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Der Senator für Inneres und Sport

Innensenator Röwekamp stellt Polizeiliche Kriminalstatistik 2004 vor

08.04.2005

Mehr Straftaten registriert, höhere Aufklärungsquote im Land Bremen

Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Landes Bremen (PKS) bilanziert für das vergangene Jahr einen Anstieg der registrierten Gesamtkriminalität um 6,6 Prozent (plus 6.230 Fälle) von 95.086 Delikten im Jahr 2003 auf 101.316 Delikte im Jahr 2004. Dabei zeigt sich wie bereits in den Vorjahren ein uneinheitliches Bild zwischen den Städten Bremen und Bremerhaven. In der Stadtgemeinde Bremen stieg die Gesamtkriminalität um 8,4 Prozent an (6.655 Fälle mehr) von 79.327 auf 85.982 Straftaten. In Bremerhaven dagegen sank die Gesamtkriminalität um 2,6 Prozent (minus 425 Fälle) von 15.759 auf 15.334 Straftaten.


„Die Zunahme der registrierten Gesamtkriminalität ist zum überwiegenden Teil auf einen verstärkten Kontrolldruck zurückzuführen“, erklärte Innensenator Thomas Röwekamp am Freitag (08.04.05) bei der Vorstellung der PKS 2004. „Ein Blick auf die absoluten Zahlen macht deutlich, dass der unerfreuliche Anstieg um 6,6 Prozent sich im Wesentlichen auf Betrugs-, Diebstahl- und Rauschgiftdelikte zurückführen lässt.“


Der Jahresanstieg setzt sich allein zu über zwei Dritteln aus Betrugsdelikten zusammen und wird primär durch Beförderungserschleichung (40,3 Prozent des Gesamtjahresanstiegs) geprägt. Das bedeutet, die Verkehrsunternehmen haben durch den verstärkten Einsatz von Kontrolleuren mehr „Schwarzfahrer“ überführen können und zur Anzeige gebracht. Intensive Fahrausweiskontrollen in den Fahrzeugen der Bremer Straßenbahn AG, die häufig im Rahmen gemeinsamer Aktionen zwischen BSAG und Polizei durchgeführt worden sind, tragen nicht zuletzt auch zur Stärkung des Sicherheitsgefühls aller Fahrgäste bei.


Auch der Anstieg bei Drogendelikten mit einem Anteil von 7,3 Prozent am Gesamtanstieg der Fallzahlen spiegelt den erhöhten Kontrolldruck der Polizei wider. Es handelt sich hier also um einen bewusst in Kauf genommen Zuwachs durch die Aufhellung des Dunkelfeldes. „Gerade im Bereich des Drogenhandels werden wir unsere bewährte Polizeipräsenz beibehalten“, kündigte Senator Röwekamp an. „Dank der intensiven Ermittlungen der Kriminalpolizei ist es erst in den vergangenen Wochen wiederum gelungen, Drogendealer zu überführen.“


Einen nicht unerheblichen Anteil an der Kriminalitätssteigerung haben auch Kreditkarten- und Warenbetrug. Die Ermittler beobachten, dass sich die Betrüger den ständig wandelnden Lebensgewohnheiten und Geschäftsgebaren anpassen und neue technische Entwicklungen nutzen. So registrierte die Polizei u.a. unvorsichtiges Verhalten bei Käufern oder Auktionen im Internet, wo sich Täter die Anonymität des Netzes für kriminelle Geschäfte zu Nutze machten. Hier steuert die Polizei gemeinsam mit Verbraucherschutzverbänden mit Öffentlichkeitsarbeit gegen. Auch dem angestiegenen Betrug mit gestohlenen Debit- und Kreditkarten setzt die Polizei seit Juli 2004 ein neues Meldesystem entgegen, dessen Grundkonzept von der Polizei Bremen entwickelt wurde und präventiv betrügerische Einsätze von Debit- und Kreditkarten minimieren soll.


Der Senator wies wie im Vorjahr wieder darauf hin, dass es sich bei der PKS um eine Arbeitsstatistik handelt, die nur eingeschränkt Aussagen über die tatsächliche Kriminalitätsentwicklung geben kann. Gleichwohl liefert sie der Polizei wichtige Informationen. So konnte, als im Laufe des Jahres 2004 eine Zunahme bei Fahrrad- und Motorrollerdiebstählen bekannt wurde, unmittelbar gegengesteuert werden; die Polizei Bremen verzeichnete hier deutliche Ermittlungserfolge bereits im zweiten Halbjahr 2004.

