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    Strukturen müssen aber geändert werden

Der Senator für Inneres und Sport

Kultursenator Dr. Bernt Schulte:
Waldau-Theater kann weiterbestehen

Strukturen müssen aber geändert werden

31.03.2000

"Das Waldau-Theater kann weiterhin bestehen bleiben. Allerdings muss es sein Angebot stärker konzentrieren, seine Potentiale stärker ausschöpfen und interne Betriebsstrukturen verbessern", stellt Kultursenator Dr. Bernt Schulte fest. Diese Einschätzung basiert auf einem Gutachten der Kulturmanagement Bremen GmbH (k.m.b.).

Die k.m.b. hat im Auftrag des Senators für Inneres, Kultur und Sport eine Betriebsuntersuchung durchgeführt, um eine Fortführungsprognose zu erstellen. Voraussetzung für eine Fortführung des Theaterbetriebs ist die wirtschaftliche Stabilität der Niederdeutschen Waldau-Theater GmbH unter Benennung eines definierten Outputs an künstlerisch-kultureller Leistung für die Bremer Kulturlandschaft und eines daraus definierten Zuschussbedarfes.

Kultursenator Dr. Bernt Schulte freut sich über das Ergebnis: "Das Gutachten der k.m.b. zeigt, dass das Waldau-Theater, ordentliches Wirtschaften und kluge Programmpolitik vorausgesetzt, langfristige Perspektiven in der Bremer Kulturlandschaft hat. Der von der Kulturdeputation in Aussicht gestellte Zuschuss in Höhe von maximal 1,4 Millionen DM reicht dafür aus. Eine endgültige Entscheidung über das Betreibermodell wird die Kulturdeputation in einer gesonderten Sitzung beschließen."

Eine zusammenfassende Darstellung der k.m.b. ist als Anlage beigefügt.


Kulturmanagement Bremen GmbH - k.m.b.
Betriebsuntersuchung Niederdeutsche Waldau-Theater GmbH

Die Betriebsuntersuchung der Niederdeutschen Waldau-Theater GmbH (NWTG ) durch die Kulturmanagement GmbH (k.m.b.) erfolgte im Auftrag des Senators für Inneres, Kultur und Sport Bremen und erstreckte sich über den Zeitraum von Mitte Oktober 1999 bis Mitte März 2000.

Auftrag und Zielsetzung dieser Untersuchung war die Entwicklung einer Fortführungsprognose bei wirtschaftlicher Stabilität der NWTG unter Benennung eines definierten Outputs an künstlerisch/kultureller Leistung für die Bremer Kulturlandschaft und eines daraus definierten Zuschussbedarfs. Die vorgefundene Datenlage in der NWTG war mangelhaft und erschwerte die Untersuchung.

Wesentliche Bestandteile der Untersuchung sind die Auswertung von Mitarbeiter-Interviews und Mitarbeiter- Workshops, des von der NWTG gelieferten Datenmaterials und des Datenmaterials vergleichbarer Häuser. Außerdem wurden Interviews mit externen Gesprächspartnern aus dem Wettbewerbs- und Nachfrageumfeld hinzugezogen. Auf der Basis fundier-ter Analysen der formalen Strukturen, der Zielsetzung und des Selbstverständnisses des Hauses, des Produktangebotes der NWTG, des Wettbewerb- und Nachfrageumfeldes, der Vermögensverhältnisse und des Ressourceneinsatzes wurden Szenarien zur Fortführung des Hauses entwickelt.

Die Untersuchung ergab, dass die Defizite der letzten Jahre hauptsächlich durch unzureichende Auslastung der Produktionen mit Vorstellungen, mangelhafte Führungs- und Kommunikationsstrukturen, Ineffizienzen in dem Prozess der Spielplangestaltung und des Produktionsablaufs, Mängel in der kaufmännischen Führung, unzureichende Datenlage, Fehlen einer Kosten- und Leistungsrechnung und somit von Steuerungsmöglichkeiten und in der Vernachlässigung des Besucherpotentials entstanden sind.

Als Grundannahme einer Szenarienbildung für die Zukunft wurde vorausgesetzt, dass das Angebot von Niederdeutschem, Boulevard und Märchen erhalten werden sollte. Da das Theater wird von der Hansestadt Bremen insbesondere unter dem Aspekt der Förderung des Niederdeutschen bezuschusst.

Für die Fortführung der NWTG kommen drei Szenarien in Betracht. Alle drei Szenarien gehen von einer höheren Anzahl an Vorstellungen und einer höheren Auslastung der einzelnen Vorstellungen aus, da das Besucherpotential im Niederdeutschen und im Boulevard in der Vergangenheit nicht ausgeschöpft wurde. Ebenso wird davon ausgegangen, dass die Produkte Kinder- und Jugendtheater und Schauspielschule aufgegeben werden, da diese sowohl für die NWTG als auch für das kulturelle Angebot in Bremen nicht zu den Schwerpunktleistungen des Theaters gehören.

Szenario 1 unterstellt die Fortführung des Hauses in der bisherigen Form als Produktionsgesellschaft. Jedoch müssen bei Fortführung der Produktionsgesellschaft durch die NWTG die Management- und Führungssituation im Hause verbessert, die Spielplangestaltungs- und Produktionsprozesse optimiert, die Honorarstrukturen der Schauspieler erneuert und die Gehälter der Mitarbeiter an vergleichbare Gehälter angepasst werden. Der Zuschuss für ein Szenario 1 würde, unter Berücksichtigung aller Kosten und Erlöse, im ersten Jahr 1,4 Mio. DM, in den Folgejahren 1,3 Mio. DM betragen.

Die Chancen eines solchen Szenarios bestehen in der möglichen Fortführung der NWTG, dem weitgehenden Erhalt der Arbeitsplätze, dem Erhalt des Kundenstammes, der Fortführung eines etablierten und in Bremen akzeptierten Hauses und in der Erhöhung des Leistungsangebotes für die Bremer Kulturlandschaft.

Szenario 2 betrachtet die Fortführung des Angebots in der Struktur eines Veranstaltungshauses ohne Eigenproduktion. Hierbei entfiele das Angebot vonn Kleinkunst und Auftragsproduktionen des Hauses. In der Entwicklung des Leistungsangebotes ergeben sich geringere Vorstellungs- und Besucherzahlen im Niederdeutschen gegenüber Szenario 1. Dieses ist in einem niedrigeren Deckungsbeitrag begründet, da bei Einkauf von Produktionen die Relation von Ko-sten und Einnahmen aufgrund der vorhandenen Platzkapazität ungünstiger ist als bei Eigenproduktionen. Durch eine fast vollständige Auflösung der alten Beschäftigungsverhältnisse, müssten erhebliche Abfindungsleistungen gezahlt werden, die in die Berechnungen des ersten Jahres einfließen müssen. Der Zuschuss für dieses Szenario würde in einem ersten Jahr 1,74 Mio. DM betragen Der Zuschuss in den folgenden Jahren würde sich von 1,3 Mio. über 1,1 Mio. bis auf 1,05 Mio. reduzieren.

Szenario 2 bietet die Möglichkeit, ein Veranstaltungshaus zu etablieren und den Zuschussbedarf des Hauses langfristig zu reduzieren. Leerstehende Räume wie z.B. Probenräume und Werkstätten könnten durch freie Gruppen genutzt werden, was evtl. an anderer Stelle zu Einspareffekten führen könnte. Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass dieses Szenario den Verlust eines kulturellen Produktionsstandortes mit bremischer Identität bedeutete und der Verlust einer hohen Anzahl von Arbeitsplätzen mit entsprechenden regionalwirtschaftlichen Effekten die Folge wären.

Szenario 3 als Mischform der beiden erstgenannten Szenarien betrachtet die Gesellschaft als eine Produktions- und Veranstaltungsgesellschaft mit deutlicher Senkung der Eigenproduktionen. Um die Fixkosten zu reduzieren, müsste in einem solchen Szenario die Werkstatt- und Ausstattungsleistung für Eigenproduktionen von einem kompetenten Kooperationspartner zu anteilig gleichen oder günstigeren Kosten erbracht werden. Dieses Szenario reißt lediglich eine weitere Möglichkeit an, hier wurde mit Schätzungen gearbeitet. Um das Szenario zu prüfen, bedürfte die k.m.b. eines erneuten Auftrags, da eine solche Umstrukturierung komplexe Auswirkungen auf die Organisation auch anderer bremischer Theater haben könnte und nicht Gegenstand und Auftrag der vorliegenden Untersuchung war.

Das Risiko aller Szenarien liegt in einer unzureichenden Zielerreichung durch die Geschäftsführung.

Da mit der Durchführung einer Betriebsuntersuchung der Einstieg in einen Optimierungsprozess bereits beginnt, wurden im Laufe der Untersuchung auch bereits Veränderungen angestoßen und im Sinne von Szenario 1 von der Geschäftsführung des Waldau–Theaters partiell theaterintern umgesetzt.

Grundsätzlich empfiehlt die k.m.b. eine Überprüfung der von der Politik getroffenen Entscheidung nach Ablauf von zwei Jahren, um eine Evaluation der Entwicklung zu gewährleisten.