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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Gemeinsame Erklärung des Senators für Bildung und Wissenschaft und des Präses der Handelskammer Bremen

06.03.2000

Der Senator für Bildung und Wissenschaft und der Präses der Handelskammer Bremen sind sich darin einig, dass die Sicherung der Qualität der Lehr- und Lernprozesse in Schulen sowie die Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des bremischen Bildungswesens eine entscheidende Voraussetzung für die Zukunft des Landes Bremen und die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Gesellschaft sind. Schulen müssen durch Qualität und Effizienz ihrer Arbeit ihren Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Landes leisten. "Bildung" und "Wirtschaft" streben dabei einen größtmöglichen Konsens über Ziele und Maßnahmen in der Erziehung, Bildung und Berufsausbildung junger Menschen an, um sie für ihre zukünftigen Aufgaben im Beruf und in der Gesellschaft bestmöglich vorzubereiten. Von allen Beteiligten ist daher ein möglichst enger und intensiver Dialog zwischen Handelskammer, Betrieben, Schulen und Landesinstitut für Schule unter Wahrung der jeweiligen Verantwortlichkeiten anzustreben.


Qualität des Lehrens und Lernens verbessern

Die national wie international geführten Qualitätsdebatten müssen bei allen Beteiligten den Sinn dafür schärfen, dass Bildung, Qualität und Leistung zusammengehören. Für die Erziehung zur selbstverantwortlichen Persönlichkeit und zum demokratischen, sozialen und ökonomischen wie ökologischen Handeln sind die Prinzipien des Forderns und Förderns gleichermaßen notwendige Voraussetzung. Strukturen und Inhalte des Lehrens und Lernens sind so zu gestalten, dass sie an die Fähigkeiten der Schüler/innen anknüpfen und diese weiterentwickeln. Die Arbeit der Lehrkräfte muss sich an Qualitätsstandards orientieren. Auch im Schulwesen sind deshalb zukünftig regionale, nationale und internationale Leistungsvergleiche im Rahmen eines umfassenden Evaluations- und Schulentwicklungsprozesses notwendig.


Berufliche Orientierung und Ausbildungsfähigkeit in den Schulen stärken

In den allgemein bildenden Schulen werden vielfältige Anstrengungen unternommen, um Schüler/innen auf den Einstieg in die Berufsausbildung und das berufliche Leben vorzubereiten. So werden in der Sekundarstufe I im Fach Arbeitslehre grundlegende technische, ökonomische und haushaltsbezogene Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt. Zukünftig sollen das Arbeits- und Sozialverhalten in den Rahmenlehrplänen verankert und in Zeugnissen bewertet werden. In einem Dokument, das den Schüler/die Schülerin in seinem/ihrem Bildungsgang bis zur Absolvierung der 10. Jahrgangsstufe begleitet – dem Berufswahlpass – sollen alle Lernphasen und –aktivitäten festgehalten werden, die im Zusammenhang mit der Berufsorientierung und Berufsfindung stehen. Diese Maßnahmen sind kontinuierlich auf ihre Aktualität und Leistungsfähigkeit zu überprüfen und weiter zu entwickeln und zwischen allen Beteiligten abzustimmen. Es muss vor allem darum gehen, zur Verbesserung der Ausbildungsbereitschaft und der Ausbildungsreife beizutragen, Fehlleitungen in der Berufswahl zu vermeiden sowie die Fähigkeiten der jungen Menschen zu verstärken, sich auf die Herausforderungen der beruflichen Erstausbildung einzustellen und eine lebenslange Weiterbildung als Bestandteil ihrer Lebensplanung anzusehen.

Der Senator für Bildung und Wissenschaft und der Präses der Handelskammer Bremen kommen insbesondere überein, die Kooperation und das gegenseitige Verständnis dadurch zu verstärken, dass Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte im stärkeren Maße Praktika in der Wirtschaft nutzen, wie auch Fachleute und Vertreter der Wirtschaft und der Hochschulen in den Schulen ihre Erwartungen erläutern und im Unterricht praxisnahe Informationen vermitteln sollen.


Programm zum stärkeren Computereinsatz an Schulen forcieren

Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechniken in den Schulen schafft die Voraussetzung, dass junge Menschen selbstbestimmt, sozialkompetent und leistungsmotiviert in der Lage sind, auf private und berufliche Anforderungen der "Wissensgesellschaft" zu reagieren. Die notwendigen Voraussetzungen zur Implementation neuer Informations- und Kommunikationstechniken können mit größtmöglicher Unterstützung durch die Wirtschaft am besten in gemeinsamer Anstrengung im Rahmen einer Partnerschaft zwischen dem Ressort Bildung und Wissenschaft und der Handelskammer geschaffen werden. Dazu gehört auch ein enger Bezug des schulischen Umgangs mit Computern zu praxisnahen betrieblichen und beruflichen Anwendungsfeldern. Durch Patenschaften zwischen Betrieben und Schulen können diese Maßnahmen wirksam unterstützt werden; der Senator für Bildung und Wissenschaft und der Präses der Handelskammer Bremen werden diese intensiv fördern.


Berufliche Bildung und Weiterbildung weiterentwickeln und im intensiven Dialog mit der Wirtschaft ausbauen

Die Wirtschaft und die Berufsschulen sind Partner in der dualen Berufsausbildung. Die Einführung moderner, zukunftsorientierter Berufsbilder und die Weiterentwicklung des "Modells der Bausteinqualifizierung" wird von der Handelskammer und vom Senator für Bildung und Wissenschaft auf allen Ebenen im Rahmen der Verhandlung des Bündnisses für Arbeit und Ausbildung begleitet und vorangetrieben. Beide Seiten müssen auch zukünftig in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen die erforderlichen personellen und sächlichen Mittel zur Verfügung stellen, um die notwendige Qualität in der Ausbildung zu sichern und damit ihren Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit durch ein hohes Qualifikationsniveau zu leisten.

Dieses gilt auch für vollschulische Bildungsmaßnahmen, die in Ergänzung, nicht in Konkurrenz zu dualen Angeboten eingerichtet werden. Die Einrichtung dualer Ausbildungsgänge hat dabei Vorrang.

Zur Ergänzung und Verbesserung der Sachausstattungen der beruflichen Schulen müssen auch zukünftig neben den Mitteln des Bildungshaushaltes Drittmittel des Bundes und der EU hinzugezogen werden. Darüber hinaus sind die Kooperationen der beruflichen Schulen mit Einrichtungen der Wirtschaft auszubauen.

Die Handelskammer und der Senator für Bildung und Wissenschaft setzen sich gemeinsam für ein gut ausgestattetes Weiterbildungsbudget ein, das von einer ressortübergreifenden Steuerungsgruppe für Aus- und Weiterbildung bewirtschaftet wird. Um die Belange aller Betroffenen, auch die der Wirtschaft, ausreichend berücksichtigen zu können, ist die Einbindung dieser Steuerungsgruppe in einen ständigen Berufs- und Weiterbildungsdialog erforderlich, an dem alle maßgeblichen Institutionen und sonstigen Einrichtungen der Aus- und Weiterbildung beteiligt werden.

Die Arbeit dieses Gremiums orientiert sich am Konsensprinzip.


Ausbildung und Qualifizierung der Lehrkräfte reformieren

Die Sicherung und Verbesserung der Qualität von Erziehung, Bildung und Ausbildung ist durch eine Reform der Lehrerbildung in allen ihren Phasen vom Hochschulstudium bis zur Berufspraxis zu verbessern. Die Vermittlung einer modernen Medien- und Methodenkompetenz muss in allen Phasen für alle Lehrkräfte integriert und intensiviert werden. Die Qualität und Effizienz der Lehrerbildung in Bremen muss evaluiert werden, um solche Reformmaßnahmen zu unterstützen. Die Lehrerbildung muss vor allem von Anfang an durch mehr Praxisnähe neu gestaltet werden.


Der Senator für Bildung und Wissenschaft und der Präses der Handelskammer Bremen werden zukünftig regelmäßig zusammentreffen, die gemeinsamen Verabredungen in dieser Erklärung überprüfen und weiterentwickeln sowie die Zusammenarbeit vertiefen.