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Der Senator für Finanzen

Papa Heuss in Kaisens Kuhstall

21.04.2006

Finanzsenator Dr. Ulrich Nußbaum versteigert im Bremer Presse-Club Raritäten – Gespräch mit dem ehemaligen ARD-Korrespondenten Jürgen Bertram

Ein Foto mit Deutschlands erstem Bundespräsidenten Theodor Heuss im Kuhstall des Bremer Bürgermeisters Wilhelm Kaisen, der Start der "Isabella"-Produktion auf dem Borgward-Fließband, die Ankunft von Elvis Presley in Bremerhaven: Diese und noch mehr Raritäten versteigert Finanzsenator Dr. Ulrich Nußbaum am Dienstag, 2. Mai, ab 19 Uhr im Bremer Presse-Club (Schnoor 27/28). Am Vorabend zum Internationalen Tag der Pressefreiheit geht es aber nicht nur bei der Versteigerung um Medien und ihre Arbeit. Bereits ab 18 Uhr spricht Theo Schlüter von Radio Bremen mit dem langjährigen ARD-Asien-Korrespondenten Jürgen Bertram über Einschaltquoten und journalistische Qualität. Hintergrund ist Bertrams neues Buch "Mattscheibe – das Ende der Fernsehkultur".


Danach will Finanzsenator Dr. Nußbaum möglichst viel Geld aus den Börsen der Gäste locken, wenn es darum geht, Kurioses und Sehenswertes zu versteigern. Der Erlös des Abends fließt in den Bildungs- und Sozialfonds der Journalistinnen und Journalisten im Land Bremen. Auf der Versteigerungsliste stehen Originale großer Bremer Fotografen wie Georg Schmidt, Jochen Mönch und Rosemarie Rospek. Die Kollegin spendete beispielsweise ein historisches Foto der Eiswette von 1956 mit Ludwig Erhardt, Wilhelm Kaisen und Georg Borttscheller. Ein weiteres Motiv zeigt einen Schiffsbesuch von Theodor Heuss, Willy Brandt und Wilhelm Kaisen aus dem Jahre 1958. Lauter Schmankerl für Leute, die Bremensien sammeln.


Schriftsteller Jürgen Alberts steuert seinen Hut bei, den der Spiritus Rector der Bremer Krimibibliothek in Italien gekauft, selbst getragen und natürlich auch signiert hat. Die Bremer Krimi-Autorin Truxi Knierim lässt sich quasi selbst versteigern. Wer den Zuschlag erhält, bekommt damit eine Lesung im kleineren Kreis frei Haus geliefert – Termin und Buchtitel nach Absprache. Werder Bremen spendiert ein Trikot mit den Unterschriften aller Spieler, Radio Bremen lädt zu einem Besuch am "Tatort"-Set ein. Altbürgermeister Henning Scherf spendet ein Bernsteinherz. Aus dem Rathaus kommt eine Kassette mit Faksimile-Drucken alter Zeitungen. Etwas für Liebhaber ist sicher auch die etwa 75 Jahre alte Conti-Schreibmaschine aus dem Besitz von Hanni Steiner, langjährige Redakteurin bei Weser-Kurier und Bremer Kirchenzeitung.


Den Internationalen Tag der Pressefreiheit hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen 1991 auf Vorschlag der UNESCO ausgerufen. Er erinnert an die "Erklärung von Windhoek", die betont, dass freie, pluralistische und unabhängige Medien ein wesentlicher Bestandteil jeder demokratischen Gesellschaft sind. Darauf bezieht sich auch der Abend in Kooperation mit dem Bremer Presse-Club. Die Botschaft lautet: Jeder Journalist muss überall das Recht haben, frei und ohne Angst berichten zu können.


Doch Anschläge auf die völkerrechtlich garantierte Presse- und Meinungsfreiheit gehören nicht nur in totalitären Regimen zur Tagesordnung. Journalistinnen und Journalisten werden mit Gewalt und Terror unter Druck gesetzt und mit Strafen belegt. Medien werden zensiert oder verboten. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" (www.reporter-ohne-grenzen.de) listet jährlich die Zahl der Journalistinnen und Journalisten auf, die weltweit getötet und inhaftiert wurden. Seit 1997 verleiht die UNESCO zum Internationalen Tag der Pressefreiheit einen Preis im Gedenken an den ermordeten kolumbianischen Journalisten Guillermo Cano Isaza. Die mit 25.000 US-Dollar dotierte Auszeichnung geht in diesem Jahr an die libanesische Journalistin May Chidiac. Am 25. September 2005 verlor sie bei einem Anschlag durch eine Autobombe einen Arm und ein Bein.