Auch die laufende Umsetzung der Polizeistrukturreform wird hierbei helfen, unterstrich Senator Röwekamp. „Durch die Polizeireform haben wir Personal umgesteuert, damit die Polizei zu den Zeiten an den Orten ist, wo der Bürger sie braucht. Zur gezielteren Kriminalitätsbekämpfung in den Stadtteilen wurden bei der Bereitschaftspolizei Schwerpunktzüge gebildet. So konnte der sogenannte Nordzug, der im November 2004 seine Arbeit aufnahm, schon nach wenigen Wochen erste Ermittlungserfolge in Vegesack und Blumenthal erzielen.“


Positive Tendenzen zeigt die PKS 2004 bei Kapitaldelikten wie Mord und Totschlag, bei Vergewaltigung und bei Diebstahl von Kraftfahrzeugen, die jeweils rückläufige Fallzahlen aufweisen. Erfreulich ist auch die verbesserte Aufklärungsquote, die von 43,9 auf 44,9 Prozent stieg. „Das stellt mich noch nicht ganz zufrieden“, so Röwekamp „hier müssen wir jedes Jahr ein bisschen besser werden.“


Sorgen bereitet dem Innensenator und den Polizeibehörden in Bremen und Bremerhaven weiterhin der Anstieg bei Raubdelikten und gefährlicher Körperverletzung. „Die Tatsache, dass es sich bei den ermittelten Tatverdächtigen bei Raubtaten zu fast 40 Prozent um Ausländer und zu fast 55 Prozent um Jugendliche und Heranwachsende handelt, ist ein erschreckendes Signal“, so Röwekamp. Die Altersgruppe bis 21 Jahre macht noch immer 26 Prozent der insgesamt ermittelten Tatverdächtigen aus. Die Polizei geht hier mit besonderen Ermittlungsgruppen vor. Durch die Polizeireform werden in den Revieren jetzt spezielle Jugendkops eingesetzt. „Insgesamt aber“, so Röwekamp, „haben wir es hier mit einem Problem der Wertevermittlung bei Kindern und Jugendlichen zu tun – und das beginnt im Elternhaus.“


Der Bereich Körperverletzung ist abermals angestiegen. Da eine erhebliche Anzahl dieser Delikte in der Bremer Innenstadt und im Bereich des Bahnhofsvorplatzes und der so genannten Discomeile begangen wird, hat die Polizei hier mit dem „Sicherheitskonzept Hauptbahnhof und Umfeld“ reagiert. Verstärkte Polizeipräsenz, Alkohol- und Drogenkontrollen und die Videoüberwachung des Bahnhofsplatzes zählen zu den Maßnahmen, die die Polizei auch in diesem Jahr fortsetzen wird.


Die Kriminalstatistik 2004 geht auch gesondert auf den Bereich der ermittelten Tatverdächtigen ein. Ausländische Tatverdächtige sind, gemessen an der Einwohnerzahl, seit Jahren überproportional als Tatverdächtige auffällig. Im Jahr 2004 lag der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger bei 26,5 Prozent (2003 waren es 28,6 Prozent).

Zu ermittelten deutschen Tatverdächtigen mit sog. „Migrationshintergrund“ kann die PKS wegen der anonymisierten Personendaten keine Angaben machen, aber auf Grund aktueller Analysen und Studien der Polizei Bremen zeichnet sich der Bereich der Tatverdächtigen mit Migrationshintergrund zunehmend als Problemgruppe ab – speziell im Bereich der Jugend- und Intensivtäter. Gemeint sind Täter, die zwar die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, aber zuvor eine ausländische Staatsangehörigkeit hatten oder im Ausland geboren sind oder ausländische Elternteile haben. Um die Täterstrukturen besser analysieren zu können, sollen diese Tätergruppen künftig statistisch gesondert erfasst werden.


Innensenator Röwekamp dankte den rund 3000 Polizistinnen und Polizisten im Land Bremen für ihre Arbeit: „Die Sicherheitslage an der Weser ist insgesamt stabil geblieben. Bremen und Bremerhaven sind sicher. Gleichwohl dürfen wir nicht nachlassen, die Sicherheit im Land zu verbessern. Die Polizei wird weiterhin konsequent gegen Straftäter vorgehen.“



Eckdaten: Wesentliche Kriminalitätstrends aus der PKS 2004:

Im vergangenen Jahr zeichneten sich folgende deliktsbezogene Kriminalitätstrends ab:


“Kommentartext“


)* Betrug insgesamt = + 4.244 Fälle, davon:
+ 2.512 Fälle Leistungserschleichung („Schwarzfahren“)
+ 550 Fälle Warenbetrug
+ 452 Fälle Waren-u.Kreditbetrug
+ 632 Fälle Debitkarten ohne PIN
+ 95 Fälle Debitkarten mit PIN


)** Diebstahl insgesamt = + 1.423 Fälle, davon:
+ 1.270 Fälle schwerer Diebstahl (davon 507 Fälle von Fahrrad-Diebstahl)
+ 153 Fälle einfacher Diebstahl


Der vollständige Jahresbericht über die PKS 2004 ist als Download abrufbar unter www.bremen.de/innensenator