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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Lemke zu den Ergebnissen der PISA-Studie

07.12.2004

Anlässlich der Veröffentlichung der internationalen Ergebnisse der PISA -II-Studie erklärt Bremens Senator für Bildung und Wissenschaft, Willi Lemke:

Es war nicht zu erwarten, dass PISA II (Erhebung in 2003) für Deutschland große Leis-tungssteigerungen bringen würde. Die Maßnahmen zur Qualitätssteigerung, die seit PISA I auf den Weg gebracht wurden, brauchen mehrere Jahre, um sich in den Vergleichstests niederschlagen zu können. Das gilt insbesondere für die Qualitätsverbesserungen in und vor der Grundschule. In Mathematik und Naturwissenschaften sind erste Maßnahmen bereits 1997 – nach den Veröffentlichungen der TIMSS-Ergebnisse (Third International Mathematics and Science Study) – ergriffen worden. Erste Erfolge könnten sichtbar geworden sein. Dass Deutschland einen leichten Sprung nach vorn machen konnte, dürfte vor allem mit einer veränderten Einstellung zum Test zu tun haben. PISA II ist offensichtlich ernster genommen worden als PISA I (Erhebung in 2000).


  • Der Schwerpunkt unserer Arbeit muss weiterhin die Verbesserung der Unterrichtsqualität sein. Guter Unterricht ist entscheidend für den Lernerfolg unserer Kinder. Guter Unterricht bedeutet, dass alle Kinder entsprechend ihres Leistungsvermögens gefördert und gefordert werden und so wenig Auslese wie möglich stattfindet. D.h. der Umgang mit heterogenen Gruppen muss deutlich verbessert werden. Gezielte Förderung von Kindern aus sozial schwachen und aus Migrantenfamilien ist dringend notwendig, um der sozia-len Kopplung entgegenzuwirken.

  • Der Unterricht hat sich einerseits an dem unterschiedlichen Leistungsvermögen der Kinder zu orientieren, andererseits an gemeinsamen Standards auszurichten, die von der KMK entwickelt wurden und in die Bremer Bildungspläne eingehen.

  • Zur Verbesserung der Unterrichtsqualität sind in Bremen diverse Maßnahmen auf den Weg gebracht worden. Wir verlangen den Schulen ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft und Engagement ab. Das ist aber auch notwendig, um die Leistungen und damit die Chancen unserer Kinder zu verbessern. Ich sehe mit Freude, dass sich viele Bremer Schulen dieser Verantwortung stellen.

  • Insbesondere möchte ich die Maßnahmen zur Stärkung der Grundschule nennen, weil hier das Fundament auch für spätere Lernerfolge gelegt wird. Grundlage für eine positive Lernentwicklung in der gesamten Schulzeit ist die gezielte Förderung der Kinder bereits in der Grundschule (Sprachförderung, Leseförderung, mathematisches Problemlösen). Wir arbeiten in Bremen auch intensiv an der Verbesserung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts. 30 Schulen der Sekundarstufe I beteiligen sich am SINUS-Programm der Länder und des Bundes. Der Erfolg dieser Maßnahmen wird sich erst in einigen Jahren bei PISA niederschlagen.

  • Für Bremen erwarte ich, dass die zu Beginn dieses Schuljahres in den 4. Klasen durchgeführten Vergleichsarbeiten VERA bereits erste Aufschlüsse über die Wirkung unserer Maßnahmen zur Stärkung der Grundschule geben werden. Die Ergebnisse werden Mitte Januar zur Verfügung stehen.


