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Der Senator für Finanzen

Kranzniederlegung zum 10. Todestag von Karl Carstens auf dem Riensberger Friedhof

30.05.2002

Aus Anlass des zehnten Todestages des ehemaligen Bundespräsidenten Professor Dr. Karl Carstens haben heute Mittag (30.5.2002) in Anwesenheit der Witwe, Frau Dr. Veronika Carstens, Bürgermeister Hartmut Perschau, der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Rudolf Seiters, Bürgerschaftspräsident Christian Weber und Walter Karschies vom Bundespräsidialamt am Grab am Riensberger Friedhof Kränze niedergelegt. Pastor Jens Motschmann von der Sankt Martini–Gemeinde hielt eine kurze Gedenkrede.


Der 1914 in Bremen geborene Carstens ist einer der berühmten Söhne der Stadt. „Er hat entscheidend dazu beigetragen, den europäischen Einigungsprozess der Nachkriegszeit auf ein sicheres Fundament zu stellen und über Jahrzehnte weitsichtig und zielstrebig zu verfolgen. Karl Carstens steht damit in einer Reihe mit den Gestaltern des europäischen Einigungsprozesses, Konrad Adenauer und Helmut Kohl. Dabei hat er die Wiedervereinigung Deutschlands immer fest im Blick gehabt und lange vor ihrer Vollendung fest an sie geglaubt. Noch zu seinen Lebzeiten erfüllten sich die Träume der Deutschen Wiedervereinigung und die Gründung der Europäischen Union mit der Unterzeichnung des Maastrichter Vertrages 1992. Ein großes Lebenswerk fand seine Vollendung“, erklärte Bürgermeister Hartmut Perschau. Für seine Verdienste im Europäischen Einigungsprozess wurde Karl Carstens 1984, genau dreißig Jahre nach der Verleihung an Konrad Adenauer, der Internationale Karlspreis der Stadt Aachen verliehen.


In seiner Geburtsstadt Bremen hat das Wirken Karl Carstens deutliche Spuren hinterlassen: Genau wie die Witwe des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann besuchte er das Alte Gymnasium. Nach dem Kriegsdienst ließ er sich 1945 als Rechtsanwalt in Bremen nieder. Von 1949 bis 1954 vertrat der Jurist unter dem Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen das Bundesland als Bevollmächtigter beim Bund. Seine Bindungen zur Domgemeinde sowie zu Freunden und Verwandten in Bremen pflegte er bis zu seinem Tode 1992. Am 7. Juli 1999 wurde die Werderbrücke in Habenhausen nach ihm in Karl-Carstens-Brücke umbenannt.


Als Bundespräsident führte Karl Carstens die großen Jugendtreffen in seinem Dienstsitz ein. Auch begeisterte er die Bevölkerung für das Wandern. So durchwanderte er in seiner Amtszeit als Bundespräsident mit großer Beteiligung der Bevölkerung die Bundesrepublik von der Ostsee bis zu den Alpen. Bürgermeister Hartmut Perschau: „Der bodenständige und objektive politische Stil von Karl Carstens machte ihn zu einem beliebten Bundespräsidenten mit ausgeprägtem Kontakt zur Jugend. Beherzte und schnelle Hilfe in wichtigen Politik- und Gesellschaftsbereichen gehörten zu seinen herausragenden Tugenden.“ So stellte Carstens als Bundespräsident nach einem Auftritt von Karlheinz Böhm in der Fernsehsendung ‚Wetten dass...’ unbürokratisch ein Spendenkonto beim Bundespräsidialamt zur Verfügung. Karlheinz Böhm hatte ohne entsprechende Organisation und Bankverbindung spontan gewettet, dass nicht einmal ein Drittel der Zuschauer zur Linderung des Hungers in der Dritten Welt spenden würde. Die Zuschauer spendeten und die Aktion „Menschen für Menschen“ entstand.


Von 1954 bis 1955 vertrat Karl Carstens die Bundesrepublik Deutschland als Vertreter Westdeutschlands im Europarat. 1960 wurde er zum ordentlichen Professor für Staats- und Völkerrecht an der Universität Köln berufen. Es folgten Tätigkeiten als Staatssekretär im Auswärtigen Amt, im Verteidigungsministerium und im Bundeskanzleramt. Der CDU-Politiker wurde 1972 als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt, dessen Vorsitz er für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion 1973 übernahm. Carstens war von 1979 bis 1984 fünfter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.