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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Fliegen mit dem Computer "gezüchtet"
Ergebnisse des Modellversuchs "Medienerziehung in der gymnasialen Oberstufe" am Schulzentrum Rübekamp

09.03.2000

Das Landesinstitut für Schule (Landesbildstelle) teilt mit:

Wie man heutzutage das Thema Vererbung mit Hilfe des Computers sinnvoll und interessant unterrichten kann, demonstrierte Biologielehrer Hermann Wierichs auf der Abschlusstagung des bundesweit beachteten Modellversuchs "Medienerziehung in der gymnasialen Oberstufe". In seinem Leistungskurs Genetik setzte er das von ihm selbst geschriebene Programm URUMA ein. Diese Simulation versetzt Schülerinnen und Schüler in die Rolle von Forschern: Der (virtuelle) Professor Puvogel hat auf einer kleinen pazifischen Insel eine bisher unbekannte Fliegenart (genauso virtuell) entdeckt. Wegen seiner beschränkten experimentellen Möglichkeiten bittet er seine daheim gebliebenen Mitarbeiter (also die realen Schülerinnen und Schüler im Schulzentrum Rübekamp) durch Kreuzungen eine einfache Genkarte zu erstellen. Dazu müssen die Schülerinnen und Schüler eine Strategie der Kreuzung selbst entwickeln. Der Computer simuliert das Labor, in dem diese Kreuzungen gelingen.

Dieses Beispiel ist nur eines von mehreren, die eindrucksvoll vor Augen führen, welche interessanten Möglichkeiten sich heutzutage durch Nutzung von neuen Medien im Unterricht eröffnen. Wie gut sich z. B: traditionelle Arbeitstechniken im Kunstunterricht mit Gestaltungsmöglichkeiten der neuen Technologien verbinden lassen, zeigte die Lehrerin Barbara Schneider an den gelungenen Produkten ihres Leistungskurses "Selbstdarstellung" auf.

Der von Bundesministerium für Bildung und Technologie geförderte Modellversuch "Medienerziehung in der gymnasialen Oberstufe" wurde in den vergangenen drei Jahren am Schulzentrum Rübekamp durchgeführt und fand jetzt mit einer überregionalen Tagung seinen Abschluss. Senator Willi Lemke machte in seiner Begrüßung deutlich, wie wichtig Medienkompetenz für junge Menschen ist: Wer die Schule verlasse, um eine Lehrstelle zu suchen oder ein Studium zu beginnen, brauche Kenntnisse im Umgang mit Computern. Bremer Schulen müssen bei der Vermittlung von Medienkompetenz so erfolgreich sein, dass den Schülerinnen und Schülern daraus ein Vorteil entstehe.

Er dankte den am Modellversuch beteiligten Lehrkräften dafür, dass sie sich auf das neue Arbeitsfeld gewagt hätten und anerkannte das Erreichte.

Die beiden Initiatoren Peter Böhmer und Horst Grotheer hatten aufgrund ihrer Erfahrungen mit einer Radio- und einer Video-Arbeitsgemeinschaft bereits 1993 die Idee eines "Grundkurses Medien" entwickelt, den die Bildungsbehörde dann zur Erprobung genehmigte. Ermutigt durch die positiven Ergebnisse und unterstützt von der Landesbildstelle konzipierten sie den Modellversuch Medienerziehung, bei dem es darauf ankam, möglichst viele Lehrkräfte ihres Schulzentrums mit anderen Fachkursen in das Projekt Medienerziehung einzubinden. Dieses zu anderen Versuchen einmalige Unterfangen fand Anerkennung bei der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und damit Förderung durch Bundesmittel.

Zunächst beteiligten sich nur wenige Lehrkräfte aus dem Kollegium, aber das reichte aus, um den Versuch durchzuführen.

Dem Engagement und Durchhaltevermögen der Lehrkräfte, ihrer guten Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfsbereitschaft ist es zu verdanken, dass der Modellversuch trotz vieler technischer, organisatorischer und inhaltlicher Problemen erfolgreich war. Inzwischen zeichnet sich im Kollegium längst ein Stimmungsumschwung zugunsten der Medienarbeit ab.

Sichtbaren Ausdruck fand der Erfolg vor allem in der Tatsache, dass die Grundkurse Medien und die Ausdehnung der Medienarbeit auf Fachkurse viele Schüler veranlasst haben, sich nach der Sek. I für das SZ Rübekamp und solche Kurse zu entscheiden. Auch die Elternvertreter haben sich sehr für Medienerziehung eingesetzt.

Den hohen Stellenwert des Modellversuchs bestätigten auch die Mitglieder des überregional besetzten Beirats. Professor Aufenanger wies in seinem Resumee darauf hin, dass solche Schulentwicklungsprozesse ihre Zeit brauchen. Elemente, die zum Erfolg führen, würden sich ergeben aus der Verbindung neuer Medien mit neuen Lernformen, Bereitschaft zur Veränderung schulischer Organisationsformen, Freiwilligkeit der Mitarbeit an einem realisierbaren Programm, Qualifizierung der beteiligten Lehrkräfte und Belohnungen für innovativen Unterricht.