Maßnahmen infolge von PISA I


Folgende Maßnahmen zur Verbesserung der Schulqualität sind in Bremen seit

PISA I und z.T. schon davor umgesetzt oder auf den Weg gebracht worden:


Strukturelle Maßnahmen


  • Erweitertes Angebot von 6jährigen Grundschulen,
  • Ausweitung des Gesamtschulangebots, Einführung einer Gesamtschuloberstufe
  • Wahlmöglichkeit der Eltern
  • Abschaffung der Orientierungsstufe,
  • Einführung der Sekundarschule
  • 12jähriger Gy.-Bildungsgang,


Weitere Maßnahmen


  • Bildung im Elementarbereich
    Sprachstandserhebungen vor der Einschulung und Sprachförderung (Sprachschatz).
    Verbesserung der Zusammenarbeit Kindergarten Schule (Gemeinsamer Bildungsplan Elementar-/Primarbereich, Kooperationsprojekte KTH/Grundschule).


  • Stärkung der Grundschule
    Integrierter Schulanfang, Verpflichtende Schuleingangsdiagnose (Eingangstest Mirola), flexibler Eingang und jahrgangsübergreifende Lerngruppen.
    Mehr Unterricht in Deutsch und Mathematik in Klasse 1 und 2, Englisch ab der 3. Klasse.
    Sprachförderung (insbesondere für Migrantenkinder), Leseintensivkurse, Leseclubs.
    Entwicklung von Bildungsplänen (Mathematik und Deutsch) gemeinsam mit drei weiteren Bundesländern, die deutliche Anforderungen am Ende der Jahrgangsstufe 4 formulieren.
    Start des bundesweiten SINUS-Projektes in 10 Bremer Grundschulen.
    Expertenteams zur Evaluation an 30 Bremer Grundschulen.
    Einheitliche Lernentwicklungsberichte.
    Elternarbeit, Intensivierung der Beratung und Information (Broschüre, Halbjahresvoraus-schau in jedem einzelnen Fach).


  • Qualitätssicherung durch Standards
    Ausbau des Qualitätsmanagements und verstärkte Leistungsvergleiche, Qualitätswettbewerb für die Schulen durch Freigabe der Anwahl, Vergleichsarbeiten in Jahrgang 4, 6, 8 und 10, auch gemeinsam mit anderen Ländern (VERA in 7 Ländern).
    Einführung von Standards (KMK).
    Zentrale Abschlussprüfungen in allen Schulen, Zentralabitur ab 2007.


  • Besondere Förderung
    Gezielte Fördermaßnahmen zur Senkung der Wiederholer- und Abbrecherquoten, (Verpflichtung zur Förderung in der Zeugnis- und Versetzungsordnung, Ferienkurse)


  • Schule als sozialer Ort
    Ausbau der verbindlichen Ganztagsangebote an Grundschulen und an Sek-I-Schulen. (in Bremen jetzt 23, davon 8 Grundschulen). Verlässliche Grundschule wird künftig verbindlich.


  • Ausbau der Fortbildung und Unterstützung
    Präsenztage und Fortbildungsverpflichtung sowie Fortbildungsbudgets für Schulen, Verbesserung der Diagnosekompetenz.
    Umgang mit heterogenen Gruppen, verstärkte Fortbildung „Deutsch als Zweitsprache“.
    Einübung neuer Unterrichtsformen (weg vom Frontalunterricht, hin zu Gruppenarbeit und selbständigem Lernen), Teamarbeit des Kollegiums (Schule & Partner);
    Qualitätsprojekte zur Entwicklung modernen Unterrichts, zur Teamarbeit sowie für Schulen in kritischer Lage.
    Systematische Weiterentwicklung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts, der stärker auf alltagsnahe Probleme zielt und unterschiedlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler gerecht wird.


  • Stärkung der Schulleitung
    Vorbereitung gesetzlicher Regelungen zur Erweiterung von Verantwortung und Kompetenzen. Verpflichtende Ausbildung und Fortbildung für Schulleiter, damit sie wirklich ihre Managementaufgaben annehmen und ausüben können.


  • Reform der Lehrerausbildung
    Mehr methodische und didaktische Studienanteile, Praxiserfahrung während des Studiums (Umstellung auf Bachelor/Master).