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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Senatorin Karin Röpke stellt den neuen "Altenplan für die Stadtgemeinde Bremen" vor

15.11.2005

Schwerpunkte unter anderen: Angebote für Demenzkranke und neue Formen des Lebens im Alter

"Wir leben heute länger als unsere Eltern und Großeltern. Dies führt dazu, dass wir das Alter als eine eigenständige Lebensphase bewusster wahrnehmen. Und jeder Einzelne macht sich Gedanken darum, wie er im Alter leben will. Aber es geht auch darum, wie wir zusammen, gemeinschaftlich leben wollen, wie wir uns unsere Stadt vorstellen. Deshalb wollen wir diese Frage auch gemeinsam in unserer Stadt diskutieren." Das betonte heute (15.11.2005) Sozialsenatorin Karin Röpke bei der Vorstellung des Entwurfs der Behörde für einen neuen Altenplan.


Vom Herbst 2005 bis zum Frühjahr 2006 werden in mehreren Veranstaltungen, die das Sozialressort gemeinsam mit der Volkshochschule organisiert, einzelne Themenbereiche des Altenplans gesondert diskutiert. Ergebnisse und Stellungnahmen werden dann dem neuen Altenplan hinzugefügt. Die erste Veranstaltung zur "Zukunft der Begegnungsstätten" hat bereits im Oktober stattgefunden.


Bis zum Sommer 2006 soll so ein ergänzter, abgerundeter neuer Altenplan entstanden sein, der das Wechselspiel zwischen fachlichen Empfehlungen, Forderungen, Stellungnahmen, Perspektiven, Zielsetzungen und der praktischen Umsetzung widerspiegelt.


Der Bremer Altenplan soll Planern, Praktikern und Bürgerinnen und Bürgern Orientierungen zur Altenpolitik und ihren Zielsetzungen ermöglichen. Der Stand von Angeboten und Maßnahmen für ältere Menschen wird aufgezeigt und Entwicklungsbedarfe werden hervorgehoben. Der Altenplan kann auch von Initiativen, Diensten und Einrichtungen genutzt werden, die neue Aktivitäten oder Ergänzungen planen.


Der neue Altenplan wird nicht im Druck veröffentlicht. Er kann daher nicht beim Sozialressort angefordert werden. Der Öffentlichkeit wird der Altenplan im Internet zur Verfügung gestellt unter der Adresse: www.bremen.de/sozialsenator/altenplan. Dieses Verfahren gewährleistet die Möglichkeit, den Plan im Fortgang des Beteiligungs- und Diskussionsprozesses zu aktualisieren und zu ergänzen.


Aus den vielen verschiedenen im Altenplan angesprochenen Themen werden hier beispielhaft drei Schwerpunkte genannt werden:


Angebote für Demenzkranke

In unserer Stadt leben etwa 7.500 Kranke mit Demenz in mittlerer und schwerer Ausprägung. Etwa 5.000 Personen werden Zuhause durch ambulante Pflegedienste und Angehörige betreut. Mit zunehmenden, hohen Alter steigt der Anteil Demenzkranker rapide. Die angemessene Versorgung der Demenzkranken ist eines der dringlichsten Themen der Altenpolitik.


In Bremen wurde die "Demenz Informations- und Koordinierungsstelle (DIKS)" eingerichtet. Die Beratungsstelle bietet allen an Demenz erkrankten Menschen und deren Angehörigen Informationen zum Thema und über die unterschiedlichen Angebote, die in Anspruch genommen werden können. Zudem wurden in fünf Dienstleistungszentren Angehörigengruppen eingerichtet. Es wurden für Demenzkranke eine Wohngemeinschaft (WOGE e.V.) gegründet und ein Wohnprojekt (Alte Feuerwache), das mit Tagesbetreuung verbunden ist. Die Erfahrungen daraus sollen beim zukünftig nötigen weiteren Ausbau der ambulanten Versorgungsformen berücksichtigt werden.


Wohnen im Alter

Ältere Menschen verbringen mehr Zeit in ihrer Wohnung als jüngere. Mit zunehmendem Alter nimmt die Mobilität durch Hilfe- und Pflegebedürftigkeit ab und Wohnnutzungsprobleme werden wahrscheinlicher.


Der Anteil der über 60-jährigen an der Bevölkerung Bremens beträgt ca. 26 Prozent. Davon leben nur rund 7 Prozent in Alten- und Servicewohnungen sowie Alten- und Pflegeheimen. In sonstigen Miet- und Eigentumswohnungen leben 93 Prozent der älteren Bevölkerung - 43 Prozent davon in Einpersonenhaushalten. Bei den über 85-jährigen sind dies über 60 Prozent.


Ein Ziel der bremischen Politik für die Seniorinnen und Senioren ist, für ältere oder behinderte Menschen die Rahmenbedingungen zum längstmöglichen Verbleib in der eigenen Wohnung zu schaffen oder zu sichern. Von alten- und behindertengerechten Arrangements der Wohnverhältnisse hängt maßgeblich ab, ob auch bei Hilfe- und Pflegebedarf eine autonome Lebensführung möglich ist.


Im Rahmen der Projektförderung wird eine allen Bürgerinnen und Bürgern zur Besichtigung zugängliche Musterwohnung (kom.fort e.V.) unterstützt, die über Möglichkeiten des alten- und behindertengerechten Wohnens informiert. "kom.fort" kooperiert mit dem Amt für Soziale Dienste. Pflegekassen, Krankenkassen, die Hauptfürsorgestelle und gegebenenfalls die Sozialhilfe unterstützen bei nötigen Wohnungsanpassungsmaßnahmen.


Wohnungsunternehmen in Bremen haben begonnen, bei Modernisierungsmaßnahmen Anforderungen des barrierefreien Bauens zu berücksichtigen. In verschiedenen Projekten sollen Mieterinnen und Mietern Gemeinschaftsaktivitäten sowie Beratungsmöglichkeiten angeboten werden, mit dem Ziel, sie in Ihrer Wohnsituation zu stabilisieren. Die Projekte werden durch die neu gegründete Fachkommission Wohnen im Alter begleitet.


Kultursensible Altenhilfe

Im Jahr 2004 betrug der Ausländeranteil an den Einwohnern in Bremen im Alter von 60 Jahren und mehr 4,8 Prozent (6.772 Ausländer). Bis zum Jahr 2010 wird sich der Anteil voraussichtlich auf 8,2 Prozent erhöhen. Die Angebote der Altenhilfe werden bislang von der ausländischen Bevölkerung unterdurchschnittlich in Anspruch genommen. Aber ein ansteigender Bedarf an Angeboten in allen Bereichen der Altenhilfe ist bei der älteren ausländischen Bevölkerung festzustellen.


Zugangsbarrieren können abgebaut werden zum Beispiel durch den Einsatz von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund. Die Ausbildung von Altenpflegehelferinnen mit Migrationshintergrund wird mit Unterstützung der Europäischen Union vorangetrieben. Nach Abschluss des ersten Projektes von "EQUAL" haben alle 18 Teilnehmer/innen den staatlich anerkannten Abschluss als Altenpflegehelfer/in erworben.


Einige Einrichtungen haben sich inzwischen ein Leitbild gegeben, das Anforderungen berücksichtigt, die sich aus der Aufnahme und Betreuung von Migranten ergeben. Es finden trägerübergreifende Fortbildungen und Fachveranstaltungen dazu statt. Die Nutzung einer Wohnanlage für ältere Migranten, die "Alte Feuerwache", ist modellhaft.