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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Das Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße teilt mit:
Zeckenstiche nicht auf die leichte Schulter nehmen

23.03.2000

Frühzeitige Diagnose und Behandlung ist bei zeckenübertragenen Erkrankungen sehr wichtig

Der Frühling beginnt und mit ihm das Erwachen der Natur. Die meisten Menschen zieht es dann nach draußen. Doch ist in der wärmeren Jahreszeit auch Vorsicht geboten. Denn von April bis Oktober sind in unseren Breiten die Zecken wieder aktiv, die mit ihrem Stich teilweise schwere Krankheiten übertragen können. Und zwar die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoencephalitis. Wie Prof. Dr. Hans-Iko Huppertz, Direktor der Prof.-Hess-Kinderklinik im Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Strasse und Experte für zeckenübertragene Erkrankungen, am Mittwoch, 22. März, vor Journalisten hervorhob, komme die Lyme-Borreliose in ganz Deutschland vor. Sie gehöre zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten in Deutschland. Besonders von der Erkrankung betroffen seien Kinder und alte Menschen.

Einige Tage bis wenige Wochen nach einem Zeckenstich kann es durch Vermehrung des übertragenen Bakteriums Borrelia burgdorferi zur wandernden Röte (Erythema migrans) am Ort des Zeckenstichs kommen. Meist verschwindet diese Rötung nach einigen Wochen von selbst. Mit und ohne vorangegangene wandernde Röte könne es jedoch zur Entzündung der Hirnhäute mit und ohne Hirnnervenlähmung, zur Entzündung des Herzens mit Rhythmusstörungen, zur Gelenkentzündung sowie zur Entzündung und späterer Zerstörung der Haut kommen. In Ausnahmefällen, so Huppertz, seien auch Krankheitserscheinungen beschrieben worden, die einer multiplen Sklerose glichen. Auch eine

Entzündung des Auges mit Beeinträchtigung des Sehens sei möglich. Der Kinderarzt: "Etwa 85 bis 90 % aller Patienten haben nur eine wandernde Röte, bei den übrigen kann es aber zu den oben benannten schweren Komplikationen kommen." Während die wandernde Röte von selber verschwinde, könnten die anderen Krankheitserscheinungen auch zu bleibenden Schäden der betroffenen Organe führen.

Wenn der Verdacht auf eine Lyme-Borreliose besteht, ist die Diagnose häufig nicht einfach. Dennoch ist eine frühzeitige Diagnose und Therapie außerordentlich wichtig. Behandelt wird die Erkrankung mit Antibiotika, wobei diese Therapie bei der wandernden Röte nicht nur den Hautausschlag zum Verschwinden bringt, sondern das Fortschreiten zu späteren Komplikationen verhindert. Auch die anderen Erscheinungen der Lyme-Borreliose verschwinden durch eine antibiotische Therapie. Bereits eingetretene Schädigungen bleiben jedoch. Je später die Behandlung der Lyme-Borreliose erfolgt, desto eher können Verläufe auftreten, die nicht mehr auf Antibiotika ansprechen.

Ein Impfstoff für diese Erkrankungen ist in Europa noch nicht verfügbar, die Pharmaindustrie arbeitet jedoch intensiv an der Entwicklung. Zur Zeit ist die beste Vorbeugung immer noch die frühzeitige Entfernung der Zecke.

Im Gegensatz zur Lyme-Borreliose zeigt die Frühsommer-Meningoenzephalitis ein sehr begrenztes Verbreitungsgebiet. Sie kommt in Deutschland fast ausschließlich in Bayern und Baden-Württenberg vor.

Nach Angaben von Professor Huppertz kann diese Viruserkrankung jedoch auch in Schweden, den Baltischen Ländern, Russland, Polen, Tschechien, der Slowakei, im ehemaligen Jugoslawien sowie besonders in Österrreich erworben werden. Einige Tage nach dem Stich einer infizierten Zecke würden grippeartige Erscheinungen mit Fieber auftreten. Nach einer kurzfristigen Besserung könne es zu einer Entzündung von Hirnhäuten, Gehirn und/oder Rückenmark kommen. Dazu Huppertz: "Die Erkrankung kann bleibende neurologische Schäden hinterlassen und in seltenen Fällen sogar zum Tode führen." Die klinische Verdachtsdiagnose wird im übrigen serologisch bestätigt.

Als vorbeugende Maßnahme ist ein Impfstoff zu empfehlen, der beim Besuch von Gebieten, in denen die Frühsommer-Meningoenzephalitis vorkommt, angewandt werden sollte. Die passive Impfung nach einem möglicherweise infizierten Zeckenstich sollte wegen erheblicher Nebenwirkungen nicht mehr angewandt werden.