Häfen, Logistik und Distribution keine ökonomischen Auslaufmodelle, sondern Bereiche mit großer Zukunft darstellten. Die Bremischen Häfen gingen vorbereitet in den Wettbewerb von morgen, was solche Projekte, wie beispielsweise Ausbau des Containerhafens, Vertiefung der Außenweser-Fahrrinne und Ausbau der Schleusen im Fischereihafen und Oslebshausen, deutlich machten. In Zeiten begrenzter fiskalischer Möglichkeiten könne Bremen allerdings nicht jede Investition leisten, die wünschenswert wäre, und der Bremer Senat müsse auch in Zukunft eine Investitionspolitik verfolgen, die sich am Bedarf orientiere. Erste Priorität, um für Reeder und Verlader auch zukünftig ein berechenbar Partner zu sein, hätten die Projekte CT III a und CT IV, unabhängig von der aktuellen Diskussion um den Bau eines neuen Tiefwasserhafens. Unstrittig sei, dass neue Terminalanlagen geschaffen werden müssten, damit Norddeutschlands Hafenwirtschaft im kommenden Jahrzehnt nicht den Anschluss an die dynamische Entwicklung im Seegüterverkehr verliere. Unabhängig von der Standortwahl des neuen Container-Mega-Hafens stehe der Senat ohne Wenn und Aber zu diesem Projekt. S. Winther abschließend: "Sollte die Entscheidung für Wilhelmshaven ausfallen, wären wir in Bremen übrigens gut beraten, unseren Blick auch auf Cuxhaven zu richten. Mit diesem wichtigen Nachbarn im Elbe-Weser-Raum lassen sich ebenfalls tragfähige Kooperationen ausbauen, denken wir nur an die dort vorhandenen Ro-Ro-Anlagen und die Nähe zu den Bremerhavener Terminals."