18.08.2005
So manche Erkenntnis der Quantenphysik erscheint schlicht unmöglich: Sie überschreitet Grenzen des Machbaren und Alltäglichen – ein Prinzip, nach dem auch Theater vielfach strebt. In diesem Jahr feiert Deutschland das „Einsteinjahr“ und die UNESCO das „Jahr der Physik“. Vom 2. September bis zum 2. Oktober 2005 macht die bremer shakespeare company (bsc) Quantenphysik zum Thema einer Wissenschaftsshow: Zusammen mit bekannten Artisten zeigt sie „Circus Quantenschaum – Die Reise ins Ungewusste“. Die Show ist ein Projekt im Rahmen von „Bremen_Bremerhaven – Stadt der Wissenschaft 2005“. Die Generalprobe für dieses ungewöhnliche Stück findet am Donnerstag, dem 1. September, um 20 Uhr statt. Premiere ist am Freitag, dem 2. September um 20 Uhr jeweils im Zirkuszelt am Licht- und Luftbad auf dem Stadtwerder.
Ein Zirkusdirektor erscheint im Vorzelt und dirigiert die Gäste nach einem speziellen System auf ihre Plätze. Soweit erscheint noch alles ganz normal. Doch dann: In der Zirkusmanege beginnen eine Motorsäge, eine Gurke und eine Pampelmuse durch die Luft zu kreisen. Ein Jongleur wird von weißen Bällen verfolgt. Sie gleiten über seinen Körper und nur gelegentlich gelingt es ihm, sie unter Kontrolle zu bringen. Zwei junge Artistinnen halten sich am Trapez gegenseitig in der Luft und sind trotzdem ständig in Bewegung.
Zwei Maskenspieler verwirren die Zuschauer mit ihren Fragen vollends: Wo bleiben die Gesetze der Schwerkraft? Sind die Artisten lebendige Wesen? Oder ist es reine Energie, die dort zirkuliert? Ist das, was wir sehen, überhaupt real? „Die Frage ist nicht: Was existiert? Sondern: Was passiert?“, hat Physiker Hans-Peter Dürr einmal festgestellt. Denn nach der Auffassung der Quantenphysik sind die Naturgesetze keineswegs festgeschrieben: „Der Kosmos ist prozesshaft, nicht objekthaft, sondern gewissermaßen nur ein ,Dazwischen’.“
Für das Konzept und die Texte zur 90-minütigen Show hat sich die bsc wissenschaftliche Unterstützung bei Hans-Peter Dürr, dem ehemaligen Geschäftsführenden Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik und Astrophysik und Träger des alternativen Nobelpreises, geholt. „Wir haben versucht, Artistik mit theoretischer Wissenschaft zu vereinen, um zu zeigen, dass so etwas scheinbar Abgehobenes wie Quantenphysik durchaus mit unserem Alltagsleben zu tun hat“, sagt Renate Heitmann, von der Theaterleitung der bsc.
Vorbild für die artistische Umsetzung von „Circus Quantenschaum“ sind die poetisch-theatralischen Inszenierungen des neuen, französischen Zirkus. Für sein Projekt hat die bsc neben eigenen Ensemblemitgliedern international bekannte Artisten verpflichtet. Dazu gehören unter anderem Circus Roncalli-Akteure, wie der Pantomime Gregor Wollny und der Hochradartist Christoph Engels, der Kreiselkünstler Jochen Schell – ehemals Cirque du Soleil, die Schlangenfrau Andréane Leclerc aus Kanada und Stefan Sing, einer der führenden Vertreter der zeitgenössischen Jonglage. Musiker Willy Daum hat eine „Quantensuite“ für Klarinette, Violine, Tuba und Schlagwerk komponiert.
Genaue Aufführungstermine finden sich unter:
www.circus-quantenschaum